Vor kurzem hat ein Freund von mir ein Foto bei Facebook von einem dramatischen Wolkenbruch über Berlin gepostet. Mein Kommentar: „Kanzleramt has fallen“.
Meine Metaphern hole ich mir oft aus dem Kino, in diesem Blog habe ich auch schon über die Eiskönigin geschrieben und meinte etwas ganz Anderes. Nicht-Eltern kennen „Die Eiskönigin“ als „Frozen“.
20 Jahre nach Independence Day kommt jetzt die Fortsetzung ins Kino. Jemanden beim Guardian regt das zum Nachdenken an:
Was kommen wir von Filmen über Massenzerstörung nicht los?
Why are we hooked on films about mass destruction? | Film | The Guardian: „The film’s key moment, its money shot, is the obliteration of the White House. It has subsequently been imitated and parodied to the point where it now seems innocuous but, at the time, Emmerich and Devlin struggled to get the sequence past executives at Fox. „
(Via.)
Ich glaube, es sind nicht nur Filme. Solche mehrere hundert Millionen Euro teure Filme brauchen als Zielgruppe junge Männer zwischen 15 und 25, sonst spielen sie ihr Geld an der Kinokasse nicht ein. Warum? Weil junge Kinobesucher häufiger sind als ältere, wie die FFA festgestellt hat. Man sieht das nicht so richtig auf den Charts, die ich aus dem Berichtsband der FFA entnommen habe:
Seit Transformers sind echte Geschichten noch weniger wichtig geworden als sie es im Actionkino je waren. Sie sind oft genug eine Aneinanderreihung der effektvollen Visualisierung von Storyboards. Bei Mad Max Fury Road ist das etwas anders, aber den habe ich an dieser Stelle zum Meisterwerk erklärt. Da fiebert der Zuschauer wirklich mit Furiosa und ihren Schützlingen mit.
An dieser visuellen Fixiertheit hängt das. Klar kann man auch Bombenangriffe auf endlose Maisfelder in den USA oder die Steppe in Sibirien zeigen. Aber wenn die Chinesische Mauer zerbröckelt, arbeiten wir uns damit als Zuschauer auch gedanklich am Zeichenvorrat der Welt ab. Wenn ich den Angriff von Außerirdischen oder einen anderen kosmischen Event verfilmen müsste, würde ich mir auch die Liste der 100 meistbesuchten und meistfotografierten Sehenswürdigkeiten geben lassen und außerdem die Liste der UNO-Weltkulturerben auf Kinotauglichkeit (und Bekanntheit) checken. Filmemachen ist auch in dieser Hinsicht mit SEO-Ansätzen zu vergleichen – kennt das jeder? Würde jemand danach suchen (und der Film ergänzt“, wenn es weg wäre?“)
Auch Bücher hängen an der Zerstörung der Welt
Glücklicherweise gibt es bei den geeigneten Romanvorlagen jetzt aber Nachschub im Hard-Sci-Fi-Genre, das die Zerstörung der Welt vorhat. Meine aktuelle Lektüre verdanke ich Bill Gates, der auch mit seinen Buchempfehlungen auf seiner Website Affiliate-Millionär werden könnte. Und zwar ist das „Seven Eves“, ein Bestseller von Neal Stephenson. Der Stephenson, der auch Cryptonomicon geschrieben hat. Das Buch lese ich jetzt auf meinen zahlreichen Zugfahrten und wenn ich die Kinder ins Bett bringe. Damit ich keine Sehnenscheidenentzündung vom Halten eines solchen Schmökers bekomme, natürlich in der Kindle-App entweder auf dem Smartphone oder auf dem Kindle-Fire-Tablet.
Die Geschichte ist kurz erzählt: So etwas wie eine Kugel zerschlägt den Mond in sieben Stücke. Wie Billardkugeln stoßen diese Teile über die nächsten Jahre zusammen, dass sich große Brocken lösen und auf die Erde knallen. Dabei löschen die alles Leben auf der Erde aus. Die Menschheit hat zwei Jahre Zeit, um sich auf Raumschiffe ins All zu flüchten. Eine große, globale Anstrengung folgt. Aber auch im All sind die Gefahren für die Menschen, die übrig sind, nicht vorbei. Die Bruchstücke des Mondes sorgen nach wie vor für zusätzliche Gefahr zu Vakuum, Kälte, Hitze und Strahlung.
Was ich an dem Buch mag, ist die einleuchtende Sachnähe der Story. Bis auf den auslösenden Event, das Zerspringen des Mondes in Einzelteile, die „Seven Eves“, wird alles erklärt. Wie funktioniert das mit der Weltraumstrahlung. Warum ist das bergmännische Abbauen von Rohstoffen im All aus Asteroiden eine gute Idee. Warum sind Frauen für das Leben an Bord eines Raumschiffes besser geeignet als Frauen. Warum bricht der Aktienmarkt völlig in sich zusammen, wenn es auf das sichere Ende der Welt zugeht. Warum ist Selbstmord eine natürliche Sache in Anbetracht des sicheren Todes. Das Buch ist schonungslos unsentimental.
Die Filmrechte sind schon vergeben: Ron Howard, der Regisseur von „Apollo 13“, will den Stoff verfilmen. Die fast 900 Seiten wären wahrscheinlich in einer Mini-Serie besser aufgehoben, mal sehen.
(Warum das Bild von der Golden Gate Bridge: Einer der X-Men-Filme zerstörte die nach allen Regeln der Filmkunst.)