Es gibt jetzt zwei Bücher über die Entstehungsjahre von Twitter. Wenn man nur eines lesen will, sollte man sich für Hatching Twitter von Nick Bilton entscheiden. Nick Bilton ist Kolumnist bei der New York Times. Wenn man etwas mehr Hintergrund haben will, auch eine gefärbte Version der Geschichte, dann kann man gern noch das Buch von Biz Stone dazu nehmen. (Der ist der Witzbold bei Twitter gewesen. Das ist nicht so ernsthaft wie das andere.)
Nick Bilton hat mit Hatching Twitter eins der besten Silicon-Valley-Bücher geschrieben. Für mich gehört das auf die gleiche Stufe wie „In the Plex“, die Google-Geschichte von Stephen Levy. Oder auch wie das vor kurzem erschienene „The Hard Truth About Hard Things“. Ein paar Gedanken zum Buch, das jeder lesen sollte, der mal in einem Startup gearbeitet hat oder mal in einem Startup arbeiten wird. Bald gibt es das auch als TV-Serie.
Mit Freunden arbeiten
Die Gründer von Twitter waren Freunde. Auch mit Betonung auf waren. Jack Dorsey, Biz Stone und Ev Williams kennt jeder. Aber da war noch der etwas erratische Noah Glass mit dabei. (Der geht beim Lesen übrigens schneller auf die Nerven, als dass seinen Mitgründern auffiel.) Bilton hat recherchiert, dass eigentlich Glass den Namen Twitter gefunden hat, und dass er mit dafür verantwortlich war, dass aus der Firma Odeo Twitter hervorgegangen ist. Wer mit Freunden eine Firma gründet, ist selbst schuld. Das bleibt hängen. Auch wenn das Unternehmen ein riesiger Erfolg war. Es ging auf Kosten der Freundschaften. (Keine Angst, alle sind Millionäre geworden. Das tröstet, nehme ich mal an.)
Produktentstehung
Hackathons sind toll. Nach diesem Buch wird es noch mehr Hackathons in Startups geben. Denn Twitter ist das Produkt eines Hackathons gewesen. (Das Startup stand mit dem Rücken zur Wand und er CEO war auf der Suche nach neuen Ideen für ein Produkt, mit dem man die Wende schaffen könnte.)
Ein ungewöhnlich langer Hackathon, von Evan Williams ins Leben gerufen. Zwei Wochen lang, so lang wie ein normaler Sprint. Jack Dorsey und Biz Stone haben in den zwei Wochen das Produkt mit den Status-Updates und der tiefen mobilen Integration aus dem Boden gestampft. Am Ende war es zwar nicht funktional, aber die Präsentation zeigte schon 80 Prozent der Produktlogik. Die 140 Zeichen oder weniger kamen übrigens später.
CEO, Bitch
Ich meine das nicht so, wie das Mark Zuckerberg mit seiner legendären Visitenkarte für das Silicon Valley geprägt hat. Sondern der Job als CEO ist ganz schön hart. Und lang hat sich bisher keiner der CEOs von Twitter am Ruder halten können. Dick Costolo macht das am längsten, mittlerweile seit vier Jahren. Vorher war alle zwei Jahre Stühlerücken. Da wurde intrigiert, was das Zeug hielt. Mal mit dem Board, mal im Board. Wilde Sachen, weil wohl allen irgendwann klar war, dass sie das tolle Blatt, das man mit Twitter hatte, nicht verspielen wollte. Am wenigsten sympathisch kommt dabei Jack Dorsey rüber, aber ein CEO muss auch nicht sympathisch sein.
Steve Jobs
Die Mädels bei Germany’s Next Topmodel kennen die Sendung, seit sie klein sind. Sie wollen auch mal Topmodel werden. Jungs, die programmieren können, wollen so werden wie Steve Jobs. Der konnte das zwar eigentlich nicht, ist aber dennoch ihr Idol. Jack Dorsey treibt das auf eine besondere Spitze. Dorsey hat gefühlt alles gelesen, was man über Jobs lesen kann. Er spricht sogar wie Jobs, hat Zitate zu seinen eigenen gemacht. Sogar einen eigenen Kleidungsstil hat er kreiert, um seinem Idol ähnlicher zu sein. Was würde Steve tun ist nicht nur bei Apple eine wichtige Frage.
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