Ja, lebt denn das alte Dampfradio noch?

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Eher nicht. Die alte Denke lebt aber noch:

Der UKW-Werbemarkt wies laut ZAW-Statistik zuletzt rund 740 Millionen Euro Nettoerlöse auf. Streaming-Dienste und andere nicht-lineare Angebote kommen zurzeit noch nicht annähernd auf solche Summen.

Quelle: Radiowerbung: Fünf Schritte zur Automatisierung

Der Artikel geht zwar weiter mit einer Einschränkung, aber er geht am Nutzungsverhalten vorbei:

Wie kann ein Mediamarkt wie das klassische Radio sich fit machen für die Zukunft und sogar von den technologischen Errungenschaften der voranschreitenden Digitalisierung der Werbung profitieren?

Das hat mich sehr irritiert. Es kann es nicht. Akustische Informationsvermittlung hat eine Chance, aber auf Bedarf. Das eine Signal zu füllen, nur weil es technisch möglich ist, ist überholt.

Du bist dein eigener Programmchef, das ist die Realität für Digital Natives. Was YouTube fürs Sehen ist, gibt es auch fürs Hören. Radio setzt mir vor, was angeblich vielen gefällt. Aber mit den Charts kann ich auch nix anfangen. Das Unbundling, was die Fernsehsender erleben, und die Zeitungen hinter sich haben, gibt es auch beim Radio. Die Knappheit – Verfügbarkeit der Verbreitungswege war begrenzt -, die Radio ausmacht, ist zu Ende. Jeder kann Radio machen. Über Internet. Dieses Jahr (2015) dazu gekommen: Apple Radio. Ist auch falsch gedacht, ein Sender für alle, aber es ist einer, der ohne UKW auskommt.

Jetzt muss ich wieder ausholen. Ich habe eine Schwäche fürs Radio. Bis vor zehn Jahren habe ich noch fürs Radio gearbeitet, Nachrichten und Beiträge für den WDR geschrieben. Das habe ich beim Campusradio in Dortmund gelernt, das ich mit aufgebaut habe. In NRW bin ich nur noch manchmal zu Gast, aber Eins Live (oder wie auch immer man das schreibt) höre ich immer noch gern.

UKW-Radio in Bayern ist eine Katastrophe. Middle of the Road ist dafür noch übertrieben. Man fühlt sich wie ein Tierkadaver, wenn man morgens eine halbe Stunde Formatradio-Frühstücksprogramm gehört hat. Platt ist gar kein Ausdruck. Benutzt, bei so viel guter Laune. Aber Stopp, das Wortspiel passt nicht ganz: Eindruck hinterlässt das Programm nicht. Und es ist unhörbar.

Ich glaube, so geht es vielen Menschen in meinem Alter. Und noch mehr Menschen, die jünger sind. Ein bisschen unverschämt schiele ich oft auf Smartphone-Displays, was da so läuft. Meist ist es irgendein Player-Programm, oft genug auch Spotify.

Den Umsatz von CDs haben Streamingdienste noch nicht erreicht, aber das ist auch egal. Die neue Welt ist billiger, weil gestreamt wird und nur Bits übergeben werden, keine Atome.

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