Konferenzbesuch „Beyond Tellerrand“ in Düsseldorf 2016

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Konferenz

Ich bin ein wenig in Unfrieden von „Beyond Tellerrand 2016 Düsseldorf“ geschieden. Ich hatte mich erdreistet, einen Vortrag nicht so gut zu finden. 

Daraufhin warfen mir einige Teilnehmer der Konferenz so etwas wie Nestbeschmutzung vor, zumindest empfand ich das so. (Ja, wer sich in die Öffentlichkeit begibt, kommt darin um. Aber ich hatte bewusst den Namen der Rednerin weggelassen, um nicht Public Shaming zu betreiben.) 

Der Konferenzorganisator mischte sich auch noch ein, und baute eine Brücke – was ich sehr zu schätzen wusste. Danke dafür noch einmal!

Wahrscheinlich wäre der Beef über ein paar Bier vergessen gewesen, aber ich musste zum Flughafen, und das Bier in Düsseldorf ist irgendwie… sonderbar.

Warum trollte ich also in einem Vortrag? So haben mein Anpinkeln einige andere Besucher verstanden. Ich finde, zu einer erstklassigen Konferenz gehören auch erstklassige Vorträge, sowohl auf inhaltlicher Ebene wie auf der Präsentationsebene.

Bei der Konferenz hat sich der Organisator wirklich Mühe gegeben, ein gleichermaßen weibliches wie männliches Speakerteam zusammenzustellen. Eine Frau am Dienstagnachmittag fiel leider bei ihrer Vortragsqualität aus dem an sich starken Line-up des Tages nach unten heraus. Das ist auf der Präsentationsebene umso erstaunlicher, als dass Andrea Krajewski als Professorin an Hochschule Darmstadt ihre Brötchen verdient und das Vortragen, wenn auch nicht in Englisch gewohnt sein dürfte. Und inhaltlich umso mehr. Sie erzählte von ein paar Studentenprojekten, das war gut, der Überbau war eher so meh. Ich war übrigens nicht allein mit meiner Auffassung, was die Vortragsweise anging:

Wie gesagt, das war auch meine Meinung, andere fühlten sich von dem Vortrag inspiriert. Wahrscheinlich war ich einfach zu müde von der kurzen Nacht im Hotel, außerdem hatte ich Rücken. Ich glaube, so sagt man das. Schließlich fand im Capitol Theater, wo die Konferenz war, auch die Welt- und Kosmospremiere von „Kein Pardon – Das Musical“ statt.

Eigentlich möchte ich viel mehr Worte über die gelungenen Vorträge verraten als über die meiner Meinung nach nicht so gelungenen. Da habe ich noch einiges zu schreiben vor mir.

Da wäre Mr. Bingo. Der ist ein schrulliger, englischer Comedian und Künstler. Er präsentierte sein Kickstarter-Projekt. Klingt langweilig, ist aber nicht so. Er hat mal in einer Bierlaune bei Twitter versprochen, denjenigen eine Hate Mail (also beleidigende Post/Nachricht) zu schreiben, die auf seinen Tweet antworteten. 50 taten das, er kam der Bitte nach.

Diese Aktion hat er 12x bei Twitter wiederholt. Endlich wollte er aus seinem Hobby ein Geschäft machen und sammelte bei Kickstarter Geld für das Buch. Das hat er auch zusammenbekommen, mit einem hinreißenden weißer-Mann-rappt-Rap-Video.

Super Tipp übrigens für eine Erholungspause im Büro, habe ich am Freitag danach gleich ausprobiert.

Oder der Eröffnungsredner des zweiten Tages, Jeremy Keith. Der hat Huffduffer erfunden, womit man frei im Netz verfügbare Audiodateien in eine Podcast-Form bringen kann und dann in einem Podcatcher der eigenen Wahl hören kann (Ich bin krautsource auch bei Huffduffer, wer meinen Feed abonnieren möchte.) Jeremy Keith kennt man auch als Mitgründer der berühmten Brightoner Digitalagentur Clear Left. Deren anderes prominentes Gesicht vom Konferenzzirkus ist Andy Budd. Beide sind zwei wahnsinnig erfahrene Webmacher, die sich selbst nicht mehr so wahnsinnig ernst nehmen. Keith ist auch sehr stark in der Indie Web Camp-Bewegung engagiert. Beim ersten Indie Web Camp auf deutschem Boden in diesem Jahr, in Nürnberg, habe ich ihn kennengelernt. In Düsseldorf gab es eine Neuauflage, die Fotos sehen auch ganz toll aus. 

Was hat Keith gemacht? Er hat letztlich Werbung für robustes Webdesign gemacht. HTML ist deklarativ, JS ist imperativ – allein aus diesem Unterschied leitet er überzeugend die Forderung ab, dass Webseiten so einfach wie möglich zu gestalten sind, damit auch in alten Browsern und auf unbekannten Geräten die Core Experience erhalten bleibe. Er habe nix gegen Javascript, versicherte er glaubhaft, er liebe es. Aber es komme erst im dritten Schritt, wenn die Basiserfahrung der Seite robust gemacht worden sei.

Den Vortrag von Tobias Baldauf über Optimierungen von JPG-Bildern habe ich noch im Saal selbst in Jira-Tickets für das eigene Projekt umgewandelt, so toll war der. 

Was macht Beyond Tellerrand speziell?

Das, was der Organisator Marc Thiele bei der Programmzusammenstellung macht, ist stimmig. Er nennt es DJing. Jeder der beiden Konferenztage hatte ein durchgängiges Thema. Bei mir fiel der zweite Tag auf fruchtbaren Boden, der erste nicht so. Damit ist meine Rate „Wie viele sinnvolle Vorträge habe ich gehört“ eher so auf 40% gefallen, und damit werde ich wohl nicht wieder zu Beyond Tellerrand-Tickets vor dem Erscheinen des Programms greifen. Der Konferenzpreis sehr günstig, daher gibt es auch keine Getränke oder Essen umsonst. Das muss man also einkalkulieren, diese 50 Euro für zwei Tage.

Düsseldorf ist eine sehr schöne Stadt, für mich sprang ein abendlicher Rheinspaziergang heraus. Und die Konferenz ist bis ins Details allerliebst inszeniert. Ein DJ überbrückt die Talk-Pausen, und mischt in die Musik Zitate jeweils des letzten Speakers hinein. Das habe ich noch nirgendwo gesehen und ist ein Ereignis. Die Location ist an sich schön, ein Musicaltheater mit Tischen im vorderen Bereich des Auditoriums. Leider sind die Stühle so eng, dass man nach drei Vorträgen im vollbesetzten Saal Rückenschmerzen bekommt, wenn man wie ich breite Schultern hat – und ein Schreibtischhengst ist. Für Frontend-Entwickler ist die Konferenz aber auf alle Fälle mal eine Reise wert. Auch das Drumherum mit Warmup-Party und Konferenzparty und dem Indie Web Camp finde ich sehr gelungen. Also: 3+ in der Gesamtnote.

Innovationen im Journalismus: Es ist der Prozess, nicht das Produkt

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Journalismus / Podcast
Dass ich Podcasts höre, ist bekannt.

Manchmal freue ich mich auf einen besonders. Donnerstagmorgens steht etwa immer eine neue Folge „This Week in Google“ zur Verfügung, der erste Podcast, den ich regelmäßig gehört habe.

Am Freitag habe ich sogar getwittert/getweeted, dass ich mich auf das Digiday-Gespräch mit Buzzfeed-Publisher Dao Nguyen ganz besonders freue.

Warum? Weil ich glaube, dass deutsche Medien von den Arbeitsweisen US-amerikanischer digital-only publisher viel lernen können.

Dao glaubt auch, dass viele Medien sich einiges von Buzzfeed abschauen, aber meist nur das journalistische Produkt am Ende, nicht, wie Buzzfeed dahin kam. Das liegt ja nahe, aus der Außensicht ist das leichter verständlich: Der Prozess findet ja hinter verschlossenen Türen statt, das Ergebnis liegt im Schaufenster, sodass es jeder sehen kann

Jeder beobachtet seine Konkurrenz, mit Spike und anderen Tools sind auch überall ähnliche Discovery-Tools für die Trendschau im Einsatz.

Upworthys Editorial Director Amy O’Leary bezieht sich nicht direkt auf Buzzfeed, aber auch sie hält data-driven journalism für geboten:

One of the things that we do at Upworthy is we look at the data from our past stories and we use it to engineer better new stories.

Manchmal baut man sich damit sein eigenes „House of Cards“, einen phänomenalen Erfolg. Manchmal ein Kartenhaus. Upworthys Traffic ist lange nicht so stabil wie der von Buzzfeed. Für mich ist einer der Gründe, dass Upworthy eben nicht so viele unterschiedliche redaktionelle Strategien hat wie Buzzfeed.

Im deutschen Medienjournalismus kommt meines Wissens der Blick auf die Prozesse zu kurz. Focus.de feiert sich selbst und wird für die Reichweitenrekorde gefeiert. Geschichten, die den Erfolg zu ergründen versuchen, suche ich noch. Wahrscheinlich auch, weil die erfolgreichsten Player keine Einsichten in ihre Küche erlauben wollen. Und im Moment wird überall gekocht, Tasty sei dank.

(Wer Beispiele kennt, die ohne Häme auf Focus.de auskommen, reiche sie mir bitte in den Kommentaren nach.)

Auch aus der eigenen Arbeit beim Startup Target Video kann ich das nicht bestätigen: Da, wo wir redaktionell besondere Erfolge feiern konnten, lag das an der genauen Beobachtung unserer Nutzerzahlen und der Nutzung unserer Inhalte. So konnten wir Erfolgsmuster identifizieren und auf andere Bereiche übertragen.

Das ist dann auch ein bisschen MVP aus Lean Startup: Nutzerinteressen vermuten, Hypothese bauen und testen und darauf iterieren. Das Ergebnis Das bisherige Produkt dieses Prozesses ist bettgefluester.tv.

In eigener Sache Target Video

Wer Lust hat, an diesem Prozess mit uns mitzuwirken: Wir suchen wieder Praktikanten/innen für unser Team, in der Textredaktion, im Videoteam und bei mir im Produktmanagement. Alle Jobs gibt es auf der Firmen-Website, target-video.com.

Podcasts, die ich höre (1): Zur Lage der Medien

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Facebook / Journalismus / Podcast
Wenn Sascha Lobo sagt, es sei erst sein vierter Podcast, dann sagt er das (glaube ich) ernst gemeint. Er ist dann aber nicht unsicher, und schon lange nicht nicht gut, wenn er etwas Neues macht, sondern wie immer brillant und nachdenklich an Stellen, wo andere ihre Selbstgewissheit bis in die Haarspitzen festgetackert haben. Und selbst wo er sich sehr sicher ist, will er die Kritik, die Skepsis offen halten – für den Diskurs. Wenn ich mal groß bin, möchte ich auch so schlau sein wie Sascha Lobo. Ja gut, ich habe gerade einen irren mancrush. (Ich habe Lobo vor vier Jahren oder so das letzte Mal live gesehen (bei einer internen ProSiebenSat.1-Veranstaltung), und meine letzte re:publica, wo er so etwas wie der König ist, war die in letzte in Kalkscheune und Friedrichstadtpalast.)

Podcast „Zur Lage der Medien“

Lobo hat jetzt also auch einen Podcast „Zur Lage der Medien“, gemeinsam mit Stefan Niggemeier, einem der Gründer von Übermedien, und meiner Meinung nach Deutschlands bester Medienjournalist. (Der gesteht, dass er Podcasts nicht hört, womit ihm Digiday für den Blick über den großen Teich entgeht, und das ist sträflich.)

Erst mal der Podcast selbst: Es gibt erst zwei Folgen, die zweite ist in dieser Woche (1.5.) erschienen, und sie war erst einmal nicht verfügbar. Offenbar kämpfen die Macher noch mit technischen Problemchen. In der ersten Folge gab es akustisch-technische Probleme: Offenbar haben die beiden mit ihren Laptops das Gespräch aufgezeichnet, und allzu deutlich waren Gestikulieren oder Klappern im Hintergrund zu hören. Das ist bei Podcasts nicht unüblich, viele sind so schlecht aufgenommen worden, dass ich sie beim Autofahren nicht hören kann. In meinem Kompaktwagen überlagern die Wind- und Abrollgeräusche und das Motorbrummen die tiefen Männerstimmen von Sprechern oft.

Die zweite Folge haben sie im Studio von Viertausendhertz aufgenommen, und das professionelle Studio kann man hören. Für mich, ich habe mal Radio gemacht, ist das reine akustische Entspannung. Ich höre nicht mehr, wo man einen neuen Take machen müsste, und möchte nicht mit Audacity die Tonspuren selbst aufräumen. In einem anderen Leben möchte ich Toningenieur werden, glaube ich.

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Sascha Lobo auf der re:publica 2010 im Friedrichstadtpalast. (Foto: Flickr/re:publica)

Der Anspruch des Podcasts ist hoch, er drückt sich im Namen aus. „Zur Lage der Medien“. Wenn Lobo spricht, hat das immer etwas Pastorales, darauf hat mich jetzt erst wieder ein Post von Felix Schwenzel im wohl für mich lesenswertesten Blog auf Deutsch hingewiesen – abgesehen davon, dass da Webmentions implementiert sind und ich die Typografie sehr mag.

andererseits funktionieren die meisten seiner gags eben nur mit einer klaren trennung des lobo-ichs und des publikum-ihrs, weshalb der vorsatz der selbstbeschimpfung im laufe der vierstündigen predigt der andertalbstündigen grundsatzrede (natürlich) versandete. rhetorisch war das alles ziemlich brilliant und geschliffen und ich mag den leicht pastoralen ton, den sacha lobo auf seinen republica-reden anschlägt.

Offenbar gibt es da noch jemanden, der Lobo wertschätzt und das besser in Worte zu kleiden vermag, als ich das tue. Ich glaube, Lobo ist einer der Gründe, warum ich in dieser Woche dann doch ein bisschen daran zu knabbern zu habe, dass ich mich gegen einen Besuch der re:publica entschieden habe. Das war eine ganz bewusste Entscheidung — die Messe klaut in einer Brückentagswoche alle verfügbaren Arbeitstage, und das ist in einem kleinen Startup einfach nicht machbar. 2 Tage, das wär’s. Aber das Vorglühen gehört bei der Klassenfahrt der Digitalszene dazu.

Inhaltlich den Podcast nachzuerzählen ist nicht so sinnvoll, aber Lobo äußert sich wie immer so druckreif, dass es wahrscheinlich für einen Sponsor eine schöne Idee wäre, die Transkription des Podcasts zu bezahlen. Einer meiner anderen Lieblingspodcast, Responsive Webdesign, tut das – und wird damit zu einer Ressource und sorgt für mehr Auffindbarkeit. Das kann nicht mehr als 100 Euro pro Ausgabe kosten, also – Übermedien ran an den Vertrieb dieses Sponsoringpakets. Win-Win für alle. Und eine kleine Sponsornennung schadet nicht. (Da ist natürlich das Ding, dass Übermedien bisher nur von Nutzern über Blendle finanziert wird, wozu ich zähle. Gründer Niggemeier schätze ich ebenfalls sehr, sodass ich die 3,99 Euro pro Monat gern zahle. Dafür spare ich mir ja die FAS und wenn ich mal was von ihm lesen möchte, gibt es auch hier Blendle.)

Es ist wichtig, dass sich Medienkritik verbreitet. Dass sie Teil der Debatte wird, welche Art von Journalismus wir wollen. Und brauchen. Deshalb werden einige Beiträge kostenlos sein; sie können geteilt und weitergeleitet werden. Um unserem Publikum aber einen weiteren Anreiz zu geben, uns zu unterstützen, können Abonnenten exklusive Beiträge vor allen anderen lesen.

Warum ist der Podcast also toll? Weil er mich zum Nachdenken über meine bisherigen Gewissheiten angeregt habe. Das empfinde ich als den höchsten Reiz eines Medienproduktes. Daher stürze ich mich auf Essays bei The Atlantic oder sammle Stücke aus dem New Yorker bei Pocket, die ich unbedingt lesen möchte. Leider kommt das Lesen im Moment zu kurz – die Augen eines fast Vierzigjährigen brauchen abends eine Pause vom Bildschirm. Auch der Kindle Fire HD ist eben ein Screen, und es gibt keine Apps zum Lesen auf dem Kindle Paperwhite. Soweit ich weiß. (Dieser Weg ist NICHT akzeptabel.)

Man müsse sich verhalten, das ist Eindruck, den die beiden haben. Die sozialen und redaktionellen Medien schaukelten sich auf. Jeder, der an den Empörungsstürmen mit teilnehme, sei drin – neben dem Sturm stehen gäbe es nicht. Shit-Partikelchen ist auch gefallen, ein allerliebster Ausdruck. Aber man kann auch einfach schweigen, situative Äußerungen täten ihm nicht gut, hat Lobo an sich selbst festgestellt. Alles sehr dicht und wahr. Das Reflexgewitter in sich selbst zum Schweigen bringen, das war seine Entscheidung. Absolute Hörempfehlung für alle, die Geschütze der Demokratie oder sogar ihr Sturmgeschütz beladen. Auch den beiden Neu-Podcastern beim Verfertigen ihrer Gedanken beim Reden zuzuhören, ist unfassbar belebend. Ich für meinen Teil benutze etwa in diesem Post Worte, die ich schon lange nicht mehr benutzt habe. (Da ist wieder meine Sprachempathie.)

4,5 von 5 Ohren. (Sowas muss doch sein bei einer Medienkritik, oder?)

Das neue Format Podcasts, die ich höre

Ich möchte auf dem Blog das mit der Welt teilen, was ich denke und was ich gut finde. Du bist, was du likest, hat Shakespeare 2.0 schon gesagt. Oder so. Deswegen wurde es Zeit für dieses neue Format. Podcasts sind für mich ein wichtiger Weg, um mir die langen Autofahrten zur und von der Arbeit heim zu vertreiben. Außerdem regen sie meine Gedanken an. Manchmal habe ich dabei die klügsten Gedanken. Google sei dank für die Sprachfunktionen bei Android. Schon viele Aufgaben habe ich in Wunderlist festgehalten, oder auch Ideen für kommende Blogposts. Die ich dann wieder verwerfe, weil ich sie nicht so brillant formulieren kann wie Sascha Lobo oder einer der anderen Podcast-Macher und -Gäste.

Was ist die schlechteste Art, das Wiki zum eigenen Produkt aktuell zu halten?

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App / Design / Produktmanagement / User Experience / Web
In meinem Job evaluiere oft genug, manchmal sogar zu oft, ich Software, die für uns im Startup interessant sein könnte. Beim CMS habe ich nicht lange suchen müssen, natürlich würde das WordPress sein. Aber bei anderen Bereichen, in denen ich zuvor nicht so viel Erfahrung hatte, musste ich mich eben auch auf Übersichten und Marktüberblicke verlassen.

Heute bin ich bei einem Anbieter, der ungenannt bleiben soll, über diesen Eintrag gestolpert. Es ist der erste Eintrag im FAQ gewesen, das ja die wichtigsten Fragen beantworten soll, wie der Name schon sagt.

Ich weiß schon, wahrscheinlich war die wichtigste Frage: Gibt es den auch in groß als PDF?

Wiki-PDF-Download

Software, die ich nutze (15): Feedly

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Software

Update: Fever ist nicht mehr. An Heiligabend 2016 hat Entwickler Shaun Inman den weiteren Verkauf eingestellt und angekündigt, keine weiteren Updates mehr für die Software zu machen. 

Fever, ich will dich lieb haben. Aber du machst es mir schwer. Ich muss auf dem laufenden bleiben, und dein Web Frontend ist mit so vielen Feeds und der damit verbundenen Ladezeit jedes einzelnen Klicks einfach nicht erträglich. Ich bin zu Feedly gewechselt. Meine Wünsche sind einfach:

  • Bau eine Nuzzle-artige AMP-Funktion ein oder
  • Parse den Content, wie das Reeder in der App macht, dann komme ich auch wieder.

Bis dahin bin ich bei Feedly, auch als Pro-Nutzer, weil ich mehr als 1200 Feeds habe.

Ist die Software 5 Euro im Monat wert? Ja, weil sie die Basis meines Medienkonsums geworden ist.

Google Reader ist tot, lang lebe Reeder und Google Chrome.

Mein Feedgarten braucht auch mal wieder einen Frühjahrsputz, glaube ich.

Update: Feedly ist so langsam! Und was ist die Funktion der Feedly Mini Chrome Browser Extension? Die ist so unnütz.

Eine Möhre bitte!

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Familie

Ich glaubte nicht an die inspirierende Wirkung von Kochvideos. Wer kocht sich schon ein Tasty-Tastify-Kitchen-Stories-Rezept nach, wenn er das nicht eh geplant hatte? 

Mein Sohn hat mich jetzt eines Besseren belehrt. Er hat eine Folge Shaun das Schaf sehen dürfen (S04E24), in der der Bauer und Shaun mit Joggen abnehmen wollen. Da füllen die Schafe den beiden ihren Vorratsschrank mit gesunden Sachen. Karotten waren dabei. Und was sagte mein Sohn? „Papa, schälst du mir eine Möhre?“ 

Aber sicher. 

(Foto: Gabriel Gurrola / Unsplash)

Panino ja, aber Panini nein

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Allgemein

Es gibt keine guten Gründe, sich ein Panini-Album zu kaufen zu füllen. Es gibt sogar mehr als 500 Gründe dagegen: Es kostet 522,90 Euro im Durchschnitt, ein Album komplett zu füllen. 

Ich hatte noch nie ein Panini-Album. Früher konnte ich mir das nicht leisten. Heute weiß ich, dass ich mir das nicht leisten will.

Ein Panino für 4,90 Euro esse ich hingegen sehr gern.

5 Anwendungen, die man häufiger updaten muss als man sie nutzt

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App / User Experience
Manche Anwendungen müssen häufig geupdatet werden. Wann fängt es an zu nerven? Wenn man sie bei jedem Programmstart updaten will. Welche Übeltäter benutze ich weiterhin, aber sie nerven wie ein Freund, der immer dann reden will, wenn man einfach nur abhängen wollte?

  • FileZilla
  • Calibre
  • WordPress
  • Craft Plugin für Sketch – kann ich das 2x nominieren?
  • Adobe Creative Cloud

Und der Sonderpreis für nervt irre geht an…

  • Atom (macht die neue Version im Öffnen-Mit-Menü verfügbar, bevor sie richtig funktioniert. Macht mich richtig fuchsig.) Sonderpreis: Ich nutze es täglich, daher gilt die Überschrift hier nicht.

Kinokritik Cinecittá

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Film
Ja, den Begriff Kinokritik meine ich ernst. Das ist nicht der falsche Name für eine Filmkritik, und ich weiß es nicht besser. Das Cinecittá in Nürnberg ist das größte Multiplexkino in Deutschland. Behauptet das Kino selbst und steht auch bei Wikipedia so. Ich war jetzt zum ersten Mal drin, und es hat etwas in mir ausgelöst, das ich niederschreiben will.

Das Kino hat 23 Säle, der größte war mal ein IMAX-Kino und wurde dann etwas zurückgebaut. 5000 Sitzplätze, 5000 Quadratmeter Foyer. Über diesen Wert bin ich gestolpert. Die Angabe kenne ich von seelenlosen Einkaufszentren, aber bisher nicht von Kinos. Es macht Sinn, man läuft sehr weit von der Kasse zum Kinosaal, überall sind Sitzgelegenheiten. Und dann noch eine. Und noch eine Theke, wo man sich kinokulinarisch versorgen kann. Das ist unerwartet. Oberirdisch scheint das Kino eher klein zu sein. Die Säle verstecken sich, wenn man von der Altstadt aus kommt, in mehreren Etagen unter der Erde. Kino-Inception sozusagen. Das Licht ist auf mega-schummerig eingestellt, damit das Date auch Erfolg hat. Nur wenn man von der anderen Seite kommt, bekommt man einen Eindruck von der wahren Größe des Komplexes.

CINECITTA-Aussenansicht

Die Foyers werden aber clever bespielt, indem die Filmanfänge gut gegeneinander verschoben sind. So kriegt man nie Platzangst, zumindest ist es mir so ergangen bei einer Spielzeit von 21.30 Uhr. Alles unheimlich gut konzipiert, in der Ausführung im Detail hapert es: Aushilfspersonal ohne echte Teilhabe sorgt für die gleiche, schlechte Serviceerfahrung wie in anderen Multiplex-Komplexen.

Im Erdgeschoss gibt es zwei unterschiedliche Foyers – eins für die Deluxe-Kinos, ein normales. Das Deluxe-Kino-Entree sieht so aus wie ein Autohaus, in dem man die Autos vergessen hat. Eine Info-Theke, und dann ist da eine Bar. Dort wartet schon der sonnenbankgebräunte, weiß blondierte Möchtegern Bond-Bösewicht als Kellner und nimmt die Bestellung auf. Vor dem Film kann man sich auf einen Plausch in die bequem aussehenden braunen Ledersessel fallen lassen. Sie scheinen dieselben zu sein, die man aus einem Starbucks-Café kennt und die immer besetzt sind. (Sind sie nicht, sie sind der billige Nachbar aus dem Vorort-Möbelmarkt, und man möchte sie möglichst schnell verlassen.) Im Foyer sind da, wo Autos sein sollten, Buchtische aufgestellt, das Beste zum Lesen, Schmökern und Ausmalen. Allein, dass auch der liebe Kollege Bernhard Blöchl mit seinem Juli-Buch dort ausliegt, unterscheidet das von einer Bahnhofsbuchhandlung. Und das etwas weniger vorhandene Licht. Schönes Detail: Von jedem Buch ist eins als Leseexemplar geöffnet und mit einem Plastikumschlag versehen – so wie früher meine Schulbücher.

Der durchschnittliche Preis für eine Kinokarte betrug im Jahr 2015 rechnerisch 9,06 Euro. Für meinen Sitzplatz im Deluxe-Kino 3 musste ich 16,50 Euro bezahlen. Deluxe-Kinos dieser Art sind in Großstädten ein neuer Trend geworden. Argumente dafür?

  • Man hat mehr Platz zum Sitzen.
  • Die Sitzlehne muss man sich nicht mit dem Sitznachbarn teilen.
  • Es gibt Pärchensitze und Einzelsitze.
  • Die Knabbereien und Getränke kann man vorher bestellen, und dann stehen sie schon am Sitz bereit.
  • Man kann die Knabbersachen und Blubberbrause auch am Sitz bestellen.
  • Den Kinositz kann man per Knopfdruck in einen komfortablen Liegesessel verwandeln.

Warum habe ich den Film dort angeschaut? Weil der zu der Zeit nur da lief. 16,50 Euro für ein Ticket plus 6,90 Euro für eine kleine Cola und ein kleines Popcorn fand ich auch teuer. Mein Heimatkino liegt zwischen 6 und 7 Euro. Aber ich weiß, dass 3D-Filme mittlerweile auch am Wochenende 12-13 Euro Eintritt kosten. War es also die 30 Prozent Aufschlag wert? Eher nicht, auch wenn das dafür sorgt, dass lärmende Jugendliche, die während der Werbung noch telefonieren müssen, dieses Kino eher meiden. Das Cinecittá hat es aber in meine Liste der Lieblingskinos geschafft, jedenfalls lieber als ein beliebiges UCI-, Cinestar- oder Cinemaxx-Objekt.

Update: Mir ist heute aufgefallen, dass ich noch nichts über die Projektionsqualität geschrieben habe. Bild und Ton waren wirklich sehr gut. Gerade der Subwoofer unter den Sitzreihen war bei der Dolby Atmos-Ausstattung beeindruckend. Was ich sonst oft in Multiplex-Kinos erlebt habe, fand hier nicht statt: Bild war nicht zu dunkel und auch der Ton laut genug – fast zu laut. Ich musste mich jedenfalls dran gewöhnen. Was nur bei der Trailershow störte, war das reflektierte Licht von den Lämpchen, die an jeder Sitzgruppe im Saal angebracht ist. Da merkt man, dass die Leinwände viel Licht zurückwerfen – das hat den Trailergenuss etwas gestört.

Drei Indie Web Camp-Mitstreiter im Weggla – Nürnberg 2016

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Konferenz / Produkte / Responsive Design / Softwareentwicklung / User Experience / Web / Wordpress
Die drei Brillenträger, die die Attraktion auf dem Indie Web Camp Nürnberg 2016 waren, heißen Jeremy Keith, Aaron Parecki und Tantek Celik. Tantek hat ein 1-Buchstaben-Twitter-Handle: twitter.com/t. Sie leben und atmen Web, das offene Web.

Sie kämpfen gegen Silos. Und wie auf jedem Barcamp sind ein paar Unerschrockene, zu denen ich mich auch zähle auch dabei. Diese stellen jenen Fragen aus ihrem Horizont. „Was sind Silos?“ Die Frage ist berechtigt, und sie muss auch beantwortet werden.

Was sind also Silos, gegen die Indie Web Camp-Mitstreiter sind?

Dann mache ich mal den Erklärbär: In Silos wird Zeug reingepumpt, und es kommt nur auf eine bestimmte Art und Weise wieder heraus. Ein Eingang, ein Ausgang, der Silobesitzer bestimmt die Regeln.

In der digitalen Welt sind damit die großen Social Media-Plattformen gemeint, Facebook, Snapchat und Twitter, aber auch Medium.com gehört dazu. Alle Plattformen dieser Art sollte man als kritischer Webnutzer unter einen Silo-Verdacht stellen. Dazu gibt es die Prinzipien POSSE und PESOS. POSSE ist das Wunschbild, PESOS akzeptabel für Dienste wie Instagram, zur Not.

POSSE

PESOS

Die Mitglieder der Indie Web Camp-Bewegung glauben an das Recht und das Bedürfnis einzelner Teilnehmer im Web, ihre Stimme auf ihrer eigenen Seite zu Gehör zu bringen. Warum? Die großen Unternehmen nehmen sich Rechte heraus, die sie nicht abtreten wollen. Sie stellen die Plattform, sie legen in ihren Nutzungsbestimmungen die Regeln fest. Dazu gehört die (inzwischen beigelegte) Debatte ums Stillen und Bilder vom Stillen, aber auch die Haltung in der Waffenkauffrage. Eine Facebook-Fanpage gehört immer Facebook, man besitzt die nicht (zu leicht ist sie verloren).

Und die Großen von heute können die Toten von morgen sein. Wer ist schon von den Einstellungen von Produkten erwischt worden? Jeder, bei mir war es Google Reader. Bei anderen MySpace, oder Geocities. Dabei ist der Fokus auf die „personal site“, wie das im Laufe des ersten Tages immer wieder genant wurde, wichtig. Diese Begriffsschärfe vermisste ich dann auch in Diskussionen mit anderen Camp-Teilnehmern.

Natürlich gibt es ein Bedürfnis, seine Daten nicht öffentlich zu machen, schon gar nicht als Unternehmen. Da gibt es ein Recht auf Unternehmensgeheimnis. Ich will auch meine Firmenkonzepte nicht überall im digitalen Untergrund finden. Apple und Google kämpfen ja auch immer gegen Leaks – bevor sie mit ihren Produktenthüllungen um Aufmerksamkeit kämpfen.

Aber darum geht es dem Indie Web Camp gar nicht. Es geht um die eigene publizistische Stimme. Diese Kombination von „Ich habe die Technik im Griff und kann mir eine Webseite machen“ und „Ich habe eine Stimme, die ich im Netz benutzen will“ scheint schon sehr amerikanisch zu sein. Ich wünschte mir die von viel mehr deutschen Internetbewohnern. Fakt ist: Einige der Anwesenden haben gar keine eigene Internetpräsenz. Ja, das gibt es 2016 noch bei den Teilnehmern eines digital zwar nischenhaften, aber eben doch sehr digitalen Events.

Publizistischer Impetus kann auch mit Uneitelkeit und Nahbarkeit einhergehen. Liegt nicht nahe, ist aber so. Ich habe zwei Sessions mit Jeremy Keith gemacht, daher will ich das mal an dem Iren, der in Brighton arbeitet und Clearleft mit gegründet hat, festmachen. Er sagt auch mal: „Das weiß ich nicht.“ Als Session-Lead bei einer Sitzung, die er morgens mit einem Klebezettel erst gepitcht hat. Er stellt immer wieder den Bezug zur Erfahrungswelt der Teilnehmer her. Er fragt, ist ernsthaft interessiert. Wahrscheinlich ist das auch seine Workshop-Erfahrung aus einer kundenorientierten Agentur. (Ich muss zugeben, ich habe bei erfahrenen Menschen immer ein gutes Gefühl, wenn diese auch mal sagen, dass sie etwas nicht wissen. Auch wenn das eine Selbstverständlichkeit sein sollte.)

Die deutschen Teilnehmer waren teils sehr zurückhaltend. Ein Drittel hat gefühlt kein Wort gesagt, sondern lieber ein paar Zeilen im Atom Editor oder einem anderen geschrieben. Ist das normal? War mein zweites Barcamp, daher habe ich noch keine Erfahrungswerte.

Danke ans Indie Web Camp Nürnberg

Der Event war das Beste, was ich seit langem besucht habe. Keine Powerpoint-Pointenschlachten von den üblichen Konferenzen, sondern echte Hilfestellung. Das Indie Web Camp wurde zeitweise auch zu einem  Homebrew Website Club. In einer Session mit Aaron Parecki, einem der vier Gründer des Indie Web Camps, haben etwa zehn Leute versucht, ihren Sites Webmentions abzuringen. Mir ist es nicht gelungen, wie ich das auch hier im Blog dokumentiert habe. Und weil ich angesichts meiner kaum vorhandenen Coding-Skills am Sonntag auch nix hätte zustande bringen können, habe ich mir den Hackathon-artigen Tag gespart. Das hätte mir nix gebracht, und euch auch nicht, liebe Mit-Anwesenden. Außerdem muss ich erst mal überlegen, welche meiner Domains meine neue zentralen Ich-Präsenz im Web bleiben soll. Mein WordPress-Blog (das du netterweise gerade liest) ist es wohl eher nicht, dazu ist es zu wenig umfassend. Es bedient nur meine publizistische Ader, nicht aber meine Arbeit als Manager oder Produktmacher. Die Ideen zur Gestaltung einer persönlichen Site waren wirklich sehr gut, aber erst bei der Ausführung zeigt sich, ob sich mir die Veranstaltung wirklich eingebrannt hat.

Ich habe selten eine so egofreie Veranstaltung in der Digitalszene erlebt. Hands on, mit direkter Ansprache von Vordenkern, die ich sonst nur von Twitter und aus dem Feedreader kenne. Toll. Das wäre sicher auch eine Organisationsgebühr wert. Dieses Barcamp war kostenlos. Außer Zug, Hotel, Bahn und Bus habe ich dafür nur 50 Cent bezahlt – für eine Flasche Apfelschorle.