Warum die Washington Post WordPress mag

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Journalismus / Softwareentwicklung
Eigentlich wollte ich nur diesen Talk sehen, über WordPress bei der Washington Post: http://wordpress.tv/2013/07/29/yuri-victor-why-the-washington-post-uses-wordpress/
Warum? Weil Vox.com-Chefredakteurin beim Vocer Innovation Day davon erzählt hatte, dass die Post auf WordPress umgestiegen sei.

Und das Einhorn (Designer, Entwickler, Journalist) namens Yuri Victor bringt es auf den Punkt: Flipboard, Zite und Pocket haben eine tolle Nutzererfahrung. Aber sie zeigen den Content des Hauses ohne Werbung an.

„And that sucks.“
Yuri Victor, 2013

Was auch Mist ist? Das CMS. Ich bin nicht der erste, der das Video aufgreift, sogar NiemanLab hat das getan.

Nutzerbefragungen finden bei der Washington Post oft statt, er habe einen Stapel Research darüber auf seinem Tisch liegen, erzählt Victor. Aber wer fragt die CMS-Nutzer? Die Redakteure? Das hatten sie bei der Washington Post vernachlässigt, gibt Yuri Victor nur zu gern zu.

Ezra Klein, Ben Bradley – meint ihr, die wollen mit einem schlechten CMS arbeiten?
Yuri Victor, 2013

Ethnografische Beobachtung ist die Methode, die Yuri Victor empfiehlt. Wie postet der Redakteur eine Story? Ich habe das vor einigen Wochen auch in einer Redaktion gemacht, und das war eine sehr gute Idee. Seitenweise habe ich Dinge zur Verbesseurng des Workflows aufgeschrieben und in Jira gleich mögliche Lösungen dokumentiert, solange das neue Wissen noch frisch war. Das braucht pro Redaktion nur ein paar Stunden – kaum habe ich in diesem Jahr mehr gelernt als in diesen Sessions.

Ich muss 45 Felder ausfüllen, und ich muss 4 unterschiedliche Headlines ausfüllen.

Und so fand man bei der Post die Painpoints. Und das scheint ein weit verbreitetes Problem zu sein, wie Yuri auf einer zweimonatigen Reise durch Zeitungsredaktionen in den USA festgestellt hat. Alle Redakteure hassen ihr CMS. (Ja, in Deutschland ist das auch so. Zumindest das CMS, an dem ich derzeit entwickle: eZ Publish. Hauptgrund zur Beschwerde, völlig berechtigt: Man müsse zu viel klicken, viele Wege seien sehr aufwändig.)

Hier die Folien zum Talk, ohne Video nur mittel bis gar nicht verständlich:

Und hier der ganze Talk als Video:  

Disclaimer Hinweis:

Dass ich heute im Journalismus arbeite und für seine Organisation verantwortlich bin, verdanke ich zu großen Teilen auch dem Abo der Washington Post, das meine Gasteltern hatten, als ich die elfte Klasse in den USA als Austauschschüler verbracht habe. Daher habe ich eine Schwäche für die Post. Wenn ich mit ihr nicht hart genug umgegangen bin, sei mir das deswegen bitte verziehen.

TL;DR

An den Nutzer denken heißt bei der Softwareentwicklung auch an den Nutzer im Admin-Interface denken.

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