Filmkritik: Pets

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Film
Viele Kinos bieten für Eltern, die ihre Kinder am Sonntagnachmittag in Kinderfilme begleiten, einen Rabatt an. Bei unserem Kino auf dem Land spart man so einen Euro pro Erwachsenen. Das ist bei manchen etwas belanglosen Werken wie „Robinson Crusoe“ (eine animierte Geschichte mit sprechenden Tieren) sehr willkommen. Aber bei „Pets“ wollte ich sogar als Papa den Film sehen.

Kinderfilme bedienen immer raffinierter zwei Ebenen – die Belange der Kinder und die Bedürfnisse der Kartenzahler. Pixar hat das vorgemacht, und es scheint jetzt Voraussetzung für das grüne Licht für die Dreharbeiten zu sein.

„Pets“ ist „Toy Story“ für Haustiere. So wird der Pitch gelautet haben, als die Macher beim Produzenten/Studio um Geld geworben haben.

Was machen eigentlich die Haustiere, wenn ihre Besitzer/Herrchen/Frauchen/Steuerzahler nicht daheim sind?

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1Password: Release giveth, Update taketh away

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Android / App

Diese Anleitung für 1Password ist nicht falsch, sondern bloß nicht ganz korrekt.

Use your fingerprint to unlock 1Password on your Android device: „Before you can set up Fingerprint Unlock in 1Password, you’ll need to set up Fingerprint Unlock for your device. Then follow these steps:

Open and unlock 1Password. Tap Settings > Security, then tap to turn on Fingerprint Unlock. Place your finger on the fingerprint sensor when prompted. From now on, you’ll be able to unlock 1Password with your fingerprint instead of your Master Password.“

(Via.)

Das funktioniert für neue Benutzer prima. Wer sich heute die App installiert, kann den Schritten folgen. Ich habe aber seit einem Jahr das Nexus 6P als mein tägliches Smartphone dabei. Und auf der Rückseite ist dort ein Fingerabdruckleser angebracht, mit dem man das Gerät nach der ersten Eingabe einer PIN praktisch mit einem seiner Finger entsperren kann. Das funktioniert nicht ganz so fehlerlos wie bei Apple iOS-Geräten, aber eine erhebliche Erleichterung im Alltag. Weiterlesen

Facebook Pixel Custom Events: Sie haben das Ende vom Internet erreicht

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Facebook / Social Media
Als Marketer würde ich mich nicht bezeichnen – bis heute habe ich mich mit dem Facebook Pixel nicht besonders ausführlich beschäftigt. Bis heute. Wie das so ist im Startupleben, kommt der Tag irgendwann, wo du ins kalte Wasser springen muss. Da trägt jeder alle Hüte. Weil es sonst keiner tut, aber die Aufgabe wichtig ist.

Ich habe noch nie über Conversion Tracking tiefer nachgedacht, aber jetzt muss ich es auf Bitten der Marketingkollegen tun. Ab in die Doku, hieß es dafür jetzt also.

Was ist das Facebook Pixel? Das wird hier ganz gut erklärt. Facebook selbst macht es auch. Facebook hat mit dem Pixel die Möglichkeit geschaffen, Paid Kampagnen aus dem Facebook-Ad-Konto auch auf der eigenen Seite zu verfolgen und vor allem ihren Erfolg zu messen. Oder anders: Sind die Euro, die ich bei Facebook ausgebe, am Ende gut investiert? Weiterlesen

Aufkleber und die fiese Klebe

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User Experience

Seit es Karstadt gibt, rege ich mich über Aufkleber auf gekauften Haushaltsutensilien auf. In der Küchenabteilung des ehemals großen Konzerns habe ich das Thema zum ersten Mal wahrgenommen. Da hat meine Mutter immer geschimpft, wenn auf dem neuen Löffel, den sie brauchte, das Etikett fett auf der Biegung des Löffels prangte. Allen entgegenläufigen Beteuerungen der Verkäufer zum Trotz: Sie wusste, das würde nie rückstandsfrei abgehen.

Ich verstehe ja das Bedürfnis des Einzelhandels, die Ware bis zum Übergang zum neuen Besitzer so auszuzeichnen. Aber die wenigsten Verkäufer würden sich ja auch den Namen ihres Geschäfts tätowieren lassen – auch wenn sie wahrscheinlich länger in dessen Diensten stehen werden als die Ware bei ihm im Regal. Weiterlesen

AWS Pop-up Loft in München

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Amazon / Cloud

Das Werbegeschenk scheint auf die Location abgestimmt zu sein: Beim Amazon AWS Pop-up Loft hat man sich Mühe gegeben. In München gibt es Schlitten. Sehr einfache, mehr als Kinderpopos passen da nicht darauf. Naja, vielleicht bei Kleidergröße XS. Meine Jungs haben sie jedenfalls sofort gemocht, auch wenn noch kein Schnee in Sicht ist. Aber es ist ja auch November.

November ist auch die Zeit für AWS re:invent, den großen Entwicklerkongress von Amazon Web Services in Las Vegas. Der wird Jahr für Jahr größer, erstreckt sich mittlerweile über drei Hotels/Casinos. Ich war noch nie da, auch wenn ich dieses Jahr zumindest darüber nachgedacht habe. Aber wenn die Reise ungefähr 50% von dem kosten würde, was die ganze Firma bei AWS ausgibt, fällt die Entscheidung leicht, doch daheim zu bleiben. Das heißt, im Loft gibt es keine neuen Dinge, sondern man muss das als eine Art längere Roadshow-Station für AWS verstehen. AWS-Mitarbeiter und -Kunden erzählen von ihren Projekten, das ist der öffentliche Teile der Lofts, mit der Agenda. Außerdem gibt es einen Showroom, in dem sich auch Unternehmen präsentieren. (Den habe ich versäumt, fällt mir gerade auf.) Und eine Lounge-Area, wo man arbeiten kann und wo auch AWS einige Kundentermine macht. Alles sehr startuppig, flauschige Möbel, Kaffee, kalte Getränke, Designerstühle. Weiterlesen

Konzertkritik: Bosse / Tonhalle München

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Musik

Das Konzert von Bosse in der Tonhalle München war toll, und ich habe schon auf dem Heimweg spontan entschieden, dass ich darüber etwas schreiben möchte. Ich bin kein ausgebildeter Musikjournalist, und mir ist es auch etwas peinlich, über Musik zu schreiben, weil mir das kritische Instrumentarium fehlt. Aber ich will es trotzdem versuchen, weil mir das emotionale Sensorium sagt: Das war toll. Und nach dem Seminar Kulturberichterstattung vor gefühlt 100 Jahren müsste ich dafür auch fachlich in der Lage sein. Über Filme, Bücher und Produkte schreibe ich ja auch in diesem Blog. Da habe ich keine Kastagnetten, äh, Manschetten.

Wenn ich auf ein Konzert gehe, bereite ich mich mit einer Online-Recherche vor.

  1. Wie ist die Setlist? Spielt der Künstler immer die gleichen Lieder in der gleichen Reihenfolge? Dafür ist ein Angebot wie Setlist.fm hervorragend. Ich hoffe, dieses Wiki für Setlists wird nie geschlossen. Ich habe jedenfalls gerade eine Pause vom Bloggen gemacht und die Setlist eingetragen. Denn Bosse hat die gleiche Setlist gespielt wie bei seinem Gig in Offenbach. Das habe ich während des Konzerts kontrolliert und wollte ich jetzt für die Nachwelt dokumentieren. Das ist eine der Schwächen des aktuellen Internets: Alle Welt filmt mit, aber an die Handyvideos und andere Metadaten kommt man nicht geordnet heran, obwohl so viele Daten vorliegen.
  2. Wann beginnt das Konzert? Das ewige Rumstehen, Anhören der uninteressanten Vorband – dafür habe ich die Karte nicht gekauft. Dafür lasse ich mir gern Snobismus vorwerfen. Es hat auch mit meinem Alter und den beginnenden Rückenschmerzen zu tun, die dann auftreten, wenn ich stundenlang herumstehe. Leider steht das in den meisten Rezensionen nicht drin. Um 21 Uhr ging es los – bis zum München-üblichen pünktlichen Schluss um 23 Uhr.

Bosse turnt auf der Bühne herum wie Chris Martin von Coldplay, ohne dessen Athletik oder Sehnigkeit zu haben. Nach zwei Liedern kündigt er schon an – ich bin jetzt komplett fertig. Bosse ist ein Unterhalter, und das findet man deutschsprachigen Künstlern meiner Meinung nach sehr selten. Nach eigenen Angaben hat Bosse bei dem Konzert in der drückend warmen Tonhalle seinen eigenen Schwitzrekord für das Jahr aufgestellt. Sein schwarzes T-Shirt war nach zwei Dritteln des Konzert komplett mit Schweiß vollgesogen. Wenn jemand Goldfische dabei habe, könne er die ihm geben, sagte Bosse. In seinem Shirt könnten die problemlos überleben.

Was mir an Bosse gefällt, ist sein Bekenntnis zu gefühlvollen Texten. Er ist irgendwie post-ironisch, würde wohl auch ein Harald Schmidt sagen. Er singt, was er denkt. Er berichtet von seinen Erlebnissen. Man könnte auch sagen, er ist zu politisch korrekt. Als er für einen Gang durchs Publikum von der Bühne geht, endet dieser Gang bei der Studentin, die für die Hilfsorganisation Viva Con Aqua die Fahne schwenkt. Damit sind wir auch wieder bei Coldplay und Chris Martin. Auf Konzerten der Briten sieht man solche Kooperationen zwischen Musiker und Charities auch. Coldplay ist zum Beispiel eines der Testimonials für Oxfam, gefühlt seit Ewigkeiten. Das kann man abtun als ein Feigenblatt, mit dem man zeigen will, dass man zu den Guten gehört. Aber auf seine authentische Art glaubt man Bosse das an diesem Abend sofort, dass ihm die Sache etwas bedeutet. Er hat auch schon Projekte der Organisation besucht, so wichtig ist ihm das.

Er unterhält die Menschen, weil er selbst so gut gelaunt ist. Als er den Song „Nachttischlampe“ einführt, erzählt er davon, wie schwer es für ihn geworden ist, wirklich von Einsamkeit zu erzählen in seinen Texten. Mit einem zehnjährigen Kind ist ihm die abhanden gekommen.

Bosse unterhält in Tonhalle München

Was mir auch gefällt, ist seine Koketterie mit dem Alter. Einer der Bandkollegen ist über 40, und der bekommt sein Fett dafür weg. Er plaudert von seiner HNO-Ärztin, die ihm für gesangliche Notsituationen einen Cortison-Spray verschrieben hat. Und einen Song muss er gar abbrechen, weil er in der bekanntermaßen schlecht klimatisierten Tonhalle keine Luft mehr bekommt. Und das Gleiche macht er dann noch einmal für einen Zuschauer, der in Reihe 5 oder 10 blass geworden ist. Der/die kriegt Wasser, ein Snickers und darf sich etwas am Merchandising-Stand aussuchen.

Wie ist die Musik jetzt eigentlich gewesen? Um die habe ich mich ein bisschen gedrückt. Der Ton in der Tonhalle ist immer tendenziell schlecht. Der ein oder andere Toningenieur kriegt das besser hin, der andere nicht. Besonders wenn die Mitten fehlen, kann ein Konzert Spaß machen. In der Mitte wird es gern mal breiig und die Stimme des Sängers säuft ab. Frauen haben da nicht so das Problem. Sparsame Instrumentierung wird jedenfalls von der Halle in der Regel belohnt. Also von der Akustik der Halle.

Bosse war fabelhaft gut zu verstehen, auch für Menschen, die nicht alle Texte aus seinem Oeuvre kennen. Also Menschen wie mich. Man muss auch dazu sagen, dass ich zu Konzerten immer Ohrenschützer trage, so richtig semiprofessionelle für Hobbymusiker. Mein erster Hörsturz war mit nicht einmal 20, und das muss ich nicht noch einmal erleben. Vor einem Tinnitus graut es mir.

TL;DR

Bosse ist ein Netter, den will man beinahe knuddeln – wäre er nicht so verschwitzt. Als Live-Act ist er ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte.

AWS re:Invent – was bei mir hängen geblieben ist

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Amazon / Cloud
Nach Thanksgiving war 2016 AWS re:Invent, die Hausmesse von Amazon Web Services für die ganze Cloud-Welt. Eine der drei Keynotes habe ich mir angesehen, die letzte von Werner Vogels. Und ich kann nicht verhehlen, dass es mir genauso geht wie diesem Analysten:

Auf zu neuen Ufern – re:Invent 2016: AWS verlässt die Komfortzone: „Viel Evolution, wenig Revolution und eine klare Ausrichtung in Richtung Edge Computing, IoT und Hybrid Cloud. AWS versucht sich weitere Geschäftsfelder einzuverleiben. Dies geschieht jedoch nicht so revolutionär, wie man es gewohnt ist. Vielmehr ist es eine natürliche Weiterentwicklung des eigenen Portfolios. „

(Via.)

Aber ist das nicht normal? AWS ist jetzt zehn Jahre alt und damit ein echt reifes Softwareunternehmen. Da geht die Entwicklung nicht mehr in Sprüngen voran, sondern evolutionär. Das ist eher ein Zeichen für die Belastbarkeit der Technik und ihren Reifegrad, weniger ein Zeichen von Innovationsschwäche.

In seiner Keynote erzählte CTO Vogels dann auch, dass AWS in 2016 mehr als 1000 neue Features liefern wird. Und so beginnt sein Blogeintrag auf seinem berühmten All Things Distributed (nicht mit dem Blog von Peter Kafka verwechseln) auch mit der Erwähnung, er habe 13 neue Features vorgestellt.

Alle Features will ich hier gar nicht vorstellen, das können die herkömmlichen Technik-Blogs auch viel besser als ich. Ich finde ein paar Features spannend, bei denen Amazon nämlich gegenüber dem Wettbewerb aufholen muss.

Aufholjagd bei AWS re:Invent

So etwa beim maschinellen Auslesen von Bildinformationen. Da hat AWS Amazon Rekognition vorgestellt, den Service, der aus Bildern Muster erkennt und beim automatisierten Vertaggen helfen kann. Bei Microsoft Azure heißt das Computer Vision oder auf Deutsch Maschinelles Sehen-API. Bei IBM ist dafür Watson zuständig, das Produkt heißt Watson Visual Recognition. Google hat die Cloud Vision API. AWS hatte bis zu dieser Woche – nix.

Klar, kann man auch ein Open-Source-Produkt auf Containern oder Instanzen von AWS laufen lassen, aber von der Stange mit all der Erweiterbarkeit gab es von Amazon nix. Die ersten Ergebnisse sind ok, haben andere Schwächen als die anderen Dienste. Ein Foto vom Eiffelturm richtig vertaggen zu lassen, ist einfach. Alles Andere ist da schon schwieriger. So nutze ich etwa Amazon Prime Photos auch für die Familienfotos. Anders als etwa Apple verwechselt die automatische Gesichtserkennung meine beiden Söhne miteinander. So macht das Tagging in der Software keinen Sinn. (Ja, Problem ist schwer, aber andere machen es halt besser.)

AWS Shield ist eine gute Antwort auf andere Dienste, die auch die Verteidigung der Website gegen DDoS-Attacken bieten. Cloudflare und Google waren da voraus. Das ist auch ein defensiver Schritt.

AWS Codebuild ist für die Arbeit in unserem Startup interessant. Am Build-Schritt hat ein Angebot von AWS gefehlt. Wenn ich CodeShip oder ein vergleichbarer Anbieter wäre, würde ich mir Sorgen machen.

Branding von AWS re:Invent

Alle Entwicklerkonferenzen haben blöde Titel. Google I/O ist noch der beste. Apple Worldwide Developer Conference ist nicht wirklich Worldwide, sondern nur für 10.000 Glückliche in San Francisco. AWS schießt den Vogel ab. Der Titel funktionierte nicht mal als Hashtag. Reinvent lautet der. Weil mit dem Camelcasing kann niemand etwas anfangen, nur die Menschen im Marketing finden das besonders.

Das Skalieren der Events hat AWS am besten hinbekommen. 32.000 Teilnehmer ist eine gigantische Zahl. Es zeigt das Wachstum der Public Cloud in der IT weltweit. Und Hotelzimmer gibt es in Las Vegas wirklich wie Sand am Meer. Für 900 Euro hätte man den Flug und das Hotel buchen können, wenn man nicht darauf achtet, ob es ein 2- oder 4-Sterne-Hotel ist, das man bucht.

Zeichentrick und Realfilm

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Film

Was ist noch besser als Zeichentrick? Wenn Realfilm die gestalterischen Möglichkeiten des Zeichentricks bekommen hat. 3D war nur ein Schlenker auf dem Weg zur Konvergenz von Trickfilm und Realfilm.

Wir dachten, 3D wäre die Zukunft des Zeichentricks. Doch Realfilm ist es geworden

Wir haben früher gedacht, dass mit den Möglichkeiten der 3D-Darstellung wie in Toy Story der Zeichentrickfilm ganz neue Sichtweisen für uns bringen würde. Das hat er auch, wenn wir uns die emotionale Wirkung von animierten Spielzeugen oder die anderen Werke der Renaissance des Zeichentricks in den 90er Jahren bei Disney ansehen – oder große Teile des Werks von Pixar ansehen. Mittlerweile haben die beiden Firmen viel voneinander gelernt, Pixar das Merchandising von Disney und Disney wieder die Liebe zum Erzählen von Disney.

Wieso komme ich jetzt auf dieses seltsame Thema? Zwei Auslöser habe ich dafür, das ist mehr, als ich sonst für irgendwelche Schnellschüsse hier in meinem Blog brauche.

  1. Auslöser: „The Jungle Book“ zeigt virtuelle Tiere in einer Echtheit, dass mir die Unterscheidung schwer fällt. Das kommt aus den technologischen Durchbrüchen, die wir das erste Mal in „Schiffbruch mit Tiger“ gesehen haben. Wahrscheinlich konnte sogar das Rendering-Modell aus dem Film recycelt werden, um Shir Khan wieder aufstehen zu lassen. Als pelziger, nicht putziger Gesell.
  2. Der Trailer für das „Live Action Remake“ von „Die Schöne und das Biest“. Wir befinden uns jetzt in der 20-Jahre-Recycling-Schleife. Filmklassiker aus den 90er Jahren (jüngere Lesern sträuben sich bei dieser Formulierung nicht die Nackenhaare) werden wieder aufgelegt. Hier ist der offizielle Trailer aus den USA: Beauty and the Beast US Official Trailer – YouTube. Emma Watson, mit der ich mir alles ansehen würde, auch solche toll aussehenden Filme, ist die Inkarnation der reinen jungen Frau, die mit ihrem goldenen Herzen den Status Quo auf die Probe stellt.
Wenn ich an die letzten Jahre zurückdenke, was ich da so im Kino gesehen habe, dann ist die Grenzüberschreitung immer selbstverständlicher geworden. Das war sie lange nicht: Der flüssige Terminator im gleichnamigen Film war ein klarer Special Effekt. Auch so verdrehte Welten wie „Alice im Wunderland“ spiegeln immer noch die Bemühungen, im Computer kreierte Wesen auch als Fabelwesen erkennbar zu machen. Auch die Änderungen an menschlichen Schauspielern, wie etwa an Tim Burtons Ex-Freundin Helena Bonham Carter, sind klar als solche zu erkennen. Oder die Kamerafahrten in „Panic Room“ durch ein Schlüsselloch und in „Fight Club“ durch den Griff einer Kaffeemaschine – Gimmicks, aber immer als solche zu erkennen.
Aber realismusheischende Filme wie „The Revenant“ verschieben die Grenze. Der Bär ist natürlich nicht echt, mit dem Leonardo DiCaprio kämpf. Oder ist er es vielleicht doch? In was legt er sich zum Schlafen hinein, wenn es nicht ein Pferd ist? Kino wird wieder Illusionsmaschine, und das sieht anders aus, als wir das gedacht haben. Wir haben in den neunziger Jahren aus den 3D-Welten von „Die Schöne und das Biest“ extrapoliert. Filme wie „Beowulf“ sahen aus wie sichere Meilensteine auf diesem Weg. Im Nachhinein sind sie Irrwege oder erste Prototypen, je nachdem, wie man das sehen will. Erst jetzt, 2016, hat die Computertechnik das Level erreicht, wo man seinen Augen wirklich nicht mehr trauen kann – nicht einmal mehr in einer Laser-Projektion, wenn Dolby Atmos am Sitz rüttelt.

Schatten, Echos früherer Entscheidungen

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Arbeiten

Mein Jahresrückblick hat begonnen. Es ist Dezember, nix Außergewöhnliches. Aber auch der zum 40. Geburtstag. Den meine ich heute. Herbst macht sentimental, und Klassentreffen machen es auch. Vor allem unerwartete. 

Auf dem Vocer Innovation Day 2016 habe ich ein Panel mit Carsten Brosda, Staatsrat in der Hamburger Senatskanzlei, erlebt. Carsten kenne ich seit 23 Jahren. Das ist natürlich Quatsch. Ich kenne ihn nicht wirklich, und er wird mich auch überhaupt nicht kennen. Aber ich habe ihn in der Vorbereitung auf mein Austauschjahr als Oberstufenschüler in den USA kennengelernt. Und auf dem Vorbereitungswochenende war er mein Gruppenleiter. Glaube ich. Vielleicht auch beim Auswahlverfahren, das kann auch sein. Auf alle Fälle stimmt der Kontext.

Ich durfte ihn mit Sicherheit duzen. Daher nenne ich ihn jetzt den Carsten. Carsten ist gar nicht carstenhaft. Er kann immer noch beim Sprechen druckreifer formulieren als ich schreiben kann. Später habe ich ihn dann wiedergesehen an der Hochschule, wo ich studiert habe. Glaube ich. Nach mehr als zehn Jahren wird meine Erinnerung bruchstückhaft.

Seine Vita, mein Lebenslauf

Wie man seiner offiziellen Vita entnehmen kann und meinem Lebenslauf, haben wir beide in Dortmund an der damaligen Uni und heutigen TU Journalistik studiert. (Findet das eigentlich noch jemand sonst außer mir, dass Vita das größere Wort ist, das auf größere Biografien passt als die eigene?)

Warum erzähle ich von dieser zufälligen Begegnung? Weil sie in meine Rückblickstimmung passt, in der ich mich befinde. Auf der Hochzeit meines besten Freundes habe ich viele Menschen aus früheren Lebensphasen wiedergesehen, zu denen der Kontakt ein bisschen oder ganz eingeschlafen ist. Sie haben damals zum Beispiel schon Kinder gehabt, ich jetzt erst. Da entwickelt man sich auseinander. Schwangerschaftsstreifen sind genauso ein Ding beim Elternsein wie Intoleranz für Kindergeschichten – die ich auch berechtigt finde. Ich habe mit meinem Mittzwanziger Ich auch nix damit anfangen können.

Meine Frau hat ähnliche Wiedersehenserinnerungen, wenn wir in Urlaub fahren. Da ist unser Ziel meistens das Familienhotel, das aus dem kleinen Berghotel geworden ist, in das sie als Kind schon gefahren ist.

Türen öffnen sich

So öffnen sich Blicke in die Vergangenheit und lassen Erinnerungen wieder auferstehen, die lange verschüttet waren. Auf dem Klassentreffen Nummer 2 habe ich zwei ehemalige Vorgesetzte von mir wiedergetroffen. Direkte Chefs, Chefredakteure sogar. In meinem Kopf spiele ich dann die Möglichkeiten durch: Was wäre, wenn ich in ihren Redaktionen mich hätte durchsetzen können oder wollen? Mir fehlte damals viel, das weiß ich heute, und mit größerer Gelassenheit, als ich das für möglich gehalten hätte, kann ich das heute auch ertragen. Diese Niederlagen haben mich weitergebracht – so wie uns Niederlagen immer nach vorn treiben. Naja, mich halt. Weil: So funktioniere ich. Aus Siegen kann man nicht so viel lernen. Fragt mal den FC Bayern, warum das Double-Jahr von Borussia Dortmund genauso wichtig ist für die jüngere Vereinsgeschichte wie das Triple von Heynckes. 

Erst durch die Linse der Niederlage kann man oft kritische Pfade analysieren und bessere Weichenstellungen für die Zukunft vornehmen.

Als ich mein Diplom als Journalist in der Tasche hatte

Ja, es gibt sowas. Also nicht bloß Taschen, auch Diplom-Journalisten. Ich bin einer. Damals dachte ich, das war es jetzt also mit der Offenheit. Jetzt musst du dich entscheiden. Mit jeder Tür, durch die du jetzt gehst, so ging mein innerer Dialog, schließen sich andere. In den Flur des Lebens fällt dann weniger Licht. Die Gelegenheiten werden weniger.

Bullshit.

Wichtig ist doch, dass du in diesen Fluren ein paar Meter, Lebenskilometer gehst und Erfahrungen sammelst. Die machen schlaflose Nächte, Falten, aber auch klüger. Irgendwann kam ich dann an den Punkt, dass ich in dem Flur eine Wand aufbrach und hindurchstürmte. Und in dem anderen System bin ich seit 2008 tätig – als Produktentwickler im Mediensystem. Dort baue ich die Flure. Das ist das, was ich als den entscheidenden Unterschied zu meinem früheren Ich und meinem alten Denken begreife.

Dieses Denken habe ich auch auf dem Vocer Innovation Day 2016 in vielen Sessions mit Journalisten wieder gesehen. Ein Echo meiner alten Weltsicht. Wie kleine Labortiere machen sie die Experimente der Verleger und Businessmenschen mit. Aufbruch ist möglich. Heute, wo Medienproduktion sogar in Full HD kaum noch etwas kostet, sind die Verlage dabei, den neuen Plattformbetreibern beinahe ausgeliefert zu sein.