Opernkritik „Hänsel und Gretel“, Kinderoper in München

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Musik
Die erste Reaktion meines Sohnes auf die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ war eigentlich richtig: „WAS?“

Seine zweite war folgerichtig: „Und essen die dann auch die Hexe?“

So kenne ich die Geschichte nicht so ganz, aber ich kannte bis zum Opernbesuch auch nur die Grimm’sche Fassung. Die geht so:

Da gab ihr Gretel einen Stoß, dass sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! Da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen.

(Behutsam an neue Rechtschreibung angepasst, d. Red.)

Over the top, into the oven

In München geht sie in Flammen auf, in bunten, klopft gegen die Tür, macht Grimassen. Mich schaudert es eh, schon von der Musik. Die Inszenierung von Richard Jones sparte nicht an Drastik. Aber der Reihe nach.

Bei der Kinderoper im Nationaltheater in München, wo wir zum ersten Mal bei einer Familienvorstellung waren, sahen wir das bekannteste Werk von Engelbert Humperdinck – also dem ersten Musiker diesen Namens. Der war romantischer Komponist, nicht Romantikschmusesänger. Humperdinck war ein Nachgänger von Wagner, hat sogar zeitweise als sein Assistent gearbeitet, und Richard Strauss hat „Hänsel und Gretel“ uraufgeführt. Die beiden, Strauss und Humperdinck, waren in den Premierenvorbereitungen in sehr enger Korrespondenz.

Das alles weiß ich nicht so, sondern ich habe es in der Pause und auf der Heimfahrt dem sehr, sehr guten Programmbuch entnommen. Nach Weihnachten kommt man sofort darauf, was für ein Material die Opernmacher für den Bucheinschlag hergenommen haben: Es ist Backpapier. Passt ganz gut zur Knusperhexe. Die hat nämlich die perfekte Küche für eine Backaktion. Wenn sie nicht so gern Kinder in den Ofen stecken würde.

Hänsel und Gretel wären heute auf Hartz IV

Ich versuche die Geschichte mal auf eine zeitgemäße Art und Weise zu erzählen. Hänsel und Gretel gehören zum vorindustriellen Proletariat. Sie müssen eigentlich Besen binden für Mama und Papa. Der verkauft als Vertreter auf den Märkten der Gegend verschiedene Sorten Besen, und das läuft mal besser und mal schlechter, Handgestricktes ist auch dabei.

Als die Kinder mal einen Tag lieber gespielt als Besen geknüpft und Socken gestrickt haben, kommt die Mama heim und schimpft. Die Milch haben sie auch noch leer getrunken, also ab in den Wald. Der Wald ist die stille Treppe dieser Kinder, dort sollen sie Erdbeeren sammeln, also wohl wilde Erdbeeren. Kaum ist der Papa heim, angetrunken und auch berauscht vom Verkaufserfolg des Tages, kehrt die Einsicht ein: Oh, die beiden Kinder sind in der Dämmerung allein im Wald, der zu der Knusperhexe führt. Die Sorge wird größer, die Eltern machen sich auf den Weg. Doch die Kinder sind nicht zu finden, erst am nächsten Morgen, als sie die Hexe in den Ofen geschoben haben. Da ist viel Ertüchtigung dabei, aber Echos von Natascha Kampusch gibt es bei mir im Kopf auch.

Die gruseligen Details der Geschichte erinnern an einen Splatterfilm, und so wird das auch in München im großen Haus inszeniert. Die Hexe hat ja eine Vorgeschichte als Kindermörderin, und so finden im großen Finale auch die Lebkuchenkinder aus der Vorratskammer, dem Kühlschrank und den Küchenschränken wieder zurück den Weg ins Leben.

Kinder verkraften ja viel mehr, als man denkt. Allein die Zwischenvorhänge, alle großflächig bemalt, hätten zarte Gemüter durchaus schädigen können. Sehr nah ist die Bildsprache an den Motiven, die man aus dem Horrorgenre im Kino kennt. Viel davon lässt sich szenisch auf der Bühne nicht darstellen, da greift man auch im Theater zu Tricks. Etwa, wenn aus den Lebkuchenkindern echte Kinder des Münchner Opernchors werden – Vorhang und Schnitt. Oder die Baummenschen, die den Wald im Traum von Hänsel und Gretel darstellen sollen – eindeutig ein Fantasiewesen, oder auch die 14 Köche in Gummimasken. Alles sehr gruselig, und manche Kinder weinten oder bevorzugten den elterlichen Schoß gegenüber der Sitzerhöhung, die es gegen Pfand auch gibt, und von der man auch in der ersten Reihe in den Rängen und Balkonen mehr als eine bräuchte.

Manche Momente sind auch Schock gebürstet, andere ausgesprochen bieder. So richtig aus einem Tortenguss ist die Inszenierung nicht. Eher viel Standard, mit ein paar Tupfern aus der Inszenierungs-Tube. Beim Backen ist das wohl eher die Spritztüte mit dem Blutzuckerguss, um im Bild zu bleiben. Das ist aber glücklicherweise den Kindern egal, die sich vielleicht fragen, warum das Orchester gar so laut ist. Das hat schon Strauss kritisiert, und es muss wohl in der Urfassung noch mehr so gewesen sein.

Filmkritik „Looper“

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Film
Filmkritiken über Zeitreisenfilme wie „Looper“ sind schwierig. Zu leicht ist man in Versuchung, einige der Sprünge durch die Zeit vorwegzunehmen. Spoiler sind kaum zu vermeiden. Bei einem arglosen, sinnlosen und wertlosen Film wie „Jumper“ mag das noch angehen, bei „Primer“ wäre das sträflich. „Interstellar“ habe ich noch nicht gesehen. Der ist einfach zu lang für einen elterlichen Filmabend auf der Couch mit einer schlafverträglichen Zubettgehzeit.

(Warum müssen diese Filme eigentlich alle auf -er oder -ar enden?)

Was in anderen Sci-Fi-Filmen mit Texttafeln erledigt wird, wird in „Looper“ durch ein Voiceover der Hauptfigur gemacht – das Setup. (Ich liebe Expositionen, und vor allem so schnörkellose wie hier.) Joseph Gordon-Levitt spielt den Looper Joe und erklärt, was Looper so tun.

Was ist ein „Looper“?

Looper sind Handlanger von Gangstern der Zukunft. Spät im 21. Jahrhundert werden Zeitreisen möglich. Aber sie werden auch gleich wieder verboten. In gut zu filmenden, leer stehenden Warenhäusern betreiben Gangster die aber wieder. Es ist angeblich unmöglich geworden, jemanden in der Zukunft zu töten, ohne vom Staat dafür belangt zu werden. Aber Gegner kann man immer noch in kühltruhengroße Geräte stecken und 30 Jahre zurück schicken. Dann nimmt sie jemand wie Joe in Empfang, verpasst ihnen eins mit der Schrotflinte und entsorgt die Leiche.

Auch Gangster haben einen Kodex. Der Stumpfheit des Tuns entflieht man mit schnellem Sex, schnellem Geld und leicht verfügbaren Drogen. Das ist in „Goodfellas“ so, in „Gangs of New York“, in „Legend“.

Irgendwann packt dann den Verbrecher das Gewissen, so will das die Moral des Zuschauers. Das Syndikat sieht das kommen, wahrscheinlich gibt es auch dafür RFID-Chips unter der Haut oder etwas Entsprechendes. Und dann wird der Vertrag beendet: Der Looper muss sein zukünftiges Ich umbringen. Auch in der Zukunft ist Auftragskiller also ein Beruf mit einer kurzen Lebenserwartung. Aber sie haben die Rechnung ohne Joe gemacht, also ohne das ältere Ich von Joe, das Bruce Willis spielt.

Zeitreisenfilme sind noch mehr als andere Genres darauf angewiesen, dass man über seinen eigenen Unglauben hinwegspringt („Suspension of disbelief“). Das schafft „Looper“ mühelos, und das liegt auch an der hochkarätigen Besetzung. Gordon-Levitt hat in den Interviews zum Fi,start viel darüber erzählt, wie er sich darauf vorbereitet hat, den großen Willis in jung zu spielen. Wenn sich die beiden Joes begegnen, und das müssen sie, sonst gäbe es nicht die volle Zeitmaschinenpunktzahl, setzen sie sich gegenüber, extreme Close-ups auf die Augen und sie sind dann sehr pragmatisch. Kein Gelaber von den endlosen philosophischen Verwicklungen – die sind kein gutes Kinos. Das hat Autor und Regisseur Rian Johnston ganz richtig erkannt. (Oft geraten diese Erklärszenen ungefähr so filmisch wie das Gekritzel von Russell Crowe auf einer durchsichtigen Wand wie in „A Beautiful Mind“. Man fragt sich die ganze Zeit, wie man das gedreht hat und warum er eine Glastafel in seinem Büro hat. Damit wird die ganze Illusion gesprengt.)

Der Film hat so manche Schwächen, etwa wenn er Emily Blunt, die starke Farmerin als in der Sonne liegendes Sexsymbol mit sexy Schweiß ausstellt. Das muss nicht sein, sie ist auch so das Herz des Films. Oder die Nasenprothese, die Joe jung tragen muss, um mehr so auszusehen wie Joe alt. Die hält davon ab, ihn als Figur ernst zu nehmen – das muss aber nicht sein, wie man an der Nase von Nicole Kidman alias Virginia Woolf in „The Hours“ gesehen hat. Bruce Willis bekommt einen Signature Move mit Maschinenpistolen, das ist augenzwinkernd gemeint, sprengt aber den Rahmen des Films. Wie so oft in Autorenfilmen ist hier nicht noch einmal der Regisseur glättend über das Material gegangen. Manchmal ist das gut so, diese Momente stören in dem ansonsten ansprechenden Film.

TL;DR

Wenn Zukunft und Gegenwart zusammenkommen, entdeckst du ganz neue Seiten an dir, Looper Joe.

4 von 5 Silberbarren.

Best Practice: Kalendereinträge für Webinare

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Arbeiten / User Experience
Wenn ich bei Marketing-Umfragen im Internet gefragt werden, wie ich mich weiterbilde, und weiterbilden lege ich da in einem sehr weitgehenden Sinne aus, dann ist eine meiner Antworten auch immer – durch Webinare. Webinare sind Online-Demos von Produkten, Studien oder irgendeinem anderen digitalen Gut, das man so vorführen kann. Für die meldet man sich über ein Formular an, und zu einem bestimmten Termin ist es dann so weit.

Bei Produkten ist es üblich, dass etwa Einführungsveranstaltungen alle paar Wochen stattfinden. Ich habe es sogar erlebt, dass diese Live-On-Tape ausgestrahlt werden. Solange sich nix am Produkt ändert, kann man das ja auch wiederholen. Für den Frage-Antwort-Teil kann man sich ja am Ende wieder als Gastgeber ins Webinar einwählen.

Was wichtig ist, damit Knowledgeworker an ihnen teilnehmen können: dass auch ein Termin verschickt wird. Zu diesem kleinen Thema würde ich gern ein paar Tipps geben. Als ich auf Softwaresuche war, habe ich an vielen Terminen teilgenommen. Und dabei bilde ich mir, habe ich auch etwas über Webinare an sich gelernt. Nicht nur über das Thema Digital Asset Management an sich.

Tipps für Webinare

  1. Sobald dein Formular eine Bestätigung für den Nutzer anzeigt, dass er sich erfolgreich angemeldet hat, sollte dort auch der Kalendereintrag zum Download zur Verfügung stehen. In allen Formaten:
    1. für Outlook
    2. für Outlook.com
    3. für iCal / Kalender auf dem Mac
    4. für Google Calendar
  2. Du solltest nach der Bestätigung im Formular auch noch eine Bestätigung an die eingetragene Mailadresse versenden. Darin sollten auch die Links auf diese Einträge enthalten sein. Noch besser: Gleich die Attachments mit den Terminen für Outlook etwa. Die Lufthansa verschickt so auch Flugbuchungen, einfach von den Großen lernen.
  3. Einen Tag vor dem Termin verschickst du eine Erinnerung. Falls da ein Feiertag oder ein Wochenende ist: einen Werktag vor dem Webinar. Da sieht man gleich: Montage sind in den meisten Unternehmen keine guten Tage für Webinare. Da haben alle ihre Berichte zu machen.
  4. Eine Viertelstunde vor dem Termin schickst du noch mal die Erinnerung heraus: Findet jetzt statt. Aber um den Druck auf den Teilnehmer herabzusenken, versichere ihm, dass das Webinar auch als Aufzeichnung für alle angemeldeten Teilnehmer zur Verfügung gestellt wird.
  5. Der Termin kann ja von irgendwo auf der Welt gemacht werden. Und so können auch die Teilnehmer überall sein. Mach deshalb von dem Zeitzonen-Feature in Terminen Gebrauch.
  6. Gib dem Termin einen sprechenden Namen. Also z.B. „Webinar-fuer-Software-XYZ-fuer-neue-Nutzer.ics“. Wenn man das herunterlädt und erst später öffnet, kann man das auch ohne Klick inhaltlich einsortieren. Hashes sind für dich vielleicht hilfreich, aber für die meisten Nutzer nicht. Event.ics ist das Allerschlimmste. Scheint aber in vielen Systemen Standard zu sein.
  7. Wenn du ein ungewöhnliches Tool für Webinare nutzt, schick einen Absatz in der Einladung mit herum, dass die Teilnehmer das schon mal installieren sollten. Das gilt eigentlich für alles außer WebEx.

Microsoft, der Underdog in der Cloud

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Cloud / Microsoft
Microsoft hat Zugriff auf zwei Social Graphs: LinkedIn und Skype

Microsoft hat Zugriff auf Adressbücher: Outlook, Outlook.com, Hotmail und Exchange

Microsoft weiß, woran die Knowledgeworker arbeiten: Office.

Microsoft weiß, wie Businesskunden denken und hat eine der besten IT-Vertriebsmannschaften unter Vertrag.

Alle Nachrichten vom bevorstehenden Tod von Microsoft sind übertrieben. Der Softwarekonzern baut jetzt auch Hardware, die sogar den prüfenden Blicken von Mac-Fans stand hält. Im Ernst: meinem Blick. Habe die Rechner im neuen Deutschland-Office von Microsoft gesehen und fand sie toll.

Wenn man den Würgereflex herunterschluckt, den man bei der Headline des Posts hat, der jetzt von Microsoft-CEO Satya Nadella auf LinkedIn veröffentlicht wurde: „Microsoft + LinkedIn: Beginning our Journey Together“, ist der interessant. Darin wird nämlich die Roadmap vorgestellt, wie die Integration der beiden Unternehmen produktseitig aussehen soll:

  • LinkedIn identity and network in Microsoft Outlook and the Office suite
  • LinkedIn notifications within the Windows action center
  • Enabling members drafting résumés in Word to update their profiles, and discover and apply to jobs on LinkedIn
  • Extending the reach of Sponsored Content across Microsoft properties
  • Enterprise LinkedIn Lookup powered by Active Directory and Office 365
  • LinkedIn Learning available across the Office 365 and Windows ecosystem
  • Developing a business news desk across our content ecosystem and MSN.com
  • Redefining social selling through the combination of Sales Navigator and Dynamics 365

Gehen wir das mal der Reihe durch.

  • Microsoft ist bereits ein sehr großer Identitätsprovider, aber nur nach innen in ein Unternehmen herein. Das Adressbuch der meisten Büromenschen, die ich kenne, ist eher so mittelgut gepflegt. Ausnahmen sind Sales- und HR-Kollegen. Aber bei LinkedIn sind die Daten aktuell, zumindest wenn man bei irgendwelchen Themen nach außen auftritt. Der Social Graph im Büro liegt in Deutschland vielleicht noch hauptsächlich bei Xing, aber zunehmend und international bestimmt bei LinkedIn. Diese Daten im Adressbuch zu haben, macht Outlook auch als Produkt besser.
  • LinkedIn als Toaster in Windows mit ständig nervenden Interaktionen? Ja, das wird die Nutzung befördern, aber hat auch die Gefahr, die Nutzer zu nerven.
  • Word-Vorlagen, die man mit LinkedIn synchronisieren kann – allein das dürfte in manchen Unternehmen die Fluktuation nach oben treiben.
  • Sponsor-Content in Microsoft-Produkten: Das will kein Nutzer haben, sondern nur das LinkedIn-Monetarisierungsteam.
  • LinkedIn Learning ist das, was wir auch als Lynda oder das deutsche Pendant dessen, video2brain, kennen.
  • Auch wenn ich eine Schwäche für MSN habe, weil ich da mal gearabeitet habe: Darauf hat kein Nutzer gewartet. Das klingt ein bisschen zu viel nach Synergiegefasel und weniger nach Produktnutzen.
  • Die Sales-Programme von Microsoft kenne ich zu wenig für eine eigene Meinung.

Was ich im ersten Jahr im Startup gelernt habe

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Konzeption / Softwareentwicklung / Startups
Startups sorgen dafür, dass man als Mitarbeiter dort schneller lernt. Weil das Startup lernen muss, sich auf dem Markt zu behaupten. Überhaupt erst einmal den Markt zu finden.

Why is this learning so important for startups? Simply because competitive pace and an intense focus on rapid learning are the two keys weapons of your startups’ nimbleness and unfair advantage

Quelle: How to Accelerate Learning in An Early-Stage Startup

Das ist letztlich der Grund, warum ich 2015 dem Arbeiten im Konzern Tschüss gesagt habe. (Ober besser Servus! Wir sind ja in Bayern, in diesem München.) Ich wollte mich wiedre fordern. Das meiste meines Lernens geschieht beim Selbststudium online. Das Wissen, das ich brauche, findet sich in Blogs und immer stärker im Content Marketing von Softwareanbietern – und Hardwareanbietern.

Viele Anbieter stellen ihre Dokumentation gleich ganz offen ins Netz und verlangen dafür keinen Login mehr. So kann man bei der Evaluierung von Software gleich die Fragen an die Doku stellen, die man bei einer späteren eventuellen Implementierung eh hätte. REST-API oder restful? Gibt es SDKs?

Was hätte ich sonst nie angesehen, wenn ich nicht bei Target Video begonnen hätte zu arbeiten? Nur eine Auswahl, die mir gerade einfällt:

  1. Newsletter: Wo versendet man die am besten? Was ist für Redakteure gut zu handhaben?
  2. Mailinglisten und Newsletter-Template für mobile Geräte bearbeiten
  3. Video-Terminologie und -Workflows studiert
  4. Dutzende von Demo-Accounts in verschiedenen Software-Kategorien eingerichtet
  5. Passwort-Manager für die Vielzahl der Accounts besorgt
  6. AWS-Dinge
    1. Windows Server bei Amazon AWS konfiguriert
    2. Route 53 für einen Proof of Concept eingerichtet
    3. WordPress-Instanz mit Hilfe von Bitnami-Installer aufgesetzt
Man sieht schon: Als Startup machen wir natürlich viel bei Amazon AWS.

Video killed the FAQ star

Amazon Web Services stellt eine Menge Videos ins Netz, die erklären, wie ihre Produkte funktionieren. Das hier habe ich mir die Tage angesehen. Dabei geht AWS auch einen Schritt weiter und ist eine Partnerschaft mit einem Pay-Anbieter von Trainings eingegangen, wie man gleich auf der Übersichtsseite aller Trainings sehen kann. So wie AWS das macht, sieht das sehr unaufgeregt ist, aber es dürfte eins der besten Lernangebote sein, dass es für SaaS-Anbieter gibt.

Viele Menschen sind visuelle Lerner. Ich erinnere mich noch gut an einen Kollegen, der alles gescribbelt hat, was er verstehen wollte. Die Zeilen in einem Buch rauschten ansonsten nur an ihm vorbei.

Exkurs Lernen und Startups

Woher kommt das eigentlich mit dem Lernen? Das kommt aus dem Buch Lean Startup von Eric Ries:

3. Validated learning. Startups exist not just to make stuff, make money, or even serve customers. They exist to learn how to build a sustainable business. This learning can be validated scientifically by running frequent experiments that allow entrepreneurs to test each element of their vision.

4. Build-Measure-Learn. The fundamental activity of a startup is to turn ideas into products, measure how customers respond, and then learn whether to pivot or persevere. All successful startup processes should be geared to accelerate that feedback loop.

Die Zitate aus diesem Buch dürften sich in endlosen Pitchdecks und Investor-Präsentationen finden.

Nutzer kennen lernen im Usability Lab

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Konzeption

Als Produktmensch (Produktentwickler, Konzepter, Produktmanager und andere Titel sollen hier mal darunter fallen) hat man ja immer eine Vorstellung von seinem Nutzer. Manchmal ist das der eine, den man vom Bäcker kennt. Oder die Petra aus dem Tennisverein.

Wir machen sogar manchmal in größerer Runde Agenda-Workshops, wo wir uns verschiedene Nutzertypen vorstellen. Als wir das das letzte Mal von Studierenden haben machen lassen, haben wir von den Personas auch Fotos gemacht und diese auf DIN-A-3-Größe ausgedruckt.

Aber das waren alles Kopfgeburten. Vor einiger Zeit haben wir dann wirklich echte getroffen in einem Forschungslabor in der Münchener Innenstadt. (Fast alle großen Institute unterhalten welche in fußläufiger Entfernung zu den meistfrequentierten Straßen der großen Metropolen, habe ich dabei gelernt. So können sie schnell Teilnehmer rekrutieren) Der Name tut hier nix zur Sache, die Erfahrungen, die man da machen kann, sind eigentlich immer sehr ähnlich.

Es gibt eine Scheibe, die die Laborsituation in zwei Teile teilt: Das Interview mit dem Probanden auf der einen Seite, das von einem professionellen Interviewer geführt wird, und die Beobachter auf der anderen Seite, die Notizen machen und auf einem Monitor mit verfolgen, wie der Nutzer das Produkt nutzt. Im Grunde muss man sich das wie die freundliche Version eines Verhörraums aus einer Krimiserie vorstellen.

Es gibt immer lautere Kritik an dieser Methode, aber für mich ist sie immer noch unabdingbar: Den Nutzer, den man da sitzen hat, nimmt man automatisch sehr ernst. Weil man sich mit ihm in der gleichen Zeit- und Raumsituation befindet, glaube ich.

Das Protokoll, das man nach der Befragung vom Forschungsinstitut bekommt, ist wichtig für die Argumentation mit den Stakeholdern und auch für die Priorisierung, die man mit den Featureideen, die man mitgenommen hat, machen muss.

Ich mache mir bei diesen Gesprächen so etwas wie Sketchnotes. Teilweise kann ich sogar schon das neue Feature, das auf ein bestimmtes Problem eines Probanden antwortet, dort zeichnen und beschreiben. Das ist unglaublich befreiend und erinnert mich an den Spaß, den ich in solchen Produktentwicklungsphasen empfinde.

Calypso und der Zug

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Software / User Experience / Web / Wordpress

Calypso ist die Zukunft von WordPress. Das hat Matt Mullenweg auf dem WordCamp US 2016 wieder mal erzählt. Offenbar gibt es in der Zukunft überall Internet. Denn Calypso, der Desktop-Client für den Mac, ist ohne eine durchgängige Internetverbindung nicht nutzbar. Ich hatte ja wirklich überlegt, das alte Schlachtross MarsEdit, dessen Bookmarklet ich so oft in der Lesezeichenleiste in Chrome sehe und nutze, aufs Altenteil zu schicken. Aber nicht so schnell, junger WordPress-Padawan.

Software, die das Internet braucht: Irgendwie fühle ich mich an die Anfangsjahre der Chromebooks erinnert. Da war das auch notwendig. Ohne Netzverbindung waren die netbookartigen Geräte von Google nur schwer. Aber nicht besonders nützlich. Mit dem Hinzufügen von Offlinefunktionen und Entwicklungen wie PWA (Progressive Web Apps) täuschen die manchmal auch über Schwankungen in der Netzqualität hinweg.

Das wünsche ich mir für Calypso

Ich bin kein Entwickler, aber dennoch hätte ich gern ein paar Feature Requests an WordPress für das neue Vorzeigeprojekt. Deswegen habe ich die hier einmal aufgeschrieben:

  • Die Software speichert zur letzten Nutzung alle Entwürfe und eine lokale Kopie der Post-Datenbank der letzten 30 Tage. Dann kann man die Software schließen und beim nächsten Start steht alles zur Verfügung. Ohne Netz kommt nur diese traurige Fehlermeldung, die ich bekommen habe. 
  • Wenn ich die Software starte ohne Netzverbindung, darf mich das Programm gern darauf hinweisen, dass ih erst einmal nix publizieren kann. Aber meinen Entwurf würde ich gern in die Tastatur hauen können. So wie diesen Post, den ich in zehn Minuten zwischen München Ost und Rosenheim geschrieben habe.

Ja, das Netz sollte überall sein. Aber auch Automattic darf sich nicht darauf verlassen, dass der Netzausbau in ländlichen Regionen in Deutschland schnell genug vorankommt. Und manchmal will man ja auch gar nicht seinen Rechner über Netzverbindungen nach außen öffnen. Etwa, damit der Akku im Zug noch ein bisschen länger hält.

Filmkritik „Drive“

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Film
Den Film „Drive“ umgibt ein gewisser Mythos. Ich lese nicht mehr so viele Filmkritiken wie früher, und ich gehe ganz gewiss viel seltener als früher ins Kino (5-6 x im Jahr vs. 200-300 x im Jahr). Aber dennoch ist mir dieses Programmkino-Werk mit Ryan Gosling in der Hauptrolle in den letzten Jahren öfter begegnet. Lange habe ich gewartet, ihn mir anzusehen. Jetzt ist er bei Netflix mir begegnet. Die Kinder waren im Bett, da sind 90-Minuten-Filme willkommen. Alle anderen Filmen sind gerne 2 Stunden plus lang. So lange kann doch kein Papa wach bleiben.

Gosling ist die namenlose Hauptfigur von „Drive“. Und alles, was er wirklich kann, hat mit Autos zu tun. Er hat in Wirklichkeit drei Jobs, auch wenn er das nie so sagt. Er sagt einfach nicht viel.

  • In einer Werkstatt repariert er Autos. Er ist gut darin.
  • Als Stuntfahrer fürs Kino zerschrottet er kunstvoll Autos. Er ist gut darin.
  • Als Fluchtfahrer für Gangster sorgt er für das sichere Entfernen vom Tatort. Darin ist er wohl am besten.

Am besten ist diese Figur, wenn sie fährt. Steht sie still, wird sie angreifbar. Das passiert, als er sich in seine alleinerziehende Nachbarin verliebt. Die ist nämlich nur temporär alleinerziehend. Ihr Mann und der Vater ihres Kindes kommt bald aus dem Gefängnis heraus und zieht Gosling mit in seine Geschäfte hinein.

Drive dreht zum Ende hin auf

„Drive“ ist „Ein einfacher Plan“ für eine neue Generation: Tolle Pläne einfacher Leute, die an Geld kommen, sind zum Scheitern verurteilt. Und sie scheitern auf eine FSK18-Art. Das muss nicht sein, mein Ekel war ungefähr auf dem Niveau von „Deadpool“. Aber es ist meistens kunstvollerer Ekel. Nicht so auf die lustige Art, sondern wirklich lebensverändernd. Und dieses Grauen liegt seit Beginn des Films in der Luft. Die Musik, die Bilder. Sie heben den Film weit über Mittelmaß wie die einsamer weißer Mann als Rächer-Ebene eines „John Wick“ hinaus.

Regisseur Nicolas Winding Refn macht klassisches Autorenkino, nur hat er die erste Liga der Schauspieler dafür zur Verfügung. Brian Cranston hat eine Rolle als Werkstattleiter und Vaterersatz für den Fahrer; Albert Brooks spielt einen Mafia-Finanzier und auch Hellboy-Darsteller Ron Perlman ist dabei. Sogar Mad-Men-Ensemble-Mitglied Christina Hendricks taucht in dem großen Cast auf. Oscar Isaac bringt einen verletzlichen Macho in den Film. Alle sind wundervoll echt. Nur Gosling bleibt eine Scheibe, auf der sich alles spiegelt. Wer er ist, wird erst ganz zum Schluss klarer.

Das Finale ist unausweichlich, und als Zuschauer vermutet man, dass es hart auf hart kommen wird. Musik und Kamerafahrten erzeugen einen unwiderstehlichen Sog, der mich an die Hilflosigkeit der Welt in „Blade Runner“ erinnert hat – auch vom Synthiesound des Films her. „Drive“ ist ein Meisterwerk, ein böses. Aber eins das der Welt des Zuschauers den Spiegel vorhält.

TL;DR

4,5 von 5 durchdrehenden Reifen.

Mein Senf zu Funk

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DAM / Video / Web

Wut ist ein schlechter Ratgeber beim Bloggen. Zu scharf angesichts der Sache werde ich dann leicht, zu krass im Ton. Aggro. Ich mag mich dann meist später selbst nicht. Aber sei’s drum. Das Thema „Funk“ lässt mich nicht kalt. Aber ich bin nicht dagegen, dass die Rundfunkanstalten zu YouTube gehen. Sie müssen sich auch in Zukunft legitimieren. Über das live-lineare-Fernsehen geht das nicht mehr bei Zuschauern unter 30. Und so sage ich:

Prinzipiell finde ich es super, was die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten da machen.

Die tun sich zusammen, ARD und ZDF, und gehen mit ihrem Inhalteangebot dorthin, wo die gewünschte Zielgruppe ist: zu YouTube. 32% der 14- bis 29-Jährigen nutzt täglich Seiten wie YouTube, haben ARD-Forscher herausgefunden (PDF-Dokument). Wenn ich keine Monetarisierungsbedarfe hätte, würde ich da auch hingehen. (Sind wir mit TargetVideo aus guten Gründen nicht, weil Videowerbung bei YouTube weniger Geld bringt als wenn man alles selbst macht.)

Mich stören in der üppigen Berichterstattung über Funk, ein lobenswertes Projekt, die Dinge, die geschrieben werden und die, die nicht geschrieben werden. Ich dürfte als ehemaliger Mitarbeiter von ProSiebenSat.1 natürlich das mit den Zwangsgebühren finanzierte Projekt gut finden. Aber ich denke, man hat da viel richtig gemacht.)

Und vor allem die Dinge, die ich nicht gelesen habe, funken fuchsen mich:

ARD und ZDF statten eigenes Multi-Channel-Network mit fast 40 Millionen Euro pro Jahr aus.

So hätte meine Headline gelautet. Stattdessen lese ich überall

„Content-Netzwerk“

Es ist ein Multi-Channel-Network. Content-Netzwerk steht in der Pressemitteilung von Ende September 2016

Was noch?

Die Twitter-Strategie von Funk verstehe ich noch nicht. Offenbar ist das der echte Account, das ZDF folgt ihm. Aber warum wurde er nicht verifiziert? Das hätte das deutsche Twitter-Team bestimmt gern gemacht. (Hättet ihr doch, oder?) Was heißt das für Twitter? Und warum ist da noch Ei? War da wirklich keine Zeit für eine Winkekatze oder Grumpy Cat?

Du bist Introvertiert und glaubst nicht an dich, oder: Hochstapler-Syndrom, das

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Web / Wordpress
Irgendwo in den ersten zehn Jahren meiner Karriere im Online-Journalismus ist die Spezialisierung gekommen. Sie ist nicht über Nacht gekommen, sondern wie allen epochalen Brüche als schleichender Prozess. Heute sind Onlineredakteure viel besser ausgebildet, um im Nachrichtengeschehen standzuhalten, um ein Beispiel aus dem Online-Journalismus zu nennen. Um Fehler zu erkennen, Geschichten sozial zu verbreiten.

Aber sie können in ihrer Gesamtheit (meine Erfahrung) auch weniger gut konzeptionell arbeiten. Diese Fähigkeit ist weg gewandert, in den leitenden Journalismus, ins Produktmanagement oder die Produktentwicklung.

Sie können auch kein HTML mehr, das machen jetzt Entwickler für sie und praktische Shortcodes oder HTML-Container im CMS. Der Webdesigner ist seltener geworden, meist reden Designer mit Frontend-Entwicklern. Da gibt es viele dieser Fähigkeitenwanderungen. Das ist auch nix Schlimmes, ist einfach eine normale Folge der Spezialisierung, einer Grundtendenz der modernen Gesellschaft.

Ich bin als Journalist Generalist gewesen und bin es heute auch noch. In vielen Feldern, in denen ich arbeite, sind andere besser. Programmieren, Design, Projektmanagement – die Liste ist endlos. Aber meine Kombination der Fähigkeiten macht mich wertvoll. Für ein Startup ganz besonders, wo ich viele Hüte tragen darf und muss.

Daher lief Sonja Leix bei mir offene Türen ein, und auch bei vielen anderen, wie man an den zahlreichen hoch gehobenen Armen in dem Video sieht. Der Kern ihrer Aussage ist: Du zählst was, die anderen sind nicht alle besser als du. Ich habe mich in dem Blog auch schon mit Designern vergleichen und kam nur zu einem Zähneknirschen.

Sonja Leix bedankte sich mit dieser phänomenal offenen Rede bei der WordPress-/WordCamp-Community. (Wer das lieber lesen will, kann es auf ihrem Blog tun.) Jeder Introvertierte, der das Gefühl der (eingebildeten) Unterlegenheit kennt, sollte sich das ansehen, um Kraft zu tanken. Jede Führungskraft, die mit Kollegen in Home Offices zu tun, sollte sich das ansehen

Was man lernen kann?

  • Sprich bei Events, etwa einem WordCamp
  • Lass Lob an dich heran, vor allem das ernst gemeinte
  • Vergleich dich nicht mit den großen Leistungen – alle machen Fehler

Fragen, die ich gern beantwortet hätte, für die ich aber keine Antwort habe:

  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen Solopreneurship und Imposter Syndrom? (Hochstapler-Syndrom). Sonja Leix spricht davon, dass sie viel daheim gearbeitet hat, und nicht zu WordCamps oder Meetups ging
  • Ist es irgendwann zu spät, kein Imposter/Hochstapler mehr sein zu wollen? Wir kennen all die im Job Resignierten, die noch brennen könnten, wenn man sie nur ließe.

Und wegen Sonja Leix habe ich auch noch an diesem Barcamp-WordCamp Köln in 2016 teilgenommen. Darüber habe ich geschrieben. Obwohl ich dieses Jahr auf keine weitere Konferenz wollte.

WordCamp Cologne 150x150