Extensions, die ich nutze (2): Facebook Pixel Helper

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App / Google
So sieht die Chrome Extension aus

Anders als das seit zwei Jahren nicht mehr aktualisierte Chrome-Plugin zum Debuggen von Google Analytics entwickelt Facebook seine kleinen Helferlein namens Chrome Extensions weiter. Daher kann ich heute nur den Facebook Pixel Helper empfehlen. Damit kann man schauen, ob ein Retargeting-Pixel auf einer Website eingebunden ist.

The Pixel Helper works in the background to automatically review the websites you browse for code that looks like a FB marketing pixel.

Das funktioniert nur in Chrome auf dem Desktop, nicht mobil. Aber die Ergebnisse sind interessant. Falls alle Shops benutzen das, auch in Deutschland. Ich weiß, dass in besonders sensiblen Unternehmen der Einsatz dieses Tools sehr beliebt war, aber oftmals aus Angst vor rechtlichen Folgen ausgesetzt wurde.

Die New York Times entdeckt den Link

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Allgemein / Journalismus
Es gibt ein Buch, das ich immer wieder hernehme, als Maßstab. Es handelt sich um „What would Google do?“ von Jeff Jarvis. Es stammt aus dem Januar 2009.

Es war das erste Buch, das ich auf dem Kindle hatte. Und das passt auch. Es sind digital-radikale Worte und Thesen in diesem Buch. (Manche halten das für ein Pamphlet, weil zu begeistert und zu einverstanden mit der digitalen Revolution.) Ich sehe es als eine Art Evangelium des Online-Journalismus, die frohe Botschaft. Und ja, es gibt auch apokryphe Schriften. Aber Schluss mit Metaphern aus einem Feld, in dem ich mich nicht so auskenne.

Dieser wortgewandte Professor an einer zweitklassigen US-amerikanischen Hochschule, CUNY, sprach mir aus der Seele. Zweitklassig meine ich in dem Sinne, dass das Community-College-Prinzip im amerikanischen Bildungssystem dafür sorgt, dass auch Minderheiten und vormals bildungsferne Schichten nach Akademia können, um bessere Chancen im Arbeitsmarkt zu haben.

Heute ist die CUNY mit ihren Zentren für unternehmerischen Journalismus aus der US-Landschaft für Journalistik und Journalismus-Ausbildung nicht mehr wegzudenken, sicher mindestens so wichtig wie die ruhmreichere Columbia, an der etwa Emily Bell lehrt. (Macht sie das nur auf Zeit? Recherche)

Der Satz, der bei mir vor allem hängen geblieben ist, und der sechs Mal im Buch vorkommt, einmal davon in der Titelei:

Do what you can do best, and link to the rest.

Was bedeutet das? Diesen Satz bezieht und bezog der streitbare Jarvis auf die journalistischen Medien. Viele von denen mühten sich lange mit der Chronistenpflicht. Was ist das? Ein Beispiel. Das beste, weil offenkundigste Beispiel ist für mich die Tagesschau. Was gestern noch nicht in der 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau war, muss heute den Weg hineinfinden, wenn es wichtig ist. Auch dann, wenn es nix Wesentliches zu berichten gibt, was anders wäre als in der 12-Uhr-Ausgabe. Für mich ist dieses Denken das medienzentrische Weltbild. Die Medien gestalten nach der Ansicht der Medienmacher das Weltbild. Und sie sind im Zentrum. (Sie haben es lange so gelernt. Woher hat der Times Square, von dem ein Foto diesen Post schmückt, seinen Namen? Er kommt nicht von einer Uhr, wie der öde Alexanderplatz.)

Die neuen Medien mühen sich mit so etwas nicht ab. Sie sind ohne Ballast gestartet. Das bekannteste und am meisten kopierte davon ist Buzzfeed. Ich arbeite bei einem Unternehmen, das sich auch dazu zählt, obwohl es ein winziges Startup ist. (Was wir machen, kann man hier gut sehen.)

Aber die alten Medien mühen sich immer noch damit ab. Wenn man nicht weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Der Spiegel hat so einen Leak produziert, und jetzt ist wieder einer da. Das Beispiel aus der Tagesschau ist gar nicht so weit hergeholt, und auch die wohl erfolgreichste Tageszeitung der Welt, die New York Times, ist immer noch nicht weiter. Das entnehme ich aus einem internen Memo, das jetzt veröffentlicht wurde. Es stammt von Dean Baquet, dem Chefredakteur der Times.

Erstens:

Fewer stories will be done just “for the record.” In fact, fewer traditional news stories will be done overall.

Dieses „Paper of record“-Denken ist tot. Das Internet hat es vor langem getötet. Einige tausend Zombiejournalisten haben das vor lauter Wichtigkeit und Bedeutsamkeit nicht mitbekommen. Das Nachrichtendenken selbst steht in der Zeit der Statusupdates und atomaren Newsproduktion (Circa, du warst da etwas auf der Spur!) auf dem Prüfstand, finde ich.

Zweitens:

The digital news marketplace nudges us away from covering incremental developments — readers can find those anywhere in a seemingly endless online landscape.

Das Livetickern des Weltgeschehens ist kein Wert an sich, sondern muss bedacht sein. In der Techszene machen das die großen Tech-Blogs, beim Sport viele Hobbyisten, bei der Wirtschaft Bloomberg, in der Politik Onlinemedien und Agenturen die kapitelweise Zusammenfassung. Wenn ein neuer Papst gewählt wird, oder ein Gesangssternchen in Europa aufgeht – dann ist das eine legitime journalistische Form. Das Dringliche verdrängt auch bei den Medien das Wichtige. Die Renaissance von Nachdenk-Formen und Medien wie der Wochenzeitung (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Die Zeit – die beiden deutschen Vertreter dieser Gattung) oder der Erklärjournalismus (Vox Media, Perspective Daily kommen daher) für ein zugegeben elitäres Publikum sind sichtbare Gegenbewegungen dazu. Das scheint jetzt auch die NYTimes verstanden zu haben.

Randnotiz 2020 in 2016

Lustig finde ich den Namen der Arbeitsgruppe. Projekt 2020.

As I announced months ago, the goal of Project 2020 is to help the masthead and me design the newsroom of the future.

Irgendwo sitzt Gerhard Schröder und klopft sich auf seine breiten Alphamannschultern.

Warum sehe ich nur immer die Gefahren?

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Arbeiten / Blog

Die kurze Antwort: Ich bin deutsch, und das ist eine deutsche Eigenart. Immer das Risiko sehen, und es auch in der eigenen Wahrnehmung übergewichten.

Wenn ich US-Amerikaner wäre, hätte ich schon oft die Chancen gesehen und den Sprung in die Selbstständigkeit gemacht.

Dies ist ein sehr innensichtslastiger Post. Ich schreibe ihn, um mir selbst über mich klar zu werden. Wenn ich mich gut mit dem Endergebnis fühle, werde ich ihn veröffentlichen. Wenn nicht, wird er im Entwurfsstatus in der Datenbank alt werden. (Virtuelles Verstauben sozusagen.) #bloglikenobodyiswatching

Die lange Antwort: Ich sehe drei Gründe.

  1. Als leicht depressiv veranlagter Mensch ist das wohl normal. Risiko ist schlimm. Was ist, wenn er/sie/die anderen nein sagt/sagen? Also habe ich mir oftmals risiko-averse Strategien gesucht. Dass ich bereits 2x selbst einen Job gekündigt habe, finde ich dafür eigentlich ziemlich super. Und dass ich das gemacht habe, um jeweils in ein Startup zu gehen, noch superer. (Ja, meine Mutter hält mich durchaus für verrückt. „Die Sicherheit, Junge.“)
  2. Als Deutscher bin ich tatsächlich in diesem „Wie machen es die anderen“-Denken gefangen. Normal ist kein Schimpfwort, sondern ein valider Maßstab für mich. Das Lineal anlegen, alle auf die gleiche Länge schneiden – das ist ein Prozess, den auch die kennen, die nicht bei der Bundeswehr gedient haben. Hefte raus, Klassenarbeit; auch die Abschlussarbeit darf nur x Seiten haben, damit der Korrektor nicht überfordert wird.
  3. Ich habe als Generation-X-Mitglied noch eine andere Haltung zu Autorität als die sehr jungen Kollegen, mit denen ich jetzt bei Target Video zu tun habe. Leider. Da ist zum ersten Mal die Teamzusammensetzung so, dass die Millennials in der Mehrheit sind. Leider stimmen die meisten Klischees, die von Personaldienstleistern zu Millennials verbreitet werden. Ein bisschen Irreverenz (Unehrerbietigkeit, schauder) täte mir gut.

Diesen Post habe ich jetzt, Anke Gröner und ihrem Blogmotto sei dank, doch noch veröffentlicht. Und ihr als Dank etwas von ihrem Wunschzettel gekauft.

Blog like nobody’s watching

Extensions, die ich nutze (1): Browserstack

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Analytics / Android / iOS

Jeder Produktmensch träumt davon, nicht mehr testen zu müssen. Zu mühsam ist die Arbeit. Der Ersatztraum ist der von einem Park an Testgeräten. Da das auch für die meisten, die nicht in einem Konzern arbeiten, nicht realistisch ist, und die Entfernung zu einem Open Device Lab zu groß ist, brauchen wir Sterblichen Angebote wie Browserstack.

Browserstack erlaubt Testen auf verschiedensten Geräten

In der einen Firma gibt es Samsung-Handys für die Mitarbeiter, da dürften auf Android-Geräten wenig Bugs am Produkt auftreten. In meiner alten Firma gab es iPhones – also wurde die mobile Version der Seite vor allem in iOS betrachtet. Browserstack hebt dich als Produktmanager aus diesem Einerlei heraus – du testet einfach auf den Geräten, die für dich wichtig sind. 

Kleine Erinnerung: Das sind in Deutschland in der Regel Android-Geräte, wenn es um das Testen geht – vor allem mit dem Markennamen Galaxy. 

Und wie macht die Extension Browserstack jetzt das Leben leichter?

Mit einem einzigen Klick kann man eine Browserstack-Session mit dem gewünschten Device starten. Nur noch URL eingeben und los mit dem Testen, Screenshots machen – und im Projektmanagement-Tool die Bugs festhalten, die unweigerlich auftreten.

Aufruf: Praktikanten und Praktikantinnen gesucht

Wenn du mit mir die Produkte eines Startups testen willst, bewirb dich! Für Sommer und Herbst suchen wir noch Praktikanten im Produktmanagement!

Beste Wartungsseite ever, ever, ever: duden.de

Kommentare 1
Design / Konzeption / User Experience

Nur mal schnell nachschlagen, wie man Getto schreibt. Ob mit h oder ohne. Dabei stolperte ich über diese Wartungsseite. Sie ist perfekt. Oben rechts finde ich den Hinweis, dass gerade etwas am Server gemacht wird. Und links daneben der Eintrag zu „Wartung“ aus den hauseigenen Wörterbüchern. Kleiner Schmunzeleffekt, ein user experience delight, würden US-Amerikaner sagen.

Duden_Offline

Buchkritik: Fernsehjournalismus

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Bücher / Journalismus
Vielleicht war mein Anspruch zu hoch, aber Fernsehjournalismus ist ein Werk für Einsteiger, die den handwerklichen Aspekt des journalistischen Fernsehmachens lernen wollen. Wer Preise gewinnen will, braucht dafür ein paar Jahre Erfahrung. Wer erst mal Geld verdienen will, braucht dieses Buch. (Wahrscheinlich ist das eh das beste Lob, das ich verteilen kann.)

Der Anspruch ist ja nicht gerade gering. Das Buch deckt alles ab, vom Storytelling, über Recherche, Darstellungsformen, Dreh, Schnitt, Texten und Rahmenbedingungen, in denen Fernsehjournalismus entsteht, alles ab. Bei mir blieb ein mulmiges Gefühl. Es erinnert mich daran, dass in manchen Journalistenschülerkursen Respekt für Stern TV als journalistisches Fernsehformat existiert, aber kein Wissen um die gefälschten Beiträge vorhanden ist. Wo der Berufswunsch Moderator ist eher als FernsehJOURNALIST.

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Mir liegt die zweite, nach eigenen Angaben völlig neu bearbeitete Auflage vor. Sie liest sich wie ein Text zum Vorlesen, süffig, einfach geschrieben. Er stammt von Fernsehpraktikern, soviel macht die Lektüre klar. Einen Verständlichkeitstest würde das Manuskript gut bestehen, es ist auch besser lektoriert als manches aktuellere Werk, das im Selbstverlag erscheint (ich denke da zuletzt an „Snap Me If You Can“ über Snapchat).

Der Neuling lernt, dass gerade bei der fernsehjournalistischen Recherche schon Ideen für Bilder produziert werden sollten, und dass viele Beiträge im Kopf schon geschnitten sind, bevor der Fernsehjournalist mit Kameramann/-frau ausrückt, um zu drehen.

Kritik am Buch gibt es natürlich auch

Was stört mich also an dem Buch? An dem, was nicht drin ist.

  • Von wirklich aufwändigen Recherchen, auch wie man bildarme Themen in Bilder umsetzt, war keine Rede. Das ist ja etwa das, was die TV-Magazine der öffentlich-rechtlichen Sender oft leisten müssen.
    • Nächste Frage an mich selbst: Warum ist es nicht drin? Weil es nicht relevant ist. Wer in ein solches Umfeld will, braucht das Buch nicht, sondern eine lange Ochsentour durch die Mühlen der Sendeanstalten und Rundfunkhäuser.
  • Videojournalismus. Die Ein-Mann-Crew, sie kommt nicht mehr vor. Ja, sie mag nicht mehr en vogue sein, aber sie entspricht aktuellen Produktionsbedingungen im Lokalen. Siehe auch
  • YouTube: Auch YouTube erlaubt Journalismus. Gerade für Anfänger. Kommt aber nur als Quelle auf den Seiten 30 und 40 vor. Und in der irreführend formulierten Pressemitteilung des Verlags:

»Fernsehen« findet heute nicht mehr nur auf den etablierten TV-Stationen und Sendeanstalten statt. Filme, Videos, Spots und Clips laufen auf YouTube, Vimeo und Co.

Ich bin seit fast 20 Jahren Journalist, wahrscheinlich ist das Buch daher für mich etwas zu kurz gesprungen und ich bleibe kritisch. Aber den Handbuchcharakter für Einsteiger im Fernsehjournalusmus, die groß raus kommen wollen, löst es ein. Auch ohne den Zeigefinger, der bei Autoren aus dem öffentlich-rechtlichen Lager sonst gern mal dabei ist. Besonders den Praxisteil mit den Einstellungsgrößen und die Tipps rund um den Schnitt finde ich überzeugend. Wenn mich also mal jemand nach einem Buchtipps für Fernsehen-Machen fragt, werde ich diesen parat haben.

Daniel Moj, Martin Ordolff: Fernsehjournalismus. UVK Verlag, 2015.

Konferenzbesuch „Beyond Tellerrand“ in Düsseldorf 2016

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Konferenz

Ich bin ein wenig in Unfrieden von „Beyond Tellerrand 2016 Düsseldorf“ geschieden. Ich hatte mich erdreistet, einen Vortrag nicht so gut zu finden. 

Daraufhin warfen mir einige Teilnehmer der Konferenz so etwas wie Nestbeschmutzung vor, zumindest empfand ich das so. (Ja, wer sich in die Öffentlichkeit begibt, kommt darin um. Aber ich hatte bewusst den Namen der Rednerin weggelassen, um nicht Public Shaming zu betreiben.) 

Der Konferenzorganisator mischte sich auch noch ein, und baute eine Brücke – was ich sehr zu schätzen wusste. Danke dafür noch einmal!

Wahrscheinlich wäre der Beef über ein paar Bier vergessen gewesen, aber ich musste zum Flughafen, und das Bier in Düsseldorf ist irgendwie… sonderbar.

Warum trollte ich also in einem Vortrag? So haben mein Anpinkeln einige andere Besucher verstanden. Ich finde, zu einer erstklassigen Konferenz gehören auch erstklassige Vorträge, sowohl auf inhaltlicher Ebene wie auf der Präsentationsebene.

Bei der Konferenz hat sich der Organisator wirklich Mühe gegeben, ein gleichermaßen weibliches wie männliches Speakerteam zusammenzustellen. Eine Frau am Dienstagnachmittag fiel leider bei ihrer Vortragsqualität aus dem an sich starken Line-up des Tages nach unten heraus. Das ist auf der Präsentationsebene umso erstaunlicher, als dass Andrea Krajewski als Professorin an Hochschule Darmstadt ihre Brötchen verdient und das Vortragen, wenn auch nicht in Englisch gewohnt sein dürfte. Und inhaltlich umso mehr. Sie erzählte von ein paar Studentenprojekten, das war gut, der Überbau war eher so meh. Ich war übrigens nicht allein mit meiner Auffassung, was die Vortragsweise anging:

Wie gesagt, das war auch meine Meinung, andere fühlten sich von dem Vortrag inspiriert. Wahrscheinlich war ich einfach zu müde von der kurzen Nacht im Hotel, außerdem hatte ich Rücken. Ich glaube, so sagt man das. Schließlich fand im Capitol Theater, wo die Konferenz war, auch die Welt- und Kosmospremiere von „Kein Pardon – Das Musical“ statt.

Eigentlich möchte ich viel mehr Worte über die gelungenen Vorträge verraten als über die meiner Meinung nach nicht so gelungenen. Da habe ich noch einiges zu schreiben vor mir.

Da wäre Mr. Bingo. Der ist ein schrulliger, englischer Comedian und Künstler. Er präsentierte sein Kickstarter-Projekt. Klingt langweilig, ist aber nicht so. Er hat mal in einer Bierlaune bei Twitter versprochen, denjenigen eine Hate Mail (also beleidigende Post/Nachricht) zu schreiben, die auf seinen Tweet antworteten. 50 taten das, er kam der Bitte nach.

Diese Aktion hat er 12x bei Twitter wiederholt. Endlich wollte er aus seinem Hobby ein Geschäft machen und sammelte bei Kickstarter Geld für das Buch. Das hat er auch zusammenbekommen, mit einem hinreißenden weißer-Mann-rappt-Rap-Video.

Super Tipp übrigens für eine Erholungspause im Büro, habe ich am Freitag danach gleich ausprobiert.

Oder der Eröffnungsredner des zweiten Tages, Jeremy Keith. Der hat Huffduffer erfunden, womit man frei im Netz verfügbare Audiodateien in eine Podcast-Form bringen kann und dann in einem Podcatcher der eigenen Wahl hören kann (Ich bin krautsource auch bei Huffduffer, wer meinen Feed abonnieren möchte.) Jeremy Keith kennt man auch als Mitgründer der berühmten Brightoner Digitalagentur Clear Left. Deren anderes prominentes Gesicht vom Konferenzzirkus ist Andy Budd. Beide sind zwei wahnsinnig erfahrene Webmacher, die sich selbst nicht mehr so wahnsinnig ernst nehmen. Keith ist auch sehr stark in der Indie Web Camp-Bewegung engagiert. Beim ersten Indie Web Camp auf deutschem Boden in diesem Jahr, in Nürnberg, habe ich ihn kennengelernt. In Düsseldorf gab es eine Neuauflage, die Fotos sehen auch ganz toll aus. 

Was hat Keith gemacht? Er hat letztlich Werbung für robustes Webdesign gemacht. HTML ist deklarativ, JS ist imperativ – allein aus diesem Unterschied leitet er überzeugend die Forderung ab, dass Webseiten so einfach wie möglich zu gestalten sind, damit auch in alten Browsern und auf unbekannten Geräten die Core Experience erhalten bleibe. Er habe nix gegen Javascript, versicherte er glaubhaft, er liebe es. Aber es komme erst im dritten Schritt, wenn die Basiserfahrung der Seite robust gemacht worden sei.

Den Vortrag von Tobias Baldauf über Optimierungen von JPG-Bildern habe ich noch im Saal selbst in Jira-Tickets für das eigene Projekt umgewandelt, so toll war der. 

Was macht Beyond Tellerrand speziell?

Das, was der Organisator Marc Thiele bei der Programmzusammenstellung macht, ist stimmig. Er nennt es DJing. Jeder der beiden Konferenztage hatte ein durchgängiges Thema. Bei mir fiel der zweite Tag auf fruchtbaren Boden, der erste nicht so. Damit ist meine Rate „Wie viele sinnvolle Vorträge habe ich gehört“ eher so auf 40% gefallen, und damit werde ich wohl nicht wieder zu Beyond Tellerrand-Tickets vor dem Erscheinen des Programms greifen. Der Konferenzpreis sehr günstig, daher gibt es auch keine Getränke oder Essen umsonst. Das muss man also einkalkulieren, diese 50 Euro für zwei Tage.

Düsseldorf ist eine sehr schöne Stadt, für mich sprang ein abendlicher Rheinspaziergang heraus. Und die Konferenz ist bis ins Details allerliebst inszeniert. Ein DJ überbrückt die Talk-Pausen, und mischt in die Musik Zitate jeweils des letzten Speakers hinein. Das habe ich noch nirgendwo gesehen und ist ein Ereignis. Die Location ist an sich schön, ein Musicaltheater mit Tischen im vorderen Bereich des Auditoriums. Leider sind die Stühle so eng, dass man nach drei Vorträgen im vollbesetzten Saal Rückenschmerzen bekommt, wenn man wie ich breite Schultern hat – und ein Schreibtischhengst ist. Für Frontend-Entwickler ist die Konferenz aber auf alle Fälle mal eine Reise wert. Auch das Drumherum mit Warmup-Party und Konferenzparty und dem Indie Web Camp finde ich sehr gelungen. Also: 3+ in der Gesamtnote.

Innovationen im Journalismus: Es ist der Prozess, nicht das Produkt

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Journalismus / Podcast
Dass ich Podcasts höre, ist bekannt.

Manchmal freue ich mich auf einen besonders. Donnerstagmorgens steht etwa immer eine neue Folge „This Week in Google“ zur Verfügung, der erste Podcast, den ich regelmäßig gehört habe.

Am Freitag habe ich sogar getwittert/getweeted, dass ich mich auf das Digiday-Gespräch mit Buzzfeed-Publisher Dao Nguyen ganz besonders freue.

Warum? Weil ich glaube, dass deutsche Medien von den Arbeitsweisen US-amerikanischer digital-only publisher viel lernen können.

Dao glaubt auch, dass viele Medien sich einiges von Buzzfeed abschauen, aber meist nur das journalistische Produkt am Ende, nicht, wie Buzzfeed dahin kam. Das liegt ja nahe, aus der Außensicht ist das leichter verständlich: Der Prozess findet ja hinter verschlossenen Türen statt, das Ergebnis liegt im Schaufenster, sodass es jeder sehen kann

Jeder beobachtet seine Konkurrenz, mit Spike und anderen Tools sind auch überall ähnliche Discovery-Tools für die Trendschau im Einsatz.

Upworthys Editorial Director Amy O’Leary bezieht sich nicht direkt auf Buzzfeed, aber auch sie hält data-driven journalism für geboten:

One of the things that we do at Upworthy is we look at the data from our past stories and we use it to engineer better new stories.

Manchmal baut man sich damit sein eigenes „House of Cards“, einen phänomenalen Erfolg. Manchmal ein Kartenhaus. Upworthys Traffic ist lange nicht so stabil wie der von Buzzfeed. Für mich ist einer der Gründe, dass Upworthy eben nicht so viele unterschiedliche redaktionelle Strategien hat wie Buzzfeed.

Im deutschen Medienjournalismus kommt meines Wissens der Blick auf die Prozesse zu kurz. Focus.de feiert sich selbst und wird für die Reichweitenrekorde gefeiert. Geschichten, die den Erfolg zu ergründen versuchen, suche ich noch. Wahrscheinlich auch, weil die erfolgreichsten Player keine Einsichten in ihre Küche erlauben wollen. Und im Moment wird überall gekocht, Tasty sei dank.

(Wer Beispiele kennt, die ohne Häme auf Focus.de auskommen, reiche sie mir bitte in den Kommentaren nach.)

Auch aus der eigenen Arbeit beim Startup Target Video kann ich das nicht bestätigen: Da, wo wir redaktionell besondere Erfolge feiern konnten, lag das an der genauen Beobachtung unserer Nutzerzahlen und der Nutzung unserer Inhalte. So konnten wir Erfolgsmuster identifizieren und auf andere Bereiche übertragen.

Das ist dann auch ein bisschen MVP aus Lean Startup: Nutzerinteressen vermuten, Hypothese bauen und testen und darauf iterieren. Das Ergebnis Das bisherige Produkt dieses Prozesses ist bettgefluester.tv.

In eigener Sache Target Video

Wer Lust hat, an diesem Prozess mit uns mitzuwirken: Wir suchen wieder Praktikanten/innen für unser Team, in der Textredaktion, im Videoteam und bei mir im Produktmanagement. Alle Jobs gibt es auf der Firmen-Website, target-video.com.

Podcasts, die ich höre (1): Zur Lage der Medien

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Facebook / Journalismus / Podcast
Wenn Sascha Lobo sagt, es sei erst sein vierter Podcast, dann sagt er das (glaube ich) ernst gemeint. Er ist dann aber nicht unsicher, und schon lange nicht nicht gut, wenn er etwas Neues macht, sondern wie immer brillant und nachdenklich an Stellen, wo andere ihre Selbstgewissheit bis in die Haarspitzen festgetackert haben. Und selbst wo er sich sehr sicher ist, will er die Kritik, die Skepsis offen halten – für den Diskurs. Wenn ich mal groß bin, möchte ich auch so schlau sein wie Sascha Lobo. Ja gut, ich habe gerade einen irren mancrush. (Ich habe Lobo vor vier Jahren oder so das letzte Mal live gesehen (bei einer internen ProSiebenSat.1-Veranstaltung), und meine letzte re:publica, wo er so etwas wie der König ist, war die in letzte in Kalkscheune und Friedrichstadtpalast.)

Podcast „Zur Lage der Medien“

Lobo hat jetzt also auch einen Podcast „Zur Lage der Medien“, gemeinsam mit Stefan Niggemeier, einem der Gründer von Übermedien, und meiner Meinung nach Deutschlands bester Medienjournalist. (Der gesteht, dass er Podcasts nicht hört, womit ihm Digiday für den Blick über den großen Teich entgeht, und das ist sträflich.)

Erst mal der Podcast selbst: Es gibt erst zwei Folgen, die zweite ist in dieser Woche (1.5.) erschienen, und sie war erst einmal nicht verfügbar. Offenbar kämpfen die Macher noch mit technischen Problemchen. In der ersten Folge gab es akustisch-technische Probleme: Offenbar haben die beiden mit ihren Laptops das Gespräch aufgezeichnet, und allzu deutlich waren Gestikulieren oder Klappern im Hintergrund zu hören. Das ist bei Podcasts nicht unüblich, viele sind so schlecht aufgenommen worden, dass ich sie beim Autofahren nicht hören kann. In meinem Kompaktwagen überlagern die Wind- und Abrollgeräusche und das Motorbrummen die tiefen Männerstimmen von Sprechern oft.

Die zweite Folge haben sie im Studio von Viertausendhertz aufgenommen, und das professionelle Studio kann man hören. Für mich, ich habe mal Radio gemacht, ist das reine akustische Entspannung. Ich höre nicht mehr, wo man einen neuen Take machen müsste, und möchte nicht mit Audacity die Tonspuren selbst aufräumen. In einem anderen Leben möchte ich Toningenieur werden, glaube ich.

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Sascha Lobo auf der re:publica 2010 im Friedrichstadtpalast. (Foto: Flickr/re:publica)

Der Anspruch des Podcasts ist hoch, er drückt sich im Namen aus. „Zur Lage der Medien“. Wenn Lobo spricht, hat das immer etwas Pastorales, darauf hat mich jetzt erst wieder ein Post von Felix Schwenzel im wohl für mich lesenswertesten Blog auf Deutsch hingewiesen – abgesehen davon, dass da Webmentions implementiert sind und ich die Typografie sehr mag.

andererseits funktionieren die meisten seiner gags eben nur mit einer klaren trennung des lobo-ichs und des publikum-ihrs, weshalb der vorsatz der selbstbeschimpfung im laufe der vierstündigen predigt der andertalbstündigen grundsatzrede (natürlich) versandete. rhetorisch war das alles ziemlich brilliant und geschliffen und ich mag den leicht pastoralen ton, den sacha lobo auf seinen republica-reden anschlägt.

Offenbar gibt es da noch jemanden, der Lobo wertschätzt und das besser in Worte zu kleiden vermag, als ich das tue. Ich glaube, Lobo ist einer der Gründe, warum ich in dieser Woche dann doch ein bisschen daran zu knabbern zu habe, dass ich mich gegen einen Besuch der re:publica entschieden habe. Das war eine ganz bewusste Entscheidung — die Messe klaut in einer Brückentagswoche alle verfügbaren Arbeitstage, und das ist in einem kleinen Startup einfach nicht machbar. 2 Tage, das wär’s. Aber das Vorglühen gehört bei der Klassenfahrt der Digitalszene dazu.

Inhaltlich den Podcast nachzuerzählen ist nicht so sinnvoll, aber Lobo äußert sich wie immer so druckreif, dass es wahrscheinlich für einen Sponsor eine schöne Idee wäre, die Transkription des Podcasts zu bezahlen. Einer meiner anderen Lieblingspodcast, Responsive Webdesign, tut das – und wird damit zu einer Ressource und sorgt für mehr Auffindbarkeit. Das kann nicht mehr als 100 Euro pro Ausgabe kosten, also – Übermedien ran an den Vertrieb dieses Sponsoringpakets. Win-Win für alle. Und eine kleine Sponsornennung schadet nicht. (Da ist natürlich das Ding, dass Übermedien bisher nur von Nutzern über Blendle finanziert wird, wozu ich zähle. Gründer Niggemeier schätze ich ebenfalls sehr, sodass ich die 3,99 Euro pro Monat gern zahle. Dafür spare ich mir ja die FAS und wenn ich mal was von ihm lesen möchte, gibt es auch hier Blendle.)

Es ist wichtig, dass sich Medienkritik verbreitet. Dass sie Teil der Debatte wird, welche Art von Journalismus wir wollen. Und brauchen. Deshalb werden einige Beiträge kostenlos sein; sie können geteilt und weitergeleitet werden. Um unserem Publikum aber einen weiteren Anreiz zu geben, uns zu unterstützen, können Abonnenten exklusive Beiträge vor allen anderen lesen.

Warum ist der Podcast also toll? Weil er mich zum Nachdenken über meine bisherigen Gewissheiten angeregt habe. Das empfinde ich als den höchsten Reiz eines Medienproduktes. Daher stürze ich mich auf Essays bei The Atlantic oder sammle Stücke aus dem New Yorker bei Pocket, die ich unbedingt lesen möchte. Leider kommt das Lesen im Moment zu kurz – die Augen eines fast Vierzigjährigen brauchen abends eine Pause vom Bildschirm. Auch der Kindle Fire HD ist eben ein Screen, und es gibt keine Apps zum Lesen auf dem Kindle Paperwhite. Soweit ich weiß. (Dieser Weg ist NICHT akzeptabel.)

Man müsse sich verhalten, das ist Eindruck, den die beiden haben. Die sozialen und redaktionellen Medien schaukelten sich auf. Jeder, der an den Empörungsstürmen mit teilnehme, sei drin – neben dem Sturm stehen gäbe es nicht. Shit-Partikelchen ist auch gefallen, ein allerliebster Ausdruck. Aber man kann auch einfach schweigen, situative Äußerungen täten ihm nicht gut, hat Lobo an sich selbst festgestellt. Alles sehr dicht und wahr. Das Reflexgewitter in sich selbst zum Schweigen bringen, das war seine Entscheidung. Absolute Hörempfehlung für alle, die Geschütze der Demokratie oder sogar ihr Sturmgeschütz beladen. Auch den beiden Neu-Podcastern beim Verfertigen ihrer Gedanken beim Reden zuzuhören, ist unfassbar belebend. Ich für meinen Teil benutze etwa in diesem Post Worte, die ich schon lange nicht mehr benutzt habe. (Da ist wieder meine Sprachempathie.)

4,5 von 5 Ohren. (Sowas muss doch sein bei einer Medienkritik, oder?)

Das neue Format Podcasts, die ich höre

Ich möchte auf dem Blog das mit der Welt teilen, was ich denke und was ich gut finde. Du bist, was du likest, hat Shakespeare 2.0 schon gesagt. Oder so. Deswegen wurde es Zeit für dieses neue Format. Podcasts sind für mich ein wichtiger Weg, um mir die langen Autofahrten zur und von der Arbeit heim zu vertreiben. Außerdem regen sie meine Gedanken an. Manchmal habe ich dabei die klügsten Gedanken. Google sei dank für die Sprachfunktionen bei Android. Schon viele Aufgaben habe ich in Wunderlist festgehalten, oder auch Ideen für kommende Blogposts. Die ich dann wieder verwerfe, weil ich sie nicht so brillant formulieren kann wie Sascha Lobo oder einer der anderen Podcast-Macher und -Gäste.