Filmkritik „Suicide Squad“

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Film
Poster für Suicide Squad. Foto: Serge Kutuzov/Unsplash
Der „Suicide Squad“ eilt eh kein guter Ruf voraus. Es fühlt sich daher falsch an, noch einmal auf einen „alten“ Film, weil seit Jahren aus dem Kino heraus, darauf zu treten. Aber ich muss es tun, und wenn ich nur einen davon abhalten, den Film zu sehen. Ich hatte ja schon „Batman vs. Superman“ für epischen Schmarrn gehalten, der viel Langeweile und ein paar Highlights (Auftritt Wonderwoman) zu einem zähen, überlangen Film zusammenmischt.

Suicide Squad ist anders. Aus jeder Pore trieft der Wille, hier mal richtig auf die filmische Pauke zu hauen. Eine Vivisektion in Punkten:

  1. Wenn die einzelnen Figuren vorgestellt werden, bekommen sie ihren eigenen, von den Lizenzrechten her teuren Song zur Unterstützung. Einmal ist das cool, beim wiederholten Male merkt man die Konstruktion und ist verstimmt. Und es ist eine missglückte Erinnerung an GOTG.
  2. Oder wenn im dritten Akt noch mal ein Stück Exposition gemacht wird, das eigentlich als der große Reveal gedacht ist („Wie wurden diese Verbrecher zu dem, was sie heute sind?“) – dann stimmt etwas mit der Konstruktion des Filmes nicht.
  3. Oder die überbordenden Effekte, wenn die Endgegnerin (immerhin!) eine weltenzerstörende Waffe schmiedet. Deadshot (Will Smith) bringt es auf den Punkt. Es sieht aus wie „in der Luft kreisender Müll“. Glitzer, glitzer, nix dahinter. Sie werden nicht benutzt, sie werden anders als in vergleichbaren Szenen in anderen Superheldenfilmen (Thanos mit seinem Handschuh für die Infinity Stones, Thor beim Schmieden seines neuen Hammers) nicht erklärt, nicht aufgeladen – sie stehen einfach rum, wie Deko. Das ist schlampig, weil man so die Bedrohung, die davon ausgeht, einfach nicht fühlen kann als Zuschauer
  4. Der Joker (Jared Leto) wurde noch im Trailer als der Oberbösewicht präsentiert. Das ist er in einem theoretischen Vergleich Who’s bad auch, aber er ist wie ein Scheidungspapa. Einfach nie da. Im Film taucht er gefühlt eine Stunde gar nicht auf, nur als Fixation von Harley Quinn – dünn, Freunde, dünn. Und an DEN Joker von Heath Ledger kommt das beileibe nicht ran. Und der Spießertraum, den Harley Quinn offenbar vom Leben mit Joker, Lockenwicklern und Kindern träumt, nimmt den beiden die Bösartigkeit vollends.
    1. Den Bechdel-Test besteht der Film natürlich auch nicht. Eine der beiden wichtigen Frauen redet fast ausschließlich über ihren Schnucki „Pudding“.
    2. Der Flashback für die Vorgeschichte erzeugt Augenrollen. Ernsthaft? Da habe ich mich gefragt, wie viel Material noch im Drehbuch war, das gedreht wurde, aber im Schneideraum unter den Tisch fiel. Das muss Stoff für drei Director’s Cuts geben, ernsthaft.
  5. Der weibliche Samuel L. Jackson: Angeführt wird das Ensemble der Misfits von einem Vorzeige-Blondie. Aber der hat eine Chefin. Und die wirkt wie auf dem Reißbrett als Entsprechung von S.H.I.E.L.D.-Chef Nick Fury (Samuel L. Jackson). Taff, immer eine Karte mehr im Ärmel, und mit allen Wassern gewaschen. Das soll eine von den Guten sein? Ihre Moral ist mindestens so flexibel wie die der angeblichen Misfits. Im Grunde könnte hier der Film-Teil 2 anknüpfen: Joker überredet sie wie Two-Face auf die andere Seite zu kommen, weil man da viel mehr von der eigenen bad-ass-igkeit profitieren kann.
  6. Deadshot kann bei in rot gekleideten Superhelden gegen Deadpool nur verlieren. Und: Ich habe Deadpool ziemlich sehr gehasst.
    1. Will Smith verleiht Deadshot seinen üblichen Charme („Hitch“ mit Zähnefletschen). Er wird ein wenig menschlich, natürlich auch durch das normale Vehikel „Für seine Tochter ist er ein super Papa, auch wenn er immer im Knast sitzt“.
    2. Was unterscheidet eigentlich Hancock und Deadshot? Beide haben tolle Fähigkeiten und immer schlechte Laune und werden am Ende erlöst, wenn sie ihre Fähigkeiten für etwas herkömmlich gesellschaftlich „Gutes“ einsetzen. Und warum entscheidet sich ein früherer Superstar für so ein Drehbuch?
  7. Ich dachte, DC hätte auch ein Superheldenuniversum. Ich habe nie Comics gelesen, zumindest keine US-amerikanischen. Ich kenne mich da wirklich nicht aus. Wenn das die besten Superhelden sind, die man für so einen offenkundigen Auftakt zu einem Franchise-Versuch zusammentrommeln kann, dann wohne ich lieber im ermüdenden, aber manchmal fesselnden Marvel-Universum mit Iron-Man und Co.
  8. Die Musketier-Logik (Gemeinsam sind wir stark) kommt in den entscheidenden Stellen zu deutlich zum Vorschein: Auch Nebenfiguren (japanische Schwertkämpferin) bekommen einen Auftritt aus dem falschen Wunsch nach mehr Balance, mehr Ausgewogenheit. So wie Oppositionspolitiker vier Sekunden in einem Einspielfilm in den Tagesthemen für ihre Position bekommen, wenn die Kanzlerin zehn Sekunden lang etwas darstellen konnte.
  9. Batman ist ja sowieso der Depp unter den Superhelden. Was ist seine Superkraft? Er ist superreich. Aber so lieblos wie in diesem Film habe ich ihn noch nie abgehandelt gesehen. Mehr Liebe für Ben Affleck, oder wer auch immer unter der Maske steckt, bitte.

Wertung: 2 von 5 Superheldenkräften

P.S. Darf ich jetzt Wonderwoman noch einmal sehen? (Ja, der ist im DC-Universum der beste Film seit The Dark Knight.)

Photo by Serge Kutuzov on Unsplash

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