Rant: Warum Blogs inzwischen langweilen. So wie sonst nur Printmedien.

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Journalismus

Heute habe ich schlechte Laune. Zeit für einen Rant.

Seit zehn Jahren oder so sammle ich RSS-Feeds von Ressorts und Themenfeldern, die mich interessieren. Inzwischen ist das eine ungepflegte Sammlung. Dies ist ein Screenshot aus meinem Old-Reader-Account.

The Old Reader 305 RSS Feeds abonniert

Der Tod von Google Reader hat bei mir keine Lücke hinterlassen. In den letzten drei Jahren haben Twitter und Facebook den Feedreader weitestgehend abgelöst. Wenn man da den richtigen Leuten folgt, bekommt man all das mit, was man wissen muss. Das mit dem Herausfinden, ob man den richtigen Leuten folgt, ist schwierig. Deswegen ist mein Follower-Ich followe-Verhältnis auch immer negativ. Ich finde mehr Stimmen, als mir lieb sind.

Was machen diese Stimmen? Sie kuratieren, sie spülen Stoff nach oben, der lesenswert sein könnte. Das Meiste, was ich dabei lese, ist aber wirklich langweilig. X ist passiert, dann ist der Blogbeitrag eine ganz subjektive Sicht, was X bedeuten könnte. Inzwischen glaube ich, dass die Algorithmen, die Circa benutzt, gar nicht so kompliziert sein können.

Was diese Stimmen nicht sind? Echte Stimmen, die eigene Gedanken äußern. Die sind Mangelware geworden. Die meisten Blogs sind Durchlauferhitzer von News. Der Zyklus ist:

  1. Jemand liefert die News. Oft genug PR selbst.
  2. Die Blogs kauen die News durch.
  3. Am gleichen Tag, vor Redaktionsschluss: Massenmedien springen auf.
  4. Bis zu ganz viel später: Deutsche Medien springen auf. (Besonders gut im Spätnachdrehen sind heise.de oder die 20-Uhr-Tagesschau.)

Hier mal eine schematische Darstellung, wie sich mir das darstellt:

Newszyklen schematisch

Und dass so viele Menschen nah dran bleiben können am Geschehen. Das ist verwunderlich. Aber vielleicht komme ich noch zu einer Rezension von Alain de Bottons „The News“, auf das ich durch Stefan Niggemeier in der FAS aufmerksam geworden bin.

Eigentlich gibt es nur noch ganz wenige Stimmen, die mich interessieren oder überraschen können. Das Meiste, was gebloggt wird, ist von tieferen Erkenntnissen frei. Insofern sind Blogs wirklich inzwischen das gleiche wie Journalismus. Sogar eine Spiegel-Titelgeschichte lässt mich mittlerweile kalt. (Also eher: Ich rege mich auf, wozu dafür ein Reporter nach Kalifornien reisen müsste, wenn man die auch „kalt“, also ohne das Büro zu verlassen, hätte schreiben können. Aber das ist Stoff für einen weiteren Post.)

Welche Stimmen können mich immer wieder überraschen? Ergänze um: Welche können unterhalten? Meine Liste, ungestützte Erinnerung:

Horace Dediu. Bertram Gugel (schreibt viel zu selten). Stefan Niggemeier. John Gruber. Jeff Jarvis. John Siracusa. Avinash Kaushik (früher mehr als heute).

Ich mache noch mal ein Update, wenn mir mehr Stimmen eingefallen sind.

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