Erste Tage mit Amazon Music

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Sonos-Box auf dem Schreibtisch, Amazon Music erklingt. Foto: Jessy Smith/Unsplash
Seit einigen Tagen benutze ich Amazon Music. Eigentlich bin ich seit langer Zeit zufriedener Spotify-Kunde. Aber das Angebot von Amazon war gut. Zu gut, wie schon „Der Pate“ wusste:

I’m Gonna Make Him an Offer He Can’t Refuse

Und wenn ich benutze, dann meine ich das als Multiscreen-App auf allen Kanälen: stationär auf dem MacBook, mobil auf dem Android-Smartphone und als Channel in unserem Sonos-System. Ein paar Dinge sind mir aufgefallen:

  • Ich habe im Zug Menschen mit meiner Musik belästigt, weil die Play-Funktion nicht so funktioniert hat, wie ich das erwartet hatte. Man kann mit einem Swipe über den großen, runden Play-Button in die Cover-Ansicht wechseln.
  • Es gibt für viele Titel auch Songtexte in der App, aber nicht mit den Erklärungen aus dem Genius-Content-Pool, sondern nur in der Art einer Karaokemaschine mit Highlighting auf der aktuellen Zeile.
  • Der Suchalgorithmus funktioniert etwas anders als bei Spotify. Wenn wir abends ein Hörspiel mit den Kindern hören wollten, hat Spotify auch durch die API-Anbindung in Sonos Cars und die weiteren Teile des Disney-Hörspiels schnell gefunden. Amazon hat das erst nach mehreren Versuchen geschafft, oder der Treffer taucht weiter unten in der Ergebnisliste. Und auf dem begrenzten Platz auf dem Smartphone-Screen ist Position 4 oder 5 beinahe so etwas wie ein Treffer auf der zweiten Seite in den Google-Suchergebnisseiten.

Amazon Music: too lazy to scroll

  • Es ist schwer, die Systeme zu wechseln. Wir nennen das Lock-in-Effekt. Wenn ich schon 20, 50, 100 Apps für mein iPhone gekauft habe, warum sollte ich dann auf Android wechseln, wo ich weiß, dass ich mir die Apps noch einmal kaufen muss? Oder selbst wenn ich nur kostenlose Apps benutze: Warum sollte ich mir die noch einmal herunterladen und wieder neu so konfigurieren, wie ich das gern hätte? Von Spotify kann ich mir keine Playlisten einfach exportieren, und auch nicht zu Amazon Music importieren. Wobei die Playlisten aber natürlich meinen Musikgeschmack repräsentieren. Also ist eine lebhafte cottage industry entstanden, rund um die Streamingdienste, die das Mitnehmen der Daten zu einem Geschäft und einem Service bieten. Ein Transfer kostet 9 Euro, etwa bei Stamp, dem Dienst, den ich benutzt habe, weil es ihn als Mac-Standalone-App gab. Was komisch ist: die eigenen Daten ohne oAuth dort eingeben. Ich empfehle Passwortwechsel danach.
  • Es ist nicht möglich, die Player-Controls vom Lockscreen von Android herunterzuswipen. Das ist ein Bug, kein Feature, liebe Freunde.
  • Einige Funktionen sind seltsam angebracht. Immer wenn ich einen Song einer Playliste hinzufügen will, tippe ich aus Versehen bei Amazon Music auf die Funktion „der Musikbibliothek hinzufügen“. Das führt aber dazu, dass die Lieder irgendwo alphabetisch sortiert in der App landen, aber nicht in einer wirklich verwendbaren Form.

Der Versuch, Spotify über den Preis aus dem Markt zu drücken, ist nicht Amazon vorbehalten. Ähnliche Angebote habe ich schon von Google Play Music oder wie auch immer der Streamingdienst von Google gerade heißt bekommen. Etwa mit dem Kauf der ersten meiner Sonos-Boxen für die Küche und fürs Bad (never regretted that, by the way). Da war es sogar ein halbes Jahr. Der Showstopper bei Google und auch bei Apple war aber immer dabei für mich, dass es nicht vollkommen systemunabhängig war. Auf einem Betriebssystem (natürlich Android bei Google und iOS für Apple) war die jeweilige App immer um Längen besser. Amazons Angriff mit Amazon Music ist jetzt der, der Spotify richtig weh tun könnte. Da Spotify noch kein wirklicher Video-Anbieter ist, vergleiche ich das nicht mit der Abneigung von Amazon gegen Google, die dafür sorgt, dass es keine YouTube-App auf den Fire-TV-Geräten gibt. Sondern Audio ist ein Feature, das auf alle Plattformen mitwandert. Der Ausgabekanal ist nicht so entscheidend wie beim Video-Streaming. Oder anders: Mehr Geräte in meinem Haushalt können Audio streamen als Video. (Und ja, mit sieben Sonos-Produkten liege ich über dem durchschnittlichen Besitz von mehr als 2, den wir aus dem IPO-Prospekt kennen.)

Also: In den USA macht Apple Music gerade Spotify das Leben schwer und hat fast genauso viele Abonnenten. Und weltweit muss sich Spotify gegen A, A und G von FAANG behaupten.

Im November gehe ich zurück zu Spotify. 50 Euro gespart, ein Blogpost herausgesprungen und viele Einsichten in Plattformstrategien.

Photo by Jessy Smith on Unsplash

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