Alle guten Namen, Domains, Marken sind weg

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Auto / CMS
Dass ich Podcasts höre, ist bekannt. Im Sommer und Herbst 2016 ist Automatic ein recht umtriebiger Podcast-Sponsor. Das Technologieunternehmen vertreibt direkt ein Modul, das man auf den ODB2-Port im Auto aufstecken kann.

Ein anderes Thema, das mich beschäftigt, ist WordPress. Über meine Faszination für das Blog-CMS, das als CMS verstanden wird und auch genutzt wird, denke ich den lieben langen Arbeitstag nach, und hier tue ich das oft genug auch. Die Firma, die Matt Mullenweg für WordPress gegründet hat, heißt Automattic – so wie alles rund um Mullenweg nach seinem Vornamen heißt. Sein Blog ist ma.tt. Wahrscheinlich die coolste exotische Domain, die ich kenne.

Wie soll man also als Technik-Fan, der ich bin, die beiden Produkte auseinander halten? Beim Hören geht das nicht. Automatic. Automattic. Klingt gleich. Zwar sind die in sehr unterschiedlichen Segmenten unterwegs, diese ganz unterschiedlichen Firmen. Aber Automatic tut mir leid. Gegen 25% des CMS-Marktes kommst du in meinem Kopf nicht an.

Niemand googelt „ring der nibelungen spotify“

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Google
Pointe.

Das muss ich erklären: Wenn ich „ring der nibelungen spotify“ suche, ist das kein Ergebnis, dass in den Auto-Completes auftaucht. Es ist also bloß keine häufige Suche. Sie wird sicher schon ausgeführt. Wir sind eben doch keine Schneeflocken, einzigartig und so.

Bei Spotify gehen die Seltsamkeiten weiter:

Wenn ich bei Spotify nach der Buchstabenfolge „nibe“ suche, wird mir als bestes Ergebnis Nine Inch Nails angezeigt. Offenbar ist der Algorithmus also sehr personalisiert, weil ich Trent Reznor mag.

Bei Punkt 9 habe ich eine mentale Notiz gemacht

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Arbeiten
Vom Gas gehen. Die Woche bei Arbeitsstunde 40 oder 45 beenden, nicht immer erreichbar sein. Alles richtig, und neu ist das hier für mich.

The abundance of slowness – Marvel Blog: „9. Hunt your fear. To paraphrase Peleg (Top, Berater und selbst Designer, der Blogger), fears are stories we tell ourselves about futures that don’t exist. We cannot defeat fear until we recognize it and name it. Fear is inevitable, but beware of fear gaining power in your life!“

(Via.)

Der alte Affe Angst von Bosse kommt mir da auch in den Sinn:

Du hast ein Kind auf den Schultern, es pfeift ein Lied und kurz siehst du nur Gefahr in deiner heilen Welt.
Die Bilder deiner Angst, ein Auto fährt euch an, deine Miesen auf der Bank und die Furcht vor dem verrückten Mann.
Ein Schatten groß wie ein Hochhaus verdeckt dein Horizont.

Dann kommt dein alter Affe Angst und tanzt und tanzt und tanzt mit dir, so lang so lang bis du den Boden unter deinen Füßen verlierst.

Angst ist dein ständiger Begleiter, wenn du mit Angst aufgewachsen bist. Angst macht dich unfrei, hält dich in deinem Kästchen fest, nimmt dich gefangen in deinem Käfig.

Wenn jemand dir den Käfig öffnet, und das kannst du auch selbst sein – was tust du dann? Kannst du noch fliegen? Oder rennen? Probier es.

Buchkritik: „Die Flüsse von London“ und ihre Fortsetzungen

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Bücher

Jeder angehende Romanautor sollte zur besseren Beschreibung von Orten, Menschen, Gerüchen gut gemachte Kriminalromane lesen. (Manche könnten das brauchen, auch um ihre Sprache weicher, geschmeidiger, eingängiger zu machen.) Danach beobachtet man als Autor die Wirklichkeit besser.

Noch ein Tipp: Und Reisen bildet – auch Autoren. Die minimalen Abweichungen, die man bei einer Reise durch Deutschland sieht, reichen nicht für die Schärfung der Wahrnehmung aus. Bei mir hat eine dienstliche Reise über London dazu geführt, dass sich auch meine Beobachtungsgabe verbessert hat und mein Wortschatz für Eigenschaften angefüllt hat. Das und die Lektüre der Buchreihe über Constable Peter Grant, aus der ich heute stellvertretend den ersten Band mit ein paar Bezügen auf weitere Bände besprechen möchte.

Jeder Roman lässt sich auf einen einfachen Pitch zusammenfassen, mit dem man sich vorstellen könnte, dass das Buch dem Verlag angeboten worden wäre. Bei dieser Tentalogie (heißt das so?), aus der „Die Flüsse von London“ stammen, wäre dies: Ein frisch ausgebildeter Londoner Polizist wird zum Undercover-Harry-Potter, einem Zauberer in Ausbildung. Und die dauert zehn Jahre – was wohl für die Erwachsenenbildung ein langer Zeitraum ist. Die Kollision von Genres scheint ja gerade ganz en vogue zu sein, wie ich an den Jane-Austen-Vampir-Themen gesehen habe, die ich nicht kannte. Der besondere Reiz an der Figur Peter Grant ist, dass der sehr Londoner ist – mehr als er weiß oder schwarz ist, irgendwie ein sehr leicht abzulenkender Polizist. Der sieht oft mehr Anhaltspunkte als seine Kollegen, aber er kommt manchmal von dem ordnungsgemäßen Weg ab – und braucht etwa gesetzestreue Kolleginnen wie Lesley, mit der er die Ausbildung gemacht hat. Lesley ist Thanner zu Grants Schimanski, auch wenn Grant mit Schimpfworten haushält.

Und wie es in jedem Zauberer-Bildungsroman so sein muss, hat auch Peter Grant seinen väterlichen Mentor und Großzauberer. Der heißt Nightingale und ist bis zu Peter der einzige Zauberer in Londoner Polizeidiensten, der mehr als nur ein bisschen den Kontakt mit der britischen Realität verloren hat. Ich sehe vor meinem geistigen Auge immer Bill Nighy ihn spielen – das muss bitte passieren, ja? Danke!

Was bedeutet also der Titel? Auch Orte haben etwas Magisches, lernen wir. Sehr starke Magie geht etwa von Flussgottheiten aus. Und da gibt es Mama Themse und Papa Themse, und die vielen Nebenarme sind auch Familie. Wunderschöne, zum Teil, zum Verlieben schön, und auch uralt – je nach Länge des Flusses.

Offenbar hat der Autor seine Bücher gleich als mehrteilige Serie angelegt, das merkt man, dass in Teil zwei und drei auch „Was bisher geschah“ so erzählt wird, dass man da einsteigen kann. Der erste Teil verbringt mehr Zeit mit der Exposition, weil die ganze Welt etabliert werden muss. Offenbar ist Grant aber ein langsamer Schüler. Bis Band drei wissen wir noch immer noch nicht schrecklich viel über Magie und das, was die Zauberwelt im Inneren zusammenhält.

Was mich bei der Stange gehalten hat, sind die unglaublichen Ereignisse, die mit einer Nonchalanz passieren. Oft nur in einem Nebensatz, der am Ende eines „Eigentlich wollte ich…“-Satzkonstruktes steht. Das ist ein bisschen manieriert, manchmal vorhersehbar, aber weil britisch, eben auch witzig geschrieben.

Über die Ausbildung als Polizist:

This is beacuse nothing builds character like being abused, spat at and vomited on by members of the public.

Die Beschreibungen der Szenen sind so genau, dass man sie vor Augen hat, und sogar auch die magischen Elemente förmlich riechen kann. In der Londoner Zauberwelt äußert sich Magie nämlich durch einen besonderen Geruch.

Das Buch ist gut zu lesen, auch wenn ich auf meinem Kindle-Reader dankbar für die Funktion Word Wise war. Oft genug werden nämlich british-only Worte benutzt, die ich noch nie gehört hatte. Und ich habe auch oft genug noch auf Wikipedia weitergelesen, gerade bei den umgangssprachlich abgeschliffenen oder weiter entwickelten Wörtern. Tube kannte ich schon vorher, aber kipping = schlafend war mir neu.

Zuletzt Sachbücher, warum jetzt ein Roman?

Im Sommer lese ich gern mal Belletristik. Da zuverlässig einer meiner Bekannten bei Facebook nach Empfehlungen gefragt hat, ist das einer der Orte, wo ich Titel notiere und auf meine Wunschliste bei Amazon stelle. Kommen die Tipps von meiner ehemaligen Kommilitonin Katrin Scheib, ist das fast so etwas wie ein Schmidt’scher Lesebefehl. Besser jedenfalls als die Dinge, die ich mir selbst ausgesucht habe, wie etwa zuletzt „Cumulus“. 2+, mindestens.

Apple weiß, wo dein Auto steht

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Android / App / Apple / Auto / iOS / Konzeption / Produktmanagement / Reisen

Eine digitale Zettelsammlung habe ich für meine künftigen Blogeinträge. Manchmal gibt es Tage, an denen ich über drei oder mehr Themen bloggen könnte. Dann kommen wieder Projektphasen, wo man die Fühler einzieht und einfach das Projekt durchzieht. Dann bin ich froh, im Stehsatz (ich habe mal Zeitung gemacht, man merkt es, oder?) noch ein paar vorbereitete Posts liegen zu haben. Wozu habe ich diese digitale Zettelhuberei?

So kann ich noch ein paar Themen haben, die ich in Runde abarbeiten, will heißen – verbloggen, kann. Heute habe ich ein langes Interview mit Tim Cook, dem Apple-CEO und Nachfolger von Steve Jobs, aus meinem Entwürfestapel gezogen. 

Darin redet er über alles und jedes, immer on-topic, gut gebrieft in Sachen Strategie. Sein Thema unter anderem – wie merkt man sich, wo man im Parkhaus am Flughafen geparkt hat?

Tim Cook, the interview: Running Apple ‚is sort of a lonely job‘ | The Washington Post: „I just take a picture of the sign on the wall.

But you don’t even have to do that anymore because Siri will know where you parked.“

(Via.)

Siri weiß, wo dein Auto steht

Natürlich wird ein prominenter Manager wie Jobs von einem Chauffeur zum Flughafen gefahren. Daher ist das Quatsch, diese Volkstümelei. Auch wenn sie sich gut liest. Seine, meine, deine, unsere Siri weiß, wo dein Auto steht. Google Now kann das auch, und ich bin sicher, Amazon würde das auch in seine Produkte einbauen, wenn das Kindle Phone ein Erfolg geworden wäre. (Die großen Konzerne von der Westküste gehen an vielen Produktfronten sehr ähnlich vor.) 

Google liegt manchmal schief

Wenn ich mit dem Zug zur Arbeit fahre, denkt Google Now, dass ich mit dem Auto gefahren bin. Ich möchte hier noch ein paar Variablen für den Algorithmus vorschlagen, die das Programm besser machen würden.

  • Wenn sich meine Standorte nur entlang einer Bahnstrecke bewegen – etwa, weil ich im Zug sitze – dann sollte dieser Hinweis wegfallen können.
  • Wenn ich keine Bluetooth-Verbindung mit dem Adapter im Auto hergestellt habe an dem Tag, kann ich dann Auto gefahren sein?
  • Kann ich wirklich im Ostbahnhof München geparkt haben? Wo es ein Parkhaus gar nicht gibt?

Filmkritik „Findet Dorie“

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Film
Es ist eine ganz besonders kreative Leistung des deutschen Verleihs von „Findet Dorie“, den Namen der Titelfigur von Dory im Englischen auf Dorie im Deutschen zu ändern. Da kann man ja bloß froh sein, dass Dorie/Dory im ersten Teil nicht auf Doris geändert worden war. Dory (US) bleibt also Dorie (DE).

Diese Meisterleistung reiht sich ein in die kreativen Ergüsse der Marketingabteilungen, die aus „From the Cradle to the Grave“ im Deutschen „Born to Die“ gemacht haben. Der erste Teil hatte außer der eingedeutschten Hauptfigur die falsche Konjugation beim Verb111. „Finding Nemo“ erzählt von der Reise, die Nemos Vater Marlin und seine Zufallsbekanntschaft Dorie machen, um Nemo zu finden. Das Partizip Präsens ist ganz genau richtig. Der Weg ist das wichtigste, das Ziel wird nur mehr kurz abgehakt am Ende des beliebten Films.

Das ist auch die Prämisse für den zweiten Film. Mittlerweile bilden Dorie, Marlin und Nemo eine glückliche Patchworkfamilie im Riff. (Was immer noch modern ist, und auch schon im ersten Teil war. Republikaner in den USA werden diesen Film hassen.) Wenn man so will, ist Marlin der Vorgänger von „Transparent“. Denn Nemo müsste jetzt eine Frau sein sein, und auch Marlin müsste jetzt Marlene sein. Clownfische ändern im Laufe ihres Lebens das Geschlecht. (Das weiß ich dank des verstörendsten Plakats, das je ein Zoo hat drucken lassen. Danke, Tierpark Hellabrunn. Die Kampagne bekomme ich nicht aus meinem Kopf, und ich bin schon gespannt, wie ich das meinen Kindern erklären soll.)

Diesmal geht Dorie verloren. Diesmal ist sie dran mit der Suche nach ihren Eltern. Der Meister des Flashbacks ist ein Mitarbeiter von Pixar: Die Vignette aus „Oben“, in der Mr. Fredriksson sein ganzes Leben als Film vor dem inneren Auge vorbeizieht, gehört zum dichtesten Storytelling, das ich je erleben durfte. Und auch diesmal ist das wieder so. Natürlich erzählt „Findet Dorie“ auch vom Gefundenwerden, und nicht nur bei mir kullerten da die Freudentränen. Wie sehr die Menschen bei Pixar an ihren Geschichten feilen, bevor sie verfilmt werden, kann man in „Creativity, Inc.“ nachlesen, dem Buch des Pixar-CEOs. Der Stoff ist alles. Der muss sitzen, bevor die aufwändigen Trickszenen gemacht werden. 600 Animationsspezialisten arbeiten das aus, was der Brain Trust für gut befunden hat. (Ja, so heißt der wirklich bei Pixar.)

Der Oscar für den besten Animationsfilm dürfte auch in diesem Jahr Pixar sicher sein. Diese Kategorie verdankt ihre Existenz den bezaubernden Werken aus Kalifornien. Und dann Pixar kam es auch zur zweiten Disney-Renaissance meines Lebens. So ein feministischer und dennoch missverstandener moderner Klassiker wie „Die Eiskönigin“ wäre ohne die kreative Zusammenarbeit der Spitzen des Disney-Studios und von Pixar nicht möglich gewesen. Eine Zeit lang war die hüpfende Lampe vor dem Film das größere Versprechen als das sich im Wasser spiegelnde Märchenschloss.

Teile von „Findet Dorie“ sind auf dem Papier ein Malen-nach-Zahlen-Bild. Alte Freunde wie die Surferschildkröten, aber auch Helfershelfer beim Reisen wie die Seelöwen, der Oktopus, die Walhaidame oder der Beluga sind Merchandising-geeignet. Aber in erster Linie sind sie eine Bereicherung der Welt von unseren geschuppten Freunden. Und Dorie ist die Wärmequelle der Nemo-Sagen, das wird im zweiten Teil noch klarer. Auch wenn sie Gedächtnisschwund hat, ist sie der liebenswerteste Fisch im Pazifik. Noch liebenswerter als Haihappen Nemo.

Geringeren Filmkräften wäre das zu einer Art Nummernrevue verkommen, aber Pixar schafft ein weiteres Meisterwerk. Wieder einmal widerlegt Pixar die Regeln für Fortsetzungen, die nicht geplant waren – „Scream“ hat doch nicht immer recht gehabt. Vor allem für Eltern hält der Film genug Material zum Schmunzeln und Innehalten bereit, über die konkreten Erlebnisse hinweg.

So geht also ein richtiger Flughafen: Heathrow

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Reisen / User Experience

An einem Sonntag hatte ich jüngst das zweifelhafte Vergnügen, über den Londoner Heathrow-Airport reisen zu dürfen. Zweifelhaft deshalb, weil mir viele bessere Dinge einfallen, die ich an einem Sonntag lieber wachen würde. Ausschlafen, Kinder bespaßen, Familie genießen. Meine Sehnsucht trieb mich auch in einen Spielwarenladen, den gleichen, den ich schon in Moskau besuchen durfte – in der Mini-Mikro-Ausgabe, die in eine Flughafen-Mall passt. Londoner U-Bahnen sind noch etwas ikonischer als ihre Amsterdamer Kollegen.

(Weitere Zweifel entstanden, weil es der 11. September war, 9/11, und weil es nicht richtig sein kann, wenn man für ein Ticket für zwei Flüge weniger bezahlen muss als für eins für einen. Ja, ich verstehe schon das Preismodell der Fluggesellschaften – jeden Sitz füllen und so.)

Platz, aber nicht üppig. An jedem älteren Flughafen gibt es neuralgische Punkte, an denen sich die Menschenmassen regelmäßig stauen. In München sind das etwa die Rolltreppen und Aufzüge im Zentralbereich an Terminal 1. Dort ist zu wenig Platz, wenn viele Reisende gleichzeitig ankommen. Denn es ist auch die Hauptachse, um zu den Gates von Terminal 1 zu kommen. Menschen, die nach dem Weg suchen, kollidieren mit Menschen, die wissen, wo sie hinmüssen. Der Frankfurter Flughafen ist voller solcher Stellen. Tegel in Berlin ist ein Hexagon gewordenes Trauerspiel: Warteschlangen von links und Warteschlangen von rechts verstopfen sklerotisch die Wege zu den Terminals, bis die Gepäckwagen hindurchwollen. Jeden Tag erzählen blutige Fersen von den Architektur gewordenen Albträumen. In Heathrows Terminal 5, dem neuesten, ist das Fehlanzeige. Keine Angsträume durch Engpassstellen. (Höchstens Angst vor verlorenen Koffern.)

Shopping: Ja, aber nur wenn du willst

Jeder Flughafenbetreiber versucht seine Umsätze durch den margenstarken Einzelhandel zu stützen. Terminal 5 ist im Grunde auch eine Mall, mit vielen Restaurants und einem Luxusbereich. Der liegt praktischerweise und angemessenerweise direkt neben dem Lounges für Vielflieger. Es gibt Harrods und Hamley’s. Das heißt, Papas werden definitiv fündig.

WLAN überall, für immer.

Man muss sich nur kurz mit seiner Mailadresse registrieren, schon hat man mit all seinen Devices Internet. Sogar auf den Toiletten, wo in München regelmäßig das WLAN nicht mehr hinkommt. Nicht nur eine Stunde, sondern die ganze Zeit des Layovers.

Strom, Strom, Strom

In einem Bereich zwischen Gates ist in Terminal 5 eine Sitzinsel mit Barhockern integriert, wo es pro zwei Hocker mindestens zwei Steckdosen gibt. Genug für Laptop oder Notebook plus Smartphone. So muss das sein. Sogar EU-Steckdosen sind vorbei, nicht nur die Auslässe für die klobigen UK-Stecker.

Kleiner Wermutstropfen: Die Arbeitsfläche muss nicht weißes Milchglas sein, das von unten beleuchtet wird. Das ist ganz toll, wenn man Kontaktabzüge sichtet. Aber für die normale Arbeit oder den Zeitvertreib am Device der Wahl ist das eher kontraproduktiv. Es spiegelt sich in den Displays und ist für die Augen anstrengend.

Wegweiser

Die Wegweiser sind zahlreich, gut lesbar und widersprechen einander nicht. Perfekt. Muss man erwähnen, weil in München der Gatesuchverkehr erheblich ist. Terminal 1 A-E und 2 F-H machen das Leben nicht leichter. 

gate-unabhängige Sitzmöglichkeiten

Wenn du noch nicht weißt, wo dein Flug abgeht, gibt es in vielen Flughäfen kaum Sitzmöglichkeiten. In Heathrows Terminal 5 ist das anders. Dort wird erst eine Stunde vor dem Abflug das Gate bekanntgegeben. Vorher steht das wohl einfach noch nicht fest. 

zwei Starbucks Counter

Wenn der Umsteigezeitplan es zulässt, ist doch ein Kaffee eine gute Idee. Im Terminal 5 befindet sich auch das erste Starbucks-Laden, den ich kenne, der zwei Counter hat. Wahrscheinlich steht man dann immer noch wie bei Aldi in der falschen Schlange, aber man hat die Wahl.

Opernrezension: „Die Feenkönigin für Kinder“ bei den Salzburger Festspielen

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Familie
Seit einigen Jahren, Jahrzehnten bei den größeren Institutionen wie der Oper Köln, geben sich die Macher im Musiktheater Mühe, das Durchschnittsalter der Musikliebhaber zu senken. Sehr weiß oder sehr kahl sind die Häupter derer, die Musik lieben. Sagt der Volksmund. Ich habe mir mal die Statistiken angesehen. Das heißt, das wollte ich.

Über die Sozialstruktur der deutschen Opernbesucher gibt es aber nur wenige empirische Untersuchungen. Eine Zuschauerbefragung des Soziologen Karl-Heinz Reuband in Köln und Düsseldorf (sehr punktuell, eher eine Stichprobe, der Blogger) ergab wenig überraschend, dass ein hohes Bildungsniveau viel stärker mit der Häufigkeit von Opernbesuchen zusammenhängt als ein hohes Einkommen – mit starken Abweichungen schon zwischen diesen beiden Städten.

In Deutschland gibt es sehr viele Opernhäuser, erklärt die FAZ:

 An 84 Häusern in 81 Städten treten hierzulande regelmäßig festengagierte Opernensembles auf – mehr als in jedem anderen Land auf der Welt.

Da wird es Zeit für eine Erneuerungsinitiative. Schule und Eltern versagen großteils. Aber es gibt natürlich noch Eltern, etwa im klassischen Großbürgertum, die die Kinder mit in die Oper nehmen. (Irgendwie gehören wir auch dazu, auch wenn ich sicher nicht bürgerlich aufgewachsen bin.) Die zweitnächste Oper für uns ist die bei den Festspielen in Salzburg, der Stadt der absoluten Mozartvermarktung. Mozarthaus, Geburtshaus, Mozartkugel – alles voller Touristen. Purcell geht aber auch im Programm ganz gut. Ein voller Saal an einem heißen Samstagnachmittag in der großen Aula der Universität. Klimatisiert, mit toller Sicht und auch hochgelobter Akustik (kann ich jetzt nicht so bestätigen).

Die Feenkönigin für Kinder bedarf einer Einführung, und das macht die Musikpädagogin Monika Sigl-Radauer auch wirklich gut. Die fünf Euro pro Eintrittskarte sind beinahe besser investiert als die für die vollständige Aufführung. (Schade bloß, dass das Festival nicht auf der Website hinweist, dass man die Karten für die Einführung auch noch bezahlen muss. Das ist zwar für einen derartigen Kinder-Workshop preislich vollkommen angebracht. es ist schlicht ein Kommunikationsversagen auf der Seite, die man immer noch nicht responsive auf dem Smartphone bedienen kann. Im Jahr 2016. Aber die Agentur, die sie gebaut hat, baut ihre eigene Site noch mit Tables. Egal, ich schweife ab.)

Salzburger Festspiele 2016:  Kinderworkshops „Spiel und Spaß mit Henry Purcell" Foto: Andreas Kolarik, 27..07.16 (Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik)

Salzburger Festspiele 2016: Kinderworkshops „Spiel und Spaß mit Henry Purcell“ Foto: Andreas Kolarik, 27.07.16 (Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik)

Bei der Einführung spielt ein Pianist ein paar Motive selbst auf dem Klavier oder von der CD ein, und die Kinder werden teilweise verkleidet und dürfen Textzeilen deklamieren, durch den ganzen Saal laufen und auch tanzen. Das war bezaubernd, und uns hätte das auch fast gereicht.

Jetzt aber zur Hauptsache, der einstündigen, extrem reduzierten Version von Purcells Feenkönigin, die auf Deutsch vorgetragen wird. Das ist toll, scheitert nur manchmal daran, dass Deutsch als Fremdsprache für Opernsänger auch nicht die Sache leichter macht. Es soll zwar phonetisch Deutsch sein, aber mein Sohn hat nicht viel verstanden. Übertitel hätten auch nix gebracht, er kann noch nicht lesen.

Die Geschichte von Oberon und Titania dürfte vielen Kindern bekannt vorkommen. Mama und Papa lieben sich zwar, streiten sich aber auch. Und ihr Diener muss es ausbaden. Manservant Puck kriegt erst den Auftrag, Titania zu verzaubern und dann muss er sie wieder vom Zauber befreien. Oberon bereut seine erste Aussage, muss eine widersprüchliche zweite machen. Hü-hott, wie bei vielen Eltern im Familienhotel.

Ich finde ja eine Titania gut, wenn man versteht, welche Anziehungskraft sie auf ihren Mann im Allgemeinen und Zettel im Besonderen hat. Das hat Nika Goric im Überfluss – die bildschöne und spielfreudige Sopranistin trägt die Vorstellung beinahe alleine. Wie so oft bleibt der ebenfalls gut aussehende Oberon-Darsteller dagegen blass. Die Identifikation findet mit den beiden Handwerkern statt.

Eine Stunde Spieldauer ist für die kleinen Opernbesucher perfekt – sie müssen nicht einmal so lange ruhig sitzen bleiben wie im Kino. Ein toller Nachmittag, den wir gern nächsten Sommer noch einmal mit einem anderen Stück wiederholen. Schön ist es auch, dass man die Busse und anderen Verkehrsmittel im Salzburger ÖPNV auch nutzen kann. Gemeinsam mit dem Bayernticket ist das dann günstiger als ein Ausflug über die volle A8 und das Parken in der Mönchsberggarage.

20 Jahre nach dem Boom: Wie geht es eigentlich Multiplex-Kinos?

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Film
Im September war ich mal wieder in der alten Heimat, Dortmund. #echteliebe führte mich dorthin: Mein bester Freund heiratete. Seitdem werden mir häufiger mal wieder Geschichten aus dem Ruhrgebiet bei Facebook angezeigt. (Meine Klicks auf BVB-Geschichten tun wahrscheinlich ihr Übriges.) So bin ich auf diese Story aufmerksam geworden:

Fragen und Antworten: Zukunft des Cinestar-Kinos ist völlig offen – Ruhr Nachrichten: „Wie ist der Niedergang zu erklären?

Die Sektkorken knallten, als das Großkino nach einem langen politischen Ringen um den Standort im November 1997 am nördlichen Bahnhofsvorplatz eröffnet wurde. Endlich hatte auch Dortmund sein Multiplex-Kino. Die ersten Jahre liefen gut und nach Plan, mehr als eine Million Besucher strömten ins Cinestar, das anfangs noch von der Kieft & Kieft-Gruppe betrieben wurde. „

(Via.)

Mit dem Cinestar wurde in Dortmund der Platz hinter dem Hauptbahnhof aufgewertet. Es war eine bewusste stadtplanerische Entscheidung, das Kino dort anzusiedeln. So wurden der Drogenszene starke Besucherströme entgegengesetzt. Dortmund in den 90ern war nicht viel anders als Frankfurt,  die Zahl der Herointoten wurden so gemeldet wie Verkehrstote. Es war eine Rubrik in der Tageszeitung.

Sechs Jahre nach der Eröffnung des UCI-Multiplexkinos in der Nachbarstadt Bochum kam also erst die Erneuerungswelle der Kinobetriebe nach Dortmund.

Ich kann mich noch an meinen ersten Kinobesuch dort erinnern: Es war ein Bondfilm, mein Platz in der dritten Reihe, ganz außen. Reifen so groß wie Häuser rollten auch nachts noch durch meinen Kopf.

Bis dahin gab es die Einrichtungen aus den 50er Jahren. Riesige Neonzeichen für Film-Casinos, -Paletten, Ateliers, Royal oder so. Dort wuchsen Giselas, Renates und Heinze auf. Die besseren Säle  waren retro, die schlechteren rochen nach nassen Wänden, altem, kaltem Zigarettenrauch und süßem Popcorn. Die Multiplexe brachten ein Vielfaches an Convenience-Food, Sitze, bei denen man keine Angst mehr haben musste, auf hartem Holz zu sitzen – und vor allem bessere Technik.

Inzwischen sind Multiplexe im täglichen Filmgenuss weit entfernt von den Versprechen, mit denen sie einst antraten. Da werden Projektoren auf Funzellicht gefahren, damit die Leuchtmittel länger halten. Der Boden klebt, weil immer noch der 20 Jahre alte Teppich drin liegt – und die tägliche Dusche mit Popcorn, Salsa, Cola und Bier einfach zu einer Flora und Fauna im Teppich beiträgt.

Die Zweckimmobilien sind auch schwierig anders zu nutzen. Was macht man mit sieben, acht, zwölf Sälen mit ansteigender Bestuhlung? Ein Kongresszentrum dieser Größe kann kaum eine Stadt gebrauchen. Und die Baukörper selbst sind alle groß. Oft mehrere tausend Quadratmeter Geschossfläche, weil man da zu Stoßzeiten hunderte Menschen unterbringen muss. Das braucht auch niemand. Daher wird lieber das Kino weiterbetrieben und die Kosten für den Betrieb gesenkt – nehme ich an.

Inzwischen habe ich Angst, in Multiplexe zu gehen. 14 Euro kostet die Karte, und die Qualität der Vorführung ist schlecht. Das ist meine Erfahrung mit dem Münchener Mathäser, das keine 15 Jahre auf dem Buckel hat.

Offenbar ist das auch in Dortmund passiert, wenn man den Zitaten in der oben erwähnten Story Glauben schenkt:

Der überwiegende Teil der Besucher empfindet das Multiplex-Kino mit seinen 3700 Plätzen als nicht mehr zeitgemäß. Es sei „schmuddelig, ungepflegt und abgenutzt“ – so lauten die Kommentare fast durchgängig. Sitze seien kaputt, der Fußbodenbelag teilweise klebrig, die Preise überteuert.

Ich glaube, auch wenn ich nur sechs der Top-10-Multiplexkinos in Deutschland persönlich kenne, das eine unterdurchschnittliche Erfahrung normal ist. Angelernte Hilfskräfte, studentische Aushilfen, miserable Arbeitszeiten – da wundert einen die mangelnde Servicequalität kaum noch. Eine Ausnahme habe ich in Nürnberg erlebt. Der Standard ist aber halt ein anderer. Und die Kinos werden immer größer. Der Trend hin zu Multiplexkinos geht jedes Jahr weiter. Einzelkinos schließen.

Kinos haben immer mehr Säle. Quelle: FFA, eigene Darstellung

Kinos haben immer mehr Säle. Quelle: FFA, eigene Darstellung

Wer einmal auf einem Festival wie der Berlinale war, ist leider für das normale Filmerlebnis verloren. Daher bin ich glücklich, dass in unserer Nähe es ein so tolles Kino wie das in Bad Aibling gibt – Multiplexqualität wie sie gedacht war in drei Sälen und zu Preisen wie anno dazumal.

Revisited: „Gladiator“

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Film

These: Die ersten zehn Minuten von „Gladiator“ haben viel von dem vorweggenommen, was inzwischen Standards im Actionkino sind.

  • Die Flashbacks sollen den Helden, Maximus, vermenschlichen – sie geben ihm Kontext. Sie zeigen seine Hand, wie sie durch ein beinahe reifes Getreidefeld streift. Er ist nämlich Bauer/Latifundienbesitzer, und das ist seine Bestimmung. Nicht dieses Kämpfen. Stimmt natürlich nicht, aber es schafft gleich die Fallhöhe für den famosen Kämpfer – dieser Mann wird alles verlieren, nehmt euch in acht, wenn ihr ihn um seinen gerechten Lohn bringt.
  • Große Schauspielkunst beim Bösewicht: Wahrscheinlich ist der bessere Schauspieler besser als Bösewicht aufgehoben. Der Commodus von Joaquin Phoenix channelt den Ustinov’schen Nero, und er lässt einen Vorgeschmack auf den Joker von Heath Ledger zu.
  • Dramatische Musik: Die ist nix Neues diesseits des Original-Ben-Hur, aber die ist auch elektronisch und stimmlich perfekt.
  • Spritzender Dreck: Wenn gekämpft wird, ist das nicht clean, wie so oft bei Avengers und Co. Sondern den Darstellern fliegen die Brocken nur so um die Ohren. Ridley Scott fängt das ein, auch wenn das für heutige Maßstäbe etwas manieriert und nicht naturalistisch wirkt. „The Revenant“ ist da etwa gefühlt echter, obwohl der es nachweislich auch nicht ist. Man sieht aber deutlich, wo sich Guy Ritchie für die Kanonenschüsse auf Bäume-Szene in seinen „Sherlock“-Filmen hat inspirieren lassen.
  • Kohärenz des filmischen Raumes: Gute Actionszenen erkennt man meiner Meinung nach auch daran, dass man als Zuschauer immer genau in der Action befindet. Dafür müssen die Aufnahmen und die Schnitte gut geplant werden, damit keine Achsensprünge gemacht werden. Die „Matrix“-Fortsetzungen waren furchtbar, aber das Actiongewitter gut nachvollziehbar. So ist auch „Gladiator“. Wenn Maximus mit seinen Reitern an die Flanke reitet und ins Geschehen eingreift, ist das örtlich korrekt.

Ich habe den Film schon besprochen, als er damals ins Kino kam. Ich war gespannt, ob ich ihn zu positiv besprochen habe. Deshalb bin ich daheim ins Archiv gestiegen. Die Kritik ist mittlerweile so alt, dass sie diverse Relaunches beim Solinger Tageblatt nicht überlebt hat. Leider habe ich sie auch nicht auf Anhieb gefunden. Aber diese Gedanken zu Crowes Star-Making-Turn mussten raus.