937 Worte über die steigende Bedeutung von Schriften im Marketing – und kaum eins über den Flächenverlust

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Apple / Design / Journalismus / Produktmanagement / User Experience / Web
Type war früher schon heiß, als die Type noch gegossen wurde:

Move over, Helvetica: Type is hot: „Blue-chip companies like Ford and Citibank as well as storied publications like The Atlantic are commissioning custom fonts in search of a unique look.“

(Via.)

Dass Mercedes-Benz eine eigene Schriftart, ist klar. Aber wer kann sich so etwas leisten? Auch wenn das sehr viele Kunden haben wollen.

Aber was ich sagen will: Egal ob diese Schweizer Type oder San Francisco, auf immer kleineren (und auch pixeligen) Displays ist Schrift für die Marke überlebensnotwendig. (Ist das ein Wort?)

Publishing has long had a focus on type, but the proliferation of mobile devices has raised demand for fonts that have the flexibility to adapt to different screen sizes and can create a consistent brand across different media platforms.

Ich möchte den letzten Satz noch einmal hervorheben. Wenn alle Onlinemedien das gleiche Grid verwenden, weil das wegen des Satzes an IAB-Standard-Werbeformaten (beinahe) unvermeidlich, bleiben nur noch Farbe und Schrift, um sich gegenüber des Wettbewerbs zu differenzieren. Das krasse Redesign von Bloomberg wird im Artikel auch erwähnt – auch mit der guten, alten Helvetica kann man noch richtig knallen. Das muss nicht immer so staatstragend sein wie bei BMW.

Deswegen ist mir die Auswahl der richtigen Schrift für ein Vertical bei TargetVideo auch so wichtig. Bei bettgefluester.tv haben wir uns für Function Pro entschieden, weil diese Schrift eine klassische Moderne hervorruft, einen hochwertigen Charakter – gerade im Kontrast zu den quietschigen Highlightfarben auf der Seite (Magenta/Pink/Violett).

Farbe scheidet bei dynamischen Seiten oft als Differenzierungsmerkmal aus, weil der Content selbst eine Farbe mitbringt. Nicht alle Farben funktionieren gut mit anderen. Und dann ist man schnell bei einem weißen oder schwarzen Seitenrahmen. In einem Prototypen für eine neue prosieben.de habe ich etwa mit dem strahlenden Mitternachtblau der Seite gespielt.

Online-Medien wie The Atlantic kann man jetzt schon erkennen. Und sie machen sich mit einer eigenen Schrift noch wiedererkennbarer. Es geht nicht um die Flexibilität, sondern auch um die Stabilität der Marke.

Das ist mir sogar für mein Blog wichtig. Playfair Display habe ich als Schrift für die Headlines. Aber ich empfinde die als etwas überexponiert, einfach weil die Schrift so schön ist – und über Google Fonts allen zur Verfügung steht. Daher ist eine meiner regelmäßigen Suchen „underused Google Font“.

Vielen Bloggern geht es ähnlich. Einige WordPress-Theme-Frameworks machen sogar die Auswahl eines Google-Fonts über ihre Backendfunktionen möglich. Das Ergebnis ist nicht gerade schlanker Code, aber Performance ist ja nicht alles.

Meine Mutter müsste eigentlich in Haßloch wohnen. Ich auch, habe ich jetzt festgestellt

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Eltern

Haßloch ist eine rheinland-pfälzische Gemeinde, die keiner kennt. Außer, man arbeitet im Marketing. Haßloch ist als Testmarkt in Deutschland weltbekannt. 

Haßloch ist Testmarkt der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für neue Markenartikel und Konsumprodukte: Im Haßlocher Einzelhandel sind vorab Produkte erhältlich, die erst in Zukunft in Deutschland eingeführt werden sollen. In das örtliche Fernsehkabelnetz werden eigens gedrehte Werbefilme für diese Produkte eingeblendet, einzelne Zeitschriften (wie zum Beispiel die Hörzu, Bunte) werden speziell für Haßloch mit Anzeigen für die neuen Produkte herausgegeben. Einige Bürger besitzen zudem Karten mit Strichcodes, die beim Einkauf gescannt werden, so dass eine Zuordnung der Einkäufe zu einzelnen Haushalten oder Personen möglich wird.

Meine Mutter reagiert auf Promotion-Aktionen wie das der Handel erwartet: mit Neugierde. Ihre Lieblingsschokolade gibt es jetzt mit Ananas-Geschmack? Fanta Knoblauch? (Alle Beispiele erfunden.) Das ist erst mal interessant.

Und das Schlimmste ist: Ich bin genauso. Wenn ich irgendwo ein E-Book mit Informationen über meine Wissensbereiche oder meine Arbeitsdomäne sehe, greife ich erst einmal zu. Auch wenn ich dann monatelang irrelevantes Zeugs von HubSpot und anderen Services zugeschickt bekomme, ich werde das nicht los. Die Neugierde siegt. 

Dabei müsste ich es besser wissen: Auch in der Mensa meiner Alma Mater wurden oft neue Produkte aus den Regalen von Unilever und Co. getestet. In besonderer Abneigung erinnere ich mich noch an eine Magnum-Stieleis-Variante mit Orangengeschmack. Die war kalt, aber das war auch das einzige Positive, was ich über sie sagen kann.

Übrigens scheint das Sammelgen sich an den Nachwuchs vererbt zu haben. Der große Sohn kann auch aus allen möglichen Pappen und Papieren noch etwas basteln.

Es gibt immer mehrere Wege… zu einem GIF

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Design

Ich mag GIFs eigentlich gar nicht besonders, aber manchmal vermitteln sie mehr von einem Design als ein flacher Screen ohne Interaktion. Daher arbeite ich gerade an einem Workflow, den alle meiner Kollegen machen können, um etwas aufzunehmen. Der kostengünstigste Weg ist Licecap, darauf bin ich durch einen Blogpost von Gina Trapani gestoßen, der Gründungschefredakteurin von Lifehacker. So ist auch die Grafik zu diesem Post entstanden.

Screengrab mit LICEcap von einem Word-Dokument funktioniert immer. Aber: Das fühlt sich hacky an. Ein echter Designer macht das anders. Auch wenn ich keiner bin, ich mag Sketch. Und in Sketch gibt es dafür ein Plugin, das ich mir von GitHub besorgt habe.

Frame-Animationen brauche ich keine komplizierten, nur zwei Bilder, die sich mit einer halben Sekunde Laufzeit abwechseln. Voilà.

Anklicken, beide, sonst tut sich nichts.

Mit Sketch entstanden:

Mit Sketch entstanden

Mit Sketch entstanden

Mit Word entstanden:

How-much-is-the-fish-Word

Buchkritik: Seveneves von Neil Stephenson

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Allgemein
Der reichste Literaturkritiker der Welt, Bill Gates, hatte das Buch empfohlen. Viele der Sachbücher, die der Microsoft-Gründer in den letzten Jahren empfohlen hatte, hatten mir gefallen. Warum sollte ich nicht auch einem Roman eine Chance geben? Ich hatte lange Zugfahrten im Besonderen und viele Zugfahren im Allgemeinen vor mir. Die Rede ist von „Seveneves“ von Neil Stephenson.

Bei 850 Seiten im Buchladen wäre ich zurückgeschreckt. Wie soll ich das denn bei der wackligen Fahrt vor mir dauerhaft still halten? Digital ist besser: ssind auf dem Kindle ja nur viereinhalb Megabyte. Text braucht nicht so viel Speicherkapazität. Und der Kindle oder das Smartphone, auf dem ich in letzter Zeit am meisten lese, sind auch immer gleich schwer. Selbst wenn es zum Schmökerphone geworden ist.

„Seveneves“ ist radikal in seiner Absolutheit, so wie das im Science Fiction-Genre wohl oft die Gedankenexperimente sind. Der Mond wird zerstört, und er wird der Erde auf den Kopf fallen. Da wären sogar die Gallier empört. Was macht die Menschheit? Sie bereitet sich auf die Flucht in den Weltraum vor. Diese Flucht ist der wesentliche Gegenstand des Buches. Wer darf, wer nimmt sich das Recht, welches Recht gilt da oben – das sind die harten, pragmatischen Fragen, die ganz natürlich in der Handlung des Romans beantwortet werden.

Wer das Buch noch lesen möchte – es folgen SPOILER.

Also wirklich jetzt, die Lektüre lohnt sich. Tolles Buch für einen viel zu entspannten Urlaub am Pool.

Besonders einleuchtend sind die Fortschritte in der Gentechnik, die die Menschheit macht. Erschreckend zeitgemäß, wie ich jetzt in der ZEIT lesen konnte. (Diese Kreuzverbindungen, die wie Serendipität einfach so entstehen, weil sich Strömungen im Leben miteinander vermengen und Verweise ergeben, sind das Beste daran, auch mal Belletristik zu lesen.)

Wenn sich in Washington – wie im Dezember vergangenen Jahres – Biowissenschaftler aus allen relevanten Forschungsnationen versammeln, um sich über die Möglichkeiten und Grenzen von genome editing zu verständigen, gähnt die Welt und wischt schnell wieder dorthin, wo’s um Gadgets statt um Gene geht. Woher kommt diese Ignoranz?

Epigenetik nennt das Stephenson. Keine Ahnung, ob er das richtig definiert, aber es fühlt sich echt an. Und so folgt man den logisch scheinenden Volten seiner Geschichte, die einen längeren Zeitraum überbrückt, als ich zunächst gedacht hätte. 5000 Jahre erlauben erhebliche genetische Veränderungen an den Menschennachfahren, vor allem wenn man sich mit dem Überleben und nix  Anderem als dem Überleben beschäftigen muss. Die gute Nachricht: Inzest ist heilbar, aber wir können immer noch nicht mit denen, die anders sind als wir, in Frieden zusammenleben. Krieg ist eine unheilbare Krankheit. Conditio humana.

Das Buch schlägt wilde Haken, legt falsche Fährten und verliert sich in seitenlangen Beschreibungen von Raumstationen. Ich sehe förmlich die establishing shots vor meinem inneren Auge, die davon vorbereitet werden. Kubrick hätte sich auch um die Filmrechte bemüht.

Der Weltraum unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer der letzten Überlebenden der Menschheit. The final frontier. Where noone has gone before.

Die wirklichen Filmrechte an „Seveneves“ hat jetzt Ron Howard erworben, ein Experte für Not-OPs an notleidenden Raumschiffen (der Regisseur von „Apollo 13“. Lustig, dass auch im Roman auf diese Weltraumgeschichte der Menschheit verwiesen wird. Das Runde muss ins Eckige ist auch in der Astronautenzunft ein geflügeltes Wort.

Ich bin kein Science-Fiction-Vielleser. Aber: „The Martian“ habe ich im Kino ja leider verpasst, aber das Buch habe ich auch ähnlich schnell weg gelesen. Pageturner wie „Seveneves“ können Amerikaner einfach schreiben. Sogar als Nicht-Muttersprachler kann man dem Sog des Buches nicht widerstehen. Die Empfehlung von Bill Gates habe ich nicht bereut.

Es war heiß, als diese Mail geschrieben wurde

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Bayern

Erster Satz der Einladung, die ich per Mail erhalten habe:

Nicht vergessen, reservieren Sie sich noch ihre Plätze für München

Letzter Satz der Einladung:

Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Ich freue mich Sie persönlich in Köln zu begrüßen.

Ja, bei mir sind auch 34 Grad Celsius im Büro. Aber damit der Fehler nicht mehr passiert, die beiden Kathedralen der Städte im 1:1-Vergleich. Und ich bin mir sicher, der Verfasser versinkt irgendwo eh vor Scham im Boden.

(Bin gespannt, ob noch eine Korrektur folgt.)

Wie viele deutsche Fahnen passen auf ein Auto?

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Fußball
Die Überschrift liest sich hoffentlich ein bisschen wie ein Ostfriesenwitz. Oder einer der anderen, der auf Kosten von Minderheiten geht. Nicht, weil ich die gut finde, sondern weil es zu viele Fahnen auf einem Auto geben kann.

Versteht mich nicht falsch, ein bisschen Patriotismus täte Deutschland gut, gerade auf die Errungenschaften der Demokratie kann man wirklich stolz sein, mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der grässlichen Dimension deutscher Verbrechen.

Ich glaube, der Deutschlandstolz in positiver Hinsicht ist mit dem Sommermärchen 2006, von dem auch dieses Foto stammt, erwacht.

Zahl-der-deutschen-Fahnen-cool

Das Maximum dessen, was ich in 2016 zählen konnte, waren 8 Fahnen: eine an der Antenne, zwei an den Außenspiegeln, vier als Klemmfahnen an der Tür und eine als Aufkleber auf der Motorhaube. Da man sicher auch noch mehr Fahnen auf das Auto kriegt, habe ich die Achse nicht bei acht aufhören lassen.

Danke an Flickr-User Ralf für das tolle Foto!

Filmkritik Deadpool: Anders, aber hallo, schau mal! Wie anders ich bin! #zwinker

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Film

Soweit ich weiß, habe ich nicht ADHS. Das zeitgenössische Mainstream-Kino geht aber wohl davon aus, dass alle Kinobesucher daran leiden. Es gibt Statistiken, nach denen 14 Prozent der US-amerikanischen Jungen zwischen 5 und 17 daran leiden, aber nur 5,9 Prozent der Mädchen. Die Zielgruppe von Jungs zwischen 14 und 19 ist eine der wichtigsten Zielgruppe auch für deutsche Kinos. Sie machen zehn Prozent aller Kinobesuche aus. Daher werden Filme immer hektischer. Zeit zum Luftholen ist kaum. Das gilt auch für „Deadpool“.

Deadpool ist ein ADHS-Abenteuer, genau wie „Avengers Teil M“ oder „Transformers Teil N“ oder „Spider-Man vs Godzilla“. Weiterlesen

Neues Framing: Warum die Kicktipp-Macher mal einen kleinen Tritt brauchen

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Amazon / Softwareentwicklung / Startups / User Experience / Web

Du hast eine Web App, die ihren Wert am Markt bewiesen hat. Du stellst fest, dass zu besonderen Events dein Produkt noch mal einen zusätzlichen Traffic-Boost erhält. Und dann kriegst du es nicht hin, dass deine Server den Ansturm aushalten. Die Rede ist von Kicktipp.de, dem Sommerliebling unter den IVW-kontrollierten Websites.

In geraden Jahren wird nämlich von UEFA oder FIFA noch mal ein Monat kostenloser Hochlast-Traffic verschenkt. Das nennt sich im Sprachgebrauch der Nicht-Techies Fußball-Europameisterschaft oder -Weltmeisterschaft und ist so berechenbar wie das Amen in der Kirche. Und dann stellt sich der Unternehmensgründer dann da hin und jammert, dass er die Server am Laufen halten muss:

Wettfieber: Die Kicktipp-Macher verführen die ganze Nation – DIE WELT: „“

(Via.)

Zum Beispiel wegen der vielen Nutzeranfragen, die alle zeitnah beantwortet werden. Oder wegen der ständigen Sorgen um die Technik. „Die Server müssen immer wieder kurzzeitig extreme Lasten abfedern. Denn alle sitzen vor dem Fernseher und haben zur gleichen Zeit den gleichen Impuls: Tor, Jubel – und dann wird schon auf dem Smartphone nachgeguckt, welche Auswirkungen sich daraus für das Tippspiel ergeben.“ Beim ersten Deutschland-Spiel war die Homepage dadurch nach dem Schlusspfiff gleich mal für wenige Minuten nicht erreichbar. „Da bereitet man sich ein Jahr vor – und dann das“, ärgert sich Vygen, der nun über eine Aufstockung der Serverkapazitäten nachdenkt.

Hm. EM ist immer so plötzlich. Wäre Aufstockung der Serverkapazitäten nicht die erste Idee gewesen? Das Wachstum geht ja offenbar seit Jahren schon so.

Von Mal zu Mal bleiben mehr Spieler „hängen“ und werden zu Stammkunden. 

Er sagt auch, dass er immer noch im Startup-Modus unterwegs sei. Aber das scheint mir nicht zu sein. Seine Peaks liegen vorhersehbar in der Zeit Spielbeginn plus zwei Stunden. In der Zeit kann er schon ein paar mehr Server starten, AWS macht das einfach. Wahrscheinlich hat er seine Infrastruktur, die nicht so leicht skalierbar ist. Aber ich finde, in der spielfreien Zeit wird es Zeit, für einen Kurs in Sachen Cloud Architektur. Ich kann da was bei Cloud Guru empfehlen. Und hier einen ersten Einstieg in Sachen Microservices-Strategie.

„Wörter wie ,Strategie‘ und ,Businessplan‘ fallen bei uns nicht“, sagt der Jurist aus Duisburg, der später zum Programmierer wurde. Er habe einfach Spaß an der Arbeit und der Seite.

Es ist ja nicht so, dass Kicktipp.de nur zu solchen internationalen Events ein Problem hätte. Wer an einem Bundesligaspieltag samstags um 17.20 Uhr auf die Seite geht, kennt genau das gleiche Phänomen. In einer App könnte man das sogar noch leichter skalieren – lokale Kopie der Daten halten, nur das Ergebnis-JSON anfordern, dass man in einem CDN hält. Dann muss kein Nutzer den ganzen Seitenaufbau laden. Aber die App ist zum Beispiel auch nur ein Wrapper für die Website, in der Architektur geht das natürlich auch nicht.

Tonio: Shazam für Kino-Werbung – eine Kritik

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Android / App / Apple / Film / iOS / Konzeption / User Experience
Neue App-Ideen sind schwer. Bei anderthalb Millionen Apps in den jeweiligen Mobile-OS-Stores ist alles schon da. Pitches für neue Apps klingen so wie Pitches für Hollywoodfilme früher klangen: So wie Casablanca, nur mit Tieren. Äh, so wie Shazam, bloß für Kinowerbung.

So stelle ich mir zumindest den ursprünglichen Pitch für Tonio – Ton mit Information – vor, eine App, die es für iOS und Android gibt, und die ich jetzt in einer Kinowerbung gesehen habe.

Während ein bestimmter Werbespot im Kino läuft, soll der Nutzer die App öffnen, damit man eine Frage beantworten kann. Im Grunde ist es ein tongesteuerter Quiz-Player auf dem Smartphone.

Shazam für Kino-Werbung

Hm, und warum halte ich das für eine bescheuerte Idee?

  1. Im Kino ist schlechter Empfang. Die Datenverbindung wird leiden. Viele Kinos haben Signalunterbrecher installiert, die den Empfang gar ganz unmöglich machen. Aber selbst wenn du Netz hast, du musst die mehrere Megabyte große App herunterladen, installieren, und spätestens dann ist der Quizaufruf auf der Leinwand schon wieder vorbei.
  2. Zwei oder drei Spots zuvor hat das Kino mich aufgerufen, das Smartphone auf lautlos oder gar Ruhemodus zu stellen. Den Nutzer dann zu incentivieren, wieder das Smartphone auf aktiv zu stellen, ist nicht im Sinne des Kinobetreibers. Indem das Kino diesen Spot zeigt, schadet es der eigenen User Experience auf drastische Art und Weise.
  3. Ich kann eine Frage beantworten. Allein. Im Kino, wo ich meist mit anderen bin. Ist das wirklich Anreiz genug, mir die App herunterzuladen? Mir scheint hier die Akquise von Nutzern nicht besonders durchdacht worden zu sein.

Ja, Tonio kann wohl auch während des Radiohörens eingesetzt werden. Aber warum sollte ich Radio hören, wenn ich ein Smartphone dabei habe? Ü40, ick hör dir trapsen.

Offenbar finden das auch andere. Die App hat laut offen sichtbarer Play-Store-Statistik etwa tausend Downloads.