Das Jahr im Rückspiegel: Was ich in den letzten drei Jahren gelernt habe

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Journalismus / Konzeption / Softwareentwicklung

Wenn man ein paar Jahre im gleichen Beruf arbeitet, wird man bequem. Das scheint mir ein Naturgesetz zu sein. Davon möchte ich mich gar nicht ausnehmen. Das Beste ist es, wenn man in einem beruflichen Umfeld arbeitet, das sich schnell verändert. Meins tut es, glücklicherweise. Denn der Wettbewerb schläft nicht. 

Ich bin Product Owner für eine Video-Plattform. Genauer: die Sender-Webseiten der ProSiebenSat.1 Media AG für deren Free-TV-Sender. Die laufen alle auf der gleichen technischen Basis, wie man mit einer schnelle Builtwith-Abfrage auch herausfinden kann. Das Konzept für diese Seiten stammt aus dem Jahr 2011. Im April bin ich damals ins Projekt eingestiegen, und im Januar 2012 haben wir sat1.de gelauncht.

Bald wird es 2015, und damit sind die drei Jahre, die man bei solchen Projekten zur Abschreibung braucht, auch Geschichte. 2011 haben wir an mehrere Breakpoints für die Seite noch gar nicht gedacht. Responsive Webdesign hatten wir schon gehört, aber uns betraf das nicht.

Und so sah das auch aus: Marke über den ganzen Bildschirm, links und rechts vom Content; viel Ball, viel Magenta, viel Lila. Wir haben das Konzept damals von der aus dem Pitch hervorgegangenen Agentur treiben lassen. Design-Driven Development, falls es das gibt. Wir waren ganz glücklich mit dem Ergebnis, haben aber gemerkt: Eigentlich wissen wir in-House mehr über das, was wir eigentlich wollen, als das eine externe Agentur je wissen kann.

Sat 1 home final 01

In 2014 haben wir konsolidiert – unser Begriff dafür, sechs Sender-Webseiten mit dem gleichen CMS zu bespielen (eZ Publish). Das läuft mittlerweile auch robust. Und jetzt ist es eigentlich Zeit, das Ding auf den Mülleimer zu werfen. Denn unsere Nutzer sind mittlerweile mehrheitlich mti dem Smartphone unterwegs. Unsere großen, bildreichen Seiten sind dafür nicht gemacht. Sie führen zu Ladezeiten von mehr als 15 Sekunden auf ganz vielen Seiten. Google Page Speed-Erkenntnisse werden nicht mehr heimlich rumgereicht, sondern hängen im Team-Raum unseres Scrum-Teams.

Im Titel habe ich versprochen zu verraten, was ich gelernt habe. 

  • Selbst wenn Externe versprechen, das richtige Konzept für dich zu machen: Nur wenn sie viele Interviews mit deinen Mitarbeitern führen und Workshops machen, darfst du ihnen glauben. 
  • Wenn die erste Lieferung bereits shiny Designs enthält (Deliverables-driven Design!), such dir jemand Anderen.
  • Nimm die Agentur, die dir erst Skizzen zeigt, und nicht die, die bunte PSD-Dateien auf Austauschservern ablegt.
  • Wenn du es dir leisten kannst, bau internes Know-how für solche Projekt auf.
  • Wenn du es dir nicht leisten kannst, bau erst recht interne Mitarbeiter auf, die auf Augenhöhe mit Dienstleistern diskutieren können.
  • Interne Entwickler reden ehrlich mit dir. Externe haben andere Interessen. Jede Stunde ist abrechenbar (wie die Anwälte bei Grisham-Romanen).
  • Plane genug Zeit ein, das agile Arbeiten allen Beteiligten nahezubringen. Die Entwickler musst du nicht überzeugen. Management ist ein dickeres Brett.
  • Die Entwickler brauchen einen starken Scrum Master. Der muss jeden Tag da sein. Teilzeit geht hier nicht.
  • Der Product Owner braucht auch genug Zeit. (Wenn er wie ich auch Teamleiter ist, reicht seine Zeit für ein gutes Produkt wohl nicht aus. – Mein größtes Versäumnis in diesem Jahr, übrigens.)

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