Bewerber-Software, oder Bewerbungs-Verhinderungs-Software

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User Experience / Web
Mein aktueller Arbeitgeber setzt so etwas nicht ein wie die im Titel gemeinte Bewerber-Software. So muss man die nämlich nennen, dann nimmt man die Kundenperspektive ein. Irgendwas Unmenschliches muss nämlich in HR- und IT-Verantwortliche in großen Konzernen gefahren sein, dass sie das Bewerben beim eigenen Unternehmen so schwer machen. Nach dem Klick auf den Bereich „Job & Karriere“ muss man mindestens

Keine Angst, lieber Arbeitgeber. Ich suche nix Neues. Vor einem Jahr sah das aber anders aus, und jedes dieser Tools war furchtbar. Am angenehmsten waren die kleinen Unternehmen, bei denen man sich einfach mit einer gut formatierten Arbeitsmappe und einem Lebenslauf (beides als PDF) bewerben konnte. Nach den endlosen Klicks muss man sich einen Account bei einem Unternehmen anlegen, von dem beide nix haben – das Unternehmen darf mich nicht einfach so auf diesen Kontaktdaten kontaktieren, und die Wahrscheinlichkeit, dass es in meinem oder deinem speziellen Arbeitsteilmarkt noch einmal eine offene Stelle bei GENAU dieser Firma gibt, dürfte auch sehr klein sein.. Bei Google und Amazon mag das anders sein, weil die so groß sind. Aber ein Mittelständler mit eigenem Onlineshop? Da dürfte das Team, das gerade aufgebaut wird, ein paar Jahre das gleiche bleiben. 

Manchmal gab es einen Gast-Checkout (erst einmal keinen Account anlegen), wie bei den professionellen Shops auch. Aber das war eher die Ausnahme. Meist war es Software, die nach SAP roch, auch wenn sie es nach den Angaben von Built with nicht war. User Experience oder gar Customer Experience? Hier jaulen tausende ehemalige Jobbewerber auf. Haha, und dann war die Bewerbung weg – abgestürzt in schlecht programmierten Javascript-Dateien, die offenbar nie auf mobilen Geräten oder einem Mac getestet wurden.

Das Gute ist, dass sich viele Arbeitsmärkte drehen. Diese Silos zur Verwaltung von maximal 1,25 MB großen Zeugniskopien (warum? ich muss meine Bewerbung winzig klein komprimieren, dass man von Zeugnissen nix mehr lesen kann. Das System hat gewonnen, das Ergebnis ist für beide Seiten mehr Aufwand. Und es ist Mist – da wird Zeit verbrannt beim Kopieren zu SmallPDF und beim Entziffern von Herunterskalierten Dokumentenscans.) Da bewerben sich Unternehmen um Kandidaten, nicht mehr Bewerber bei Unternehmen. Damit wird diese Software wertlos. Viele US-Startups haben bereits 1-Klick-LinkedIn-Bewerbungen, mit denen sie Profile einsammeln. Wir sind dazu übergegangen, interessante Talente direkt im Netzwerk anzusprechen. Da, wo sie aktiv sind. Xing, LinkedIn, auf ihrem Blog, bei GitHub (so suchen Konzerne wie Google und Facebook, vor allem nach interessanten Committern bei Open-Source-Projekten).

Wir sind klein, wir suchen dann gezielt nach den Vorerfahrungen, die wir uns vorstellen. Sehr personalintensiv, aber auch sehr zielgenau. Talentesuche ist eine Führungsaufgabe, auch wenn viele C-Level-Executives das noch nicht wahr haben wollen.

Workflow: Eigene Beitragsbilder für Blogposts erstellen

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Blog / Design / Software
Viele Menschen sind visuelle Typen, ich auch. Daher soll mein Blog schöner werden. Oftmals kommen mir einfache Bildideen, die ich mit freien Bildern aus den üblichen Stockbilddatenbanken herstellen kann – wenn es um die Cloud geht, sind ein paar Wolkenbilder schnell gefunden. Wie hieß es früher bei der Tageszeitung: Ein Bild ist schnell geschrieben. Aber manchmal habe ich auch eine andere Idee, die ich mit einer Vektorgrafik illustrieren kann. Heute soll es um den Workflow für Beitragsbilder geben.

Als erstes muss ich Sketch öffnen. Das Programm gibt es leider nur für Mac, und wie OmniGraffle ist es einer der wesentlichen Gründe, warum ich vom Mac gar nicht mehr loskomme.

A drücken: Artboard einfügen – in einer Größe von 1500×1000 Pixeln. Sketch arbeitet mit Artboards. Nur die kann man als Ganzes exportieren am Ende. CMD + R erlaubt dann das Umbenennen dieser Gruppe von Elemente, damit man am Ende verschiedene Versionen der Datei nicht immer wieder händisch umbenennen kann.

Auch wenn ich nicht pixelgenau in Photoshop, sondern mit Vektoren in Sketch designe, ist diese Angabe der Artboard-Größe hilfreich. Sie erlaubt die gedankliche Kalkulation der notwendigen Schriftgrößen. 64-100 Punkt liefert etwa eine gute Größe für die Headlines, 200 Punkt für Font Awesome-Glyphen. Einige WordPress-Posts habe ich so illustriert. Ja, ich bin kein Designer. Aber das habe ich hier auch schon verkündet.

The Best Project Management Software: 50 Tools for Team Task Management

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App / Produktmanagement

Dieser Blogpost aus dem Zapier-Blog sollte eine eigene Webseite sein: mostawesomeprojectmanagementsoftwarereviewever.com. 

Ich habe in meiner Karriere als Produktmanager auch schon das ein oder andere Tool für ein besseres Projektmanagement evaluiert. Zuletzt für Target Video, wo ich Produkt leite, Jira, Basecamp und Trello. Wir haben uns dann für Jira entschieden, weil es so modellierbar ist. Leider macht das den Einstieg ein bisschen schwieriger. Als Admin mit Jira zu arbeiten macht keinen Spaß. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich immer wieder nach neuen Tools schaue. Trello benutze ich etwa, um Ordnung in einen Haufen User Stories zu bekommen, Wunderlist für meine eigene To-Do-Liste.

The Best Project Management Software: 50 Tools for Team Task Management: „“

(Via.)

Tipp für Getränkemärkte: nicht nur Öffnungszeiten, sondern auch Sortiment verraten

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E-Commerce / Konzeption / User Experience / Web

Die Orterer-Getränkemärkte sind eine regionale Kette, die in und um München herum viele Getränkemärkte betreiben. Ich kenne sie, weil sie einer der Läden mit Rothaus Tannenzäpfle im Sortiment waren, die ich ganz gern mal mochte. Das ist mittlerweile so lange her, dass auch die Erinnerung daran und nicht nur das Leergut, das ich dahin zurückgebracht habe, Staub angesetzt haben.

Wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, komme ich auf einer der nicht so stauanfälligen, möglichen Routen auf der Heimfahrt an einem Orterer-Getränkemarkt vorbei. Und weil es so heiß ist, wollte ich mir eine Kiste Gösser Naturradler kaufen. Gösser ist eine steirische Brauerei, die sogar bis nach Bayern ihr Bier vertreibt. Als ich vor kurzem in Wien war, war das Naturradler genau das richtige Getränk: eiskalt, genossen mit gebratenem Fleisch, bei 32 Grad Celsius an einem herrlichen Sommerabend. Da ich entschieden habe, dass dieser Sommer noch ein paar davon bringt, wollte ich den Genuss kistenweise.

Bevor ich etwas kaufe, und sei es ein Stift, lese ich Rezensionen, Kommentare bei Amazon und anderen Händlern. Bevor ich einfach in den Laden fahre, will ich wissen, ob das Produkt da ist. Da wäre eine kleine Sortimentsliste hilfreich. Unser örtlicher Getränkemarkt hat so etwas, und daher wusste ich, dass ich in Kolbermoor kein Naturradler bekommen würde. Aber Orterer hat nur seine Sonderangebote online und einen Link auf seine App. Die ist offenbar kein riesiger Hit, sie hat nur ein paar hundert Downloads. Orterer-App-500-InstallationenOffenbar handelt es sich um einen Phonegap-artigen Wrapper namens AppYourself, damit der Händler sagen kann: „Gibt es jetzt auch als App!“ Darauf hat mich vor allem das Standard-iOS-Hauptmenü gebracht, das es in dieser Form bei Android sonst eigentlich nicht gibt.

Wie hätte man das verhindern können?

Der Händler sollte sich die Fragen stellen, die Kunden haben können. Eine kleine Befragung an einem Samstag in der Schlange vor der Kasse könnte helfen:

  • Was erwarten Sie von unserer Website?
  • Sind Öffnungszeiten wichtig?
  • Wollen Sie Angebote nachlesen können?
  • Telefonnummer?
  • Sortiment?
Für mich wäre das Sortiment jedenfalls nicht das letzte. Es muss ja gar nicht so sein, dass der aktuelle Bestand wie bei Ikea jederzeit aktuell auf der Website abrufbar sein müsste. Das erfordert eine Integration des Warenwirtschaftssystems. Aber einmal im Monat eine CSV-Datei herunterladen, in eine Liste mit ein paar Bullets umwandeln, falls sich öfter mal was am Sortiment tut – das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

TL;DR

Ein Münchener Getränkemarkt hat zwar keine Sortimentsliste auf seiner Website, aber sogar eine App. Ein bisschen mehr Kundenzentrierung könnte nicht schaden.

Übermedien ist toll, und die Rubrik Bahnhofskiosk auch

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Journalismus

Ich unterstütze als Abonnent über Blendle Übermedien.de, weil ich das Projekt gut finde. Für diesen Satz allein zahle ich gern 3,99 Euro!

So irgendwas wie nie | Übermedien: „Diese ganze „wie nie‘ Welle ist irgendwann einmal von Männermagazinredakteuren erfunden worden als „erotisch wie nie‘, weil selbst Männermagazinredakteure zu genant sind zu schreiben, „diesmal sieht man auch ihr Schamhaar‘ (die Zeile kommt aus Zeiten, als es noch Schamhaar gab, daran sieht man schon, wie alt sie ist).“

(Via.)

Das größte WordCamp kostet 40 Euro. Die größte Typo3-Konferenz 590 Euro

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CMS / Konferenz

Und zwar allein für das Ticket. Die Reisekosten sollten bei beiden Städten (Wien, München) etwa gleich hoch sein. Hier gibt es die Tickets: t3con.

Das ist kein besonders hoher Preis für eine Konferenz, Google IO oder WWDC sind teurer, aber dennoch ein weiteres Indiz für die Beliebtheit von WordPress. Bei beiden Ticketpreisen kommen ja noch die Reisekosten hinzu. Die kann man staffeln – von Couchsurfing bis zum 5-Sterne-Hotel ist alles dabei.

Aber eine Reise für annähernd 1000 Euro – die muss man als Mitarbeiter erst einmal gegenüber dem Chef / der Reisekostenverantwortlichen verantworten. Das ist mir in meiner Karriere nur bei sehr wichtigen Events gelungen. Etwa bei DER Messe zu einem Thema, wo man mit einem Stand vertreten war. Für eine Entwicklerkonferenz in Deutschland ist das eher schwierig, zumal in kleinen Unternehmen.

The Information: die Quelle für den anderen Blick auf Technologie

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Facebook / Web / Werbung

Derzeit habe ich ein Probe-Abo für The Information. Entdeckt habe ich das Silicon-Valley-und-drumherum-Recherchemagazin durch Empfehlungen bei This Week in Google. Die Gründerin, Jessica Lessin, ist gut vernetzt in der Szene und stellt auch überraschende, aber einleuchtende Schlussfolgerungen an:

Why Armstrong Really Wanted Yahoo — The Information: „After he jumped to AOL from Google in 2009, Mr. Armstrong dreamed of building an ad network to rival the juggernaut Google became. For years, publishers have whined about wanting such an alternative. „

(Via.)

Viel von dem, was ich über die geplante Übernahme von Yahoo durch Verizon gelesen habe, fokussierte sich auf die Produkt-Assets von Yahoo. Aber den Blick nur auf die Ads und die Ad Tech zu legen, ist neu und könnte den Deal auch in meinen Augen rechtfertigen. Diese Alternative zu Google und mittlerweile auch Facebook ist für viele Mediaagenturen interessant. Für kleine Werbetreibende sollten die Funktionen von Facebook ausreichen. Die sind wirklich wahnsinnig gut!

Buchkritik: Cumulus

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Apple / Bücher / Cloud / Startups
Wenn man nur ein paar Jahre in die Zukunft geht mit einem Science-Fiction-Roman, also thematisch jetzt, dann kann man sich als Autor auf ein paar Extrapolationen unserer Gegenwart einlassen, die nur allzu plausibel sind. Das Setting bei „Cumulus“ (Affiliate-Link) von Eliot Peper ist folgendes: Wir leben in einem Kalifornien, das noch ein bisschen ungleicher geworden ist, auch durch den Reichtum, den Cumulus, eine Art Google-Facebook-Klon wie Hooli, über einen Teil der Bucht von San Francisco gebracht hat und durch das Ende der (industriellen) Beschäftigungsgelegenheiten für die Leute formerly knows as Mittelschicht. Und die Alternative Trump als Sprachrohr und Ventil der Emotionen wäre ja nun wirklich viel zu unglaubwürdig gewesen. Cumulus ist DER Cloud-Konzern der Zukunft. Auf seinen Server speichert alle Welt seine Fotos, die Regierungen der Welt ihre Videoaufzeichnungen, Cumulus betreibt Fleet (=Uber) – Allmacht.com wäre auch ein passender Namen.

Was passiert also, wenn in einem solch mächtigen Konzern jemand Unfug macht? Rogue gehen, das kennen wir aus Mission Impossible. Ein einzelner kann auch in einem börsennotierten Konzern Schlimmes anrichten, wenn er es ins Topmanagement geschafft hat. Und einen Hintergrund in der Spionage hat. Dagegen ist der VW-Diesel-Skandal nur ein laues Lüftchen.

Cumulus ist an Stellen sehr plotgetrieben, ein sehr knapper Roman mit etwas mehr als 200 Seiten. (Wenn solch eine Seitenangabe bei Büchern, die ich auf dem Kindle gelesen habe, überhaupt noch sinnvoll ist. Vielleicht sind Lesestunden die neuen Seiten.)

Sind Lesestunden die neuen Seiten?

Unfassbar viel passiert in dem Buch, die Ereignisse werden auf mehreren Strängen vorangetrieben, und am Ende mündet das kunstvoll, aber auch vorhersehbar in ein gewalttätiges Finale. Ungleiche Menschen schließen Allianzen, die Technik bringt die Technik zur Strecke. Sprachlich ist das wie so viel englische Belletristik gut konsumierbar – als die nicht so heitere Tech-Literatur für den Sommerurlaub des Apokalyptikers.

Das Buch regt zum Nachdenken an. Was ist denn wirklich, wenn die gutmütigen Diktatoren an der Spitze der großen Internetkonzerne oder Open-Source-Projekte wirklich mal durchdrehen? Was liegt dann zwischen uns und Willkür? Das ist auch die große Stärke des Buchs, als eine Art Gedankenkatalysator zu wirken. Was hält die Konzernlenker auf demokratischem, ethisch akzeptablem Kurs? Welche Kontrollmechanismen sind das?

  • Shareholder Value ist das eine – so ein Projekt der Datensammlung ob mehr Macht verschlingt Ressourcen. Das wird irgendwann sichtbar für den Unternehmensbericht.
  • Die Mitarbeiter: Google hat etwa eine sehr lange Tradition (in Internetjahren) von mündigen Mitarbeitern, die alles Böse ablehnen. Dazu hatte der Konzern ja auch mal eine Leitlinie, „Don’t be evil“. Der nächste Whistleblower mit riesigem Medienecho könnte aus einem Internetunternehmen kommen.
  • Naivität: Die Entwickler wollen mit Technik die Welt aus den Angeln heben, und zwar für privaten oder unternehmerischen Gewinn. Die Technik ist nicht das Mittel, um Machtintrigen zu spinnen, sondern das Ziel. Die Beschreibung der Unternehmensgründerin als Erbauerin, nicht als Herrscherin – das klingt in meinen Ohren sehr zutreffend. Eric Schmidt wurde zu Google als eine Art erwachsener Aufpasser geholt – das war das wörtliche Zitat. („Adult Supervision“)
  • Wettbewerb: Du hast gerade als Startup noch die Welt disrupted, also auf den Kopf gestellt. Die größte Gefahr für dich lauert dann in irgendeiner Garage oder einem Inkubator.
  • Nutzer: Wenn du das Vertrauen der Nutzer verspielst, und die Gefahr ist groß, wenn man wie in „Cumulus“ mit den Daten der Nutzer spielt – auch das Feuer genannt – ist dein Unternehmen in ernster Gefahr.

Man kann gut recherchieren, und doch an der Sache Video-Content vorbeischreiben

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Facebook / Video / Web

Mein erster Reflex war es, den irgendwie merkwürdig an der meiner Interpretation der Sache Video-Content im Netz vorbeigeschriebenen Artikel auf den Verlag hinter dem Wall Street Journal zu schieben. Aber das ist schon wieder zwei Schritte zu weit gedacht. Erst einmal zum Artikel selbst. Seine Headline fasst sehr gut den Inhalt zusammen, auch wenn der Artikel noch etwas weiter geht:

Some Media Companies Cool on YouTube Distribution

Aber beim Untertitel rege ich mich auf. „YouTube seen as crowded and difficult for content discovery…“. Ja, ich stehe dem Geschäftsmodell von YouTube als Angestellter bei einem Contentproduzenten und Ex-Angestellter eines Fernsehsenders auch „kühl“ gegenüber. Oder anders: Als Premium-Inhalteanbieter mit einer eigenen Video-Infrastruktur kann man höhere Pro-Kopf-Erlöse erzielen als ein Creator bei YouTube. Der Share, den man abgeben muss, ist gewaltig (45%). Aber: Man kriegt die Infrastruktur, alles, wirklich alles, wird dem Creator von YouTube abgenommen, um das man sich auf einer eigenen Seite kümmern müsste. Als da wären:

  • die Organisation der Clips in einem Channel
  • der Video-Player für ein Anzeigen der Inhalte auf allen Verbreitungswegen (Web, App, Connected TV, um nur ein paar zu nennen)
  • das Umwandeln der Inhalte in die technisch richtigen Formate (=Transcoding genannt)
  • das Streaming durch das Internet
  • das Ausspielen von Werbung
  • das Ausrichten der Werbung auf den richtigen Nutzer (=Targeting)
  • die Abrechnung der Werbeeinnahmen
  • die Ausschüttung des Anteils für den Creator

Das ist wirklich viel Arbeit im Detail, ich hoffe, man merkt es. Ich kenne mich da aus. Ich habe so etwas in den letzten neun Monaten für TargetVideo gebaut, und das ist nur zu schaffen, wenn man das für mehrere Projekte macht. Als Produzent alleine wie PewDiePie oder die kleineren YouTuber? Kannst du vergessen.

Die Leistung von YouTube geht aber darüber hinaus. Dein Video ist sofort bei Google zu finden, wenn man nach den richtigen Keywords sucht. (So hat YouTube viele andere Video-Marktplätze, husthust, MyVideo, aus dem Markt gedrängt.) Oder bei YouTube direkt. YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine der Welt. Dass also Discovery da schlecht sein soll, das Entdecken von Content – das ist schlicht falsch. Die jammernden Medienproduzenten meinen etwas Anderes. Der Schlauch, mit dem YouTube Traffic zuspült, funktioniert anders als der „Hier und Jetzt“-Schlauch von Facebook. Wer ein Video zu einem Longtail-Thema bei YouTube macht, sei es Nähen oder Let’s Play, kann sich lange über Traffic freuen. Der Facebook-Traffic ist wie ein Buschfeuer. Superhell und schnell vorbei. Chartbeat hat den schon 2014 analysiert:

Man könnte also Social Media Management und SEO miteinander vergleichen und SEO doof finden, dann wäre man auch auf dem Holzweg. Es braucht beides, und die beiden Channels komplimentieren sich. Und was die Medienmacher nicht verstanden habe, dass YouTube einfach anders funktioniert. Ein Zitat besonders hat mich verstört, von einem wirklich guten Online-Chefredakteur:

“A lot of media organizations have struggled on YouTube,” said Josh Topolsky, the former head of digital at Bloomberg who previously helped launch The Verge. “They wish it was more of a social network.”

YouTube ist ein soziales Netzwerk. Wer sich mal in die Kommentare eingelesen hat, weiß das. Medienunternehmen missverstehen das. Und oftmals haben sie nicht den richtigen Content für die YouTube-Zielgruppe. Die goutieren nämlich authentischen Content. Facebook hat News-Video-Produzenten überbelohnt, und hat jetzt erst vor kurzem den Algorithmus wieder mehr in Richtung Freunde und Familie gedreht. Die Ausrichtung des Feeds in Richtung Moment (nix treibt weniger Traffic als der Post von gestern) ist den meisten Medienunternehmen näher, und deswegen schimpft man über YouTube. Wobei die Google-Tochter einigen Organisationen aus der Patsche hilft – die Technik nimmt man dann nämlich doch mal eben mit.

Fall Hinz: Warum kommen Politik und Journalismus jetzt erst der Wahrheit auf die Spur?

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Journalismus

In einer Woche, in der es eine vollkommen unbekannte Bundestagsabgeordnete schafft, auf einmal von der Hinterbank ins Rampenlicht der Berliner Politikszene katapultiert zu werden, vom System verdaut zu werden und dann wieder irgendwo neben der A40 mental ohne Berufsperspektive ausgespuckt zu werden, muss ich mal wieder etwas journalismuskritischer werden. Erste Regel im Journalismus: Ist der lange Satz notwendig? Kannst du das nicht einfacher sagen? Probieren wir es, aber dann verlasse ich den heiligen Stehsatzboden des Leadsatzes. (Warum heißt es eigentlich Leadsatz und Lede auf Englisch? Aber ich schweife ab. Das ist übrigens der inoffizielle Titel meines Blogs: Abschweifungen über alles.)

Eine Bundestagsabgeordnete hat gelogen, bei ihrem Schulabschluss, ihrem Studium und ihrem Lebenslauf. Bei einem normalen Arbeitgeber wäre das die fristlose Kündigung gewesen. Und so hat Frau Petra Hinz auch gehalten. Sie legte ihr Mandat nieder. Wer hat es herausgefunden? Ein Journalist. Und veröffentlicht hat er es in einem nicht klassischen Onlinemagazin.

Wie konnte das sein? Ich glaube, es ist sowohl ein Politik- als auch Journalismusversagen. Kein Wunder, dass Journalisten nix mehr geglaubt wird. Auch wenn auf dem Ranking des Ansehens der Berufe Journalisten noch vor Politikern liegen. Ein Blogpost bei Poynter hat mich ins Denken gebracht:

No, we’re not in a ‘post-fact’ era – Poynter: „Paul Krugman called it ‚The Post-Truth Campaign.‘ Farhad Manjoo said we lived in a ‚post-fact society.‘ Author David Sirota welcomed us to the ‚post-factual era.'“

(Via.)

Das Jammern über die Unwichtigkeit von Fakten ist uralt, weist der Autor nach. Die USA haben Trump, der das zuspitzt, und wir haben AFD und solche Ausdrücke des bislang unsichtbaren „Volkszorns“. Ein schreckliches Wort, weil alles mit Volks- als Präfix zwischen Drittem Reich und Bild-Zeitung-Marketing oszilliert.

Die USA haben aber auch Rechercheure und Factchecker, die die seriellen Lügen von Politikern aufdecken. Auf nationaler Ebene. Auf lokaler Ebene ist das etwas anders, und bei uns leider auch. Sowohl WAZ wie auch Ruhr-Nachrichten haben im lokalen Redaktionsgeschäft im Ruhrgebiet sehr viele Stellen gestrichen, und da war vorher auch nicht nur Spitzenjournalismus am Werk.

Ein lokaler Rechercheur also hat die Lebenslauflügen von Hinz aufgedeckt. (Warum zur Hölle sind die Fakten der ursprünglichen Geschichte in einem Kommentar versteckt?) Ich vermute, da war jemand in der Partei zornig auf die Abgeordnete. Und so war es:

Der Hinweis auf Auffälligkeiten im Lebenslauf von Petra Hinz – er kommt aus ihrer eigenen Partei. Und gleich von mehreren Mitgliedern, die mir namentlich bekannt sind. 

Aus den eigenen Reihen wurden gegen sie gezielt geleakt: Ihre Wiederwahl stünde an.

Es ging also doch, dass man den Lebenslauf einer Berufspolitikerin kritisiert. Es gibt also noch Krähen, die der andere Krähe nix gönnen. Warum ist das jetzt erst passiert? Warum nicht bei ihrer ursprünglichen Kandidatur?

Theorie 1: Hinz und der sprichwörtliche Besenstiel

Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, kennt das SPD-Milieu sehr genau. Bergkamen oder Dortmund oder Essen ist egal, das geflügelte Wort lautet:

In der örtlichen CDU heißt es, die SPD könnte bei Kommunalwahlen einen rot angemalten Besenstiel aufstellen, sie würde gewählt.

Das hat sich in den 2000er Jahren gewandelt, die CDU übernahm Rathäuser. Hinz hat also wohl Wahlkampf gemacht, und da kriegen Lokalredakteure den Lebenslauf doch auf den Tisch. Man kann nicht jeden im Stadtrat kennen, aber eine örtliche Kandidatin für den Bundestag schaut man sich doch genauer an?

Wohl nicht.

Warum ist das den Parteigenossen nicht eher aufgefallen? Man kannte die Petra, und das reichte?

Und warum kann man so etwas in einer Stadtredaktion nicht zur Pflicht machen, den Lebenslauf mal abzutelefonieren? Ist ein halber Tag Telefonarbeit für einen gut vernetzten Lokalredakteur. Sorgfaltspflicht hieß das mal.

Die Antwort kenne ich natürlich auch: Das ist alles nicht wirtschaftlich. Redakteure im Lokalen können sich Recherche einfach nicht mehr leisten, weil sie so stark im Produktionsstress sind. Ich kenne das Leben dort, und das ist in den letzten 15 Jahren sicher nicht besser geworden.

P.S. Warum rege ich mich über diesen Fall so auf? Ich habe gemeinsam mit einem Kommilitonen eine Diplomarbeit zum Thema Fälschung im Journalismus geschrieben. Damals haben wir journalistische Skandale wie die Hitler-Tagebücher untersucht, nicht den journalistischen Umgang mit Skandalen. Aber das Thema ist immer noch so nahe daran, dass das eine gewisse Saite zum Schwingen bringt.

Warum zur Hölle Informer?

Das Video muss jetzt sein. Der Name Informer Magazin erinnert mich einfach daran: