Wie man Dinge schafft, auch wenn einer nicht danach ist

Schreibe einen Kommentar
Arbeiten / In eigener Sache
Neon-Schriftzug "Time is Precious" an Gebäudewand. Foto: Joe Hu/Unsplash
Wir kennen das alle. Wir haben eine Aufgabe, die wirklich wichtig ist, aber noch nicht dringlich. Sie ist groß, so groß wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit (im Akademischen) oder eine Projektstruktur (im Beruflichen). Und wir trauen uns nicht an sie heran. Was ist dann der Trick? Wer alles wissen will, liest den folgenden Link. Wer meine Interpretation und was ich mir daraus mitgenommen habe erfahren will, bleibt hier im Blog.

How to Get Things Done When You Don’t Feel Like It – ACM Queue:

Reserve an amount of time that is realistic for making progress—at least 30 minutes to an hour. This strategy is key for busy people or managers. If you don’t schedule the time to do meaningful strategic work, your time will fill up with tactical tasks.

(Du bist ja noch da? Wenn man einsichtsreiche Business-Texte verkürzt, kommen sie schnell in Spruchnähe, aber vielleicht ist das auch das Vorgehen in der Wissenschaft. Wir erhärten mal unsere tradierten Wissen mit ein paar Studien.)

Das ist einer der Gründe, warum ich vor ein paar Jahren den Konzern als Teamlead verlassen habe. Die Arbeit als individual contributor war mir abhanden gekommen. Das, was ich damals am liebsten gemacht habe – und wo ich mich reinstürzen konnte. Mir ist damals das passiert, was so vielen Experten passiert: Sie werden als umtriebigster Mitarbeiter aus dem Team zum Teamlead befördert. Leider hängt es stark vom Umfeld (besonders vom Manager darüber) ab, wie gut man diese Beförderung schafft. Mit meinen ersten beiden Jahren in der neuen Rolle bin ich nicht zufrieden. Warum? Ich wusste nicht, wie viel Zeit das Führen eines Teams braucht, um sich auf jeden richtig einzustellen. Denn jeder Mitarbeiter braucht im Rahmen der eigenen Führungsfähigkeiten eine andere Art der Führung. Der eine reagiert am besten auf Druck, der andere braucht die lange Leine. Dazu gibt es viele Bücher, aber die habe ich nicht gelesen. Keine Zeit, teilweise kein Interesse, teilweise kannte ich sie nicht. Und die vielen Teamgespräche, die notwendig sind, sorgen dafür, dass die konzeptionelle Arbeit bis abends liegen bleibt. Erst als ich begriffen habe, dass beides zusammengehört UND ich meinen alten Job loslassen muss, wurde ich (glaube ich) zu einem besseren Chef.

Das mit dem Futter in Bücher finden hole ich jetzt nach und nach nach. Eines der für mich wichtigsten Konzepte ist das, was die Basecamp-Gründer und immer-noch-Chefs über ihr Arbeiten schreiben. Das spricht mich an und ich glaube, dass viele jüngere Mitarbeiter so ein Arbeiten mittlerweile schlichtweg erwarten. Vor allem in der Berufen, die auch in Deutschland eine Zukunft haben – kreative, technische und innovative.

Was sagt also dieser Tipp: Fortschritt braucht Zeit. Für mich reicht zum Beispiel eine halbe Stunde nicht aus, damit ich motiviert bin, etwas anzufangen. Ich habe meinen Kolleginnen gesagt, dass ich auch mal einen halben Tag gar keine Mails lese. Wenn sie dringend etwas brauchen, sollen sie mich bei Slack stören. Das funktioniert im Home Office und im Großraumbüro. Ja, es ist immer noch eine ungewollte Störung, aber das ist mein Kompromiss. Ein Tool weniger, das ständig nach Aufmerksamkeit schreit. Mails kann man hassen, aber sie erlauben immer noch das asynchrone Arbeiten. Ich komme zu der Mail, wenn ich das will.

Zwei Stunden, am liebsten drei hätte ich gern – von morgens Früh bis zum Mittagessen. Danach lasse ich mir gern die Aufmerksamkeit zerfetzen von all den kleinen Microtasks, die andere für mich haben und die ich mir selbst in diesen Planungssitzungen gemacht haben. Sitzungen, mir fällt kein anderes Wort dafür ein. Ich setze mich hin und schreibe auf, was mir einfällt. Dann strukturiere ich nach diesem Zu-Papier-Bringen das, was zu tun ist. Das alles habe ich mir aus der Getting-Things-Done-Technik abgeschaut und adaptiert, so wie es für mich funktioniert. Dazu gehört auch, dass ich nicht mehr mehrere To-Do-Listen pflege, sondern nur noch eine in Todoist. Auch die Aufgaben in Outlook bleiben leer. Schlimm genug, wenn Outlook mir meinen Kalender diktiert.

Jetzt aber zurück zu den Mails.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert