Filmkritik „Sin City 2“

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Film
Der Film, um den es heute geht, heißt gar nicht „Sin City 2“, sondern wie ein Spieletitel versteckt er, dass er eine Fortsetzung ist, im Namen: „Sin City: A Dame to Kill for“. Als ich vor mehr als zehn Jahren den ersten Teil gesehen habe, in der Originalfassung am Berliner Potsdamer Platz, hat mich der Film umgehauen. Nur wenige Tage später wollte ich ihn noch einmal sehen. Seine visuelle Macht ist auch heute noch stark, Luke. Er hat sich förmlich in mein Netzhautgedächtnis gebrannt, so wie helle Schrift auf einem dunklen Hintergrund.

„Sin City 2“: guilty pleasure bei Netflix

Bei Netflix gab es jetzt den zweiten Teil, und die Kinder schliefen früh. Ich wünsche mir übrigens immer noch die Funktion auf der Fire-TV-App von Netflix, nur nach Filmen von unter einer Spieldauer von zwei Stunden suchen zu können. Mit diesem Schnellansehen von Filmen kann ich nix anfangen. Man kann schlechte Filme ja auch einfach ausschalten. Wisst ihr schon, wo der Knopf ist, ne? #peterlustig

Die Welt von Sin City ist so dreckig und so gewalttätig, dass man sich als Vater freut, wenn die Kinder tief schlafen und ein paar Räume entfernt sind, wenn der Film läuft. Da wird geschossen, gekämpft, mit Schwertern Köpfe abgerollt. Kill Bill ist harmlos, wenn man die Gewalt mit der comichaften Orgie in „Sin City 2“ vergleicht. Entschuldigung, „Graphic Novel“ natürlich, die Deckel, in denen die Zeichnungen verkauft werden, sind ja die eines Buches.

Der erste Teil hat eine ganz neue Bildsprache ins Kino gebracht. Ein Schwarz-weiß-Film, der die Grenzen der Farblosigkeit geschickt durch punktuelle Farbverwendungen überwindet. Der zweite Teil fühlt sich an wie der zweite Teil so vieler Disney-Hits: direkt auf VHS veröffentlicht. Er macht zwar die gleichen Bewegungen, viele Stars, viele Episoden, wie Huren/Heilige, viele Männer/Narren, aber es ist alles so mechanisch.

Streichelst mich mechanisch, völlig steril, eiskalte Hand, mir graut vor Dir.
Fühl‘ mich leer und verbraucht, alles tut weh,
hab‘ Flugzeuge in meinem Bauch.
Kann nichts mehr essen,
kann dich nicht vergessen
aber auch das gelingt mir noch.

Herbert Grönemeyer, Flugzeuge im Bauch

Ich könnte nicht einmal die Hauptfigur benennen, aber wahrscheinlich ist das die treudoofe Seele Dwight (Josh Brolin), die von der Film-Noir-Wiedergeburt Ava (Eva Green) um den Finger gewickelt und dann hereingelegt wird. Er ist der unglücklich Verliebte aus „Flugzeuge im Bauch“. Aber es ist bleibt so egal wie die Fassung von Oli P. von dem Lied, es geht nicht ans Herz wie die Geschichte von Cop und Stripperin aus dem ersten Teil. Die beiden sind wieder dabei, Bruce Willis spielt einen Toten, der seiner Ex-Freundin (Jessica Alba) immer wieder erscheint. Das ist ein netter Gag, aber man hat genug Zeit als Zuschauer, auch die Einstellungen daraufhin zu überprüfen, ob die auch aus „The Sixth Sense“ kopiert wurden, weil man emotional einfach gar nicht gefordert ist. Es tauchen noch viel mehr interessante Schauspieler auf, aber sie sind einfach als ironische Referenz zu verstehen. So wie aus einer wissenschaftlichen Arbeit kein Meisterwerk wird, wenn die Verweise stimmen, so ist es auch bei diesem Film, der den Mythos Sin City gründlich zerstört.

Als eine der parallel erzählten „Geschichten“ zu Ende geht, so nach 75 Minuten, freute mich schon auf das bevorstehende Ende. Aber da war noch was – Eva Green muss auch noch dran glauben.

TL;DR

Wer den ersten Film mochte, sollte ihn sich noch mal ansehen. Der zweite Teil zerstört bloß den guten Eindruck.

1,5 von 5 Blutfontänen

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