Gib deiner 404-Seite Persönlichkeit

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Relaunch

Es gibt eine Zeit im Lebenszyklus einer Website, an dem der Fehlerseite für den Statuscode 404 besondere Bedeutung zukommt: am Tag nach dem Relaunch. Oder wenn die Website noch in großen Releases erneuert wird: am Tag nach dem Release. Die Grundregel lautet: Es kann immer etwas schiefgehen, und wo etwas schiefgehen kann, geht es auch auf unerwartete Weise schief.

Das passiert auch den ganz Großen: Spotify hat vor kurzem ein neues Produkt für seine Werbekunden vorgestellt. Und aus irgendwelchen Gründen führte der Link, den ich aus meinem Feedreader ansteuerte, in die Leere. Aber bei Spotify hat sich jemand Gedanken gemacht, wie man mit diesem Fall umgeht. Ein lustiges Motiv, und ein paar Links werden angeboten. Ich denke, Spotify hätte das noch weiter personalisieren können – also, falls man mich schon kennt, weil ich in der Web-App eingeloggt bin, sollte man mir meine Lieblingstitel anzeigen. Aber das gäbe nur das plus hinter der 1, die sich der Streamingdienst verdient hat.

Fehler passieren, daher bin ich immer dafür, für erwartbare Fehler Schadensbegrenzung zu betreiben. Natürlich ist es noch besser, wenn nie ein Nutzer je eine 404er Seite zu Gesicht bekommt. Aber es passiert. Und dann sollte auch diese Fehlerseite zur Identität der Marke passen. Eine Serverfehlermeldung ist etwas das Allerschlimmste.

Bei ProSieben habe ich bei einem Relaunch besonderes Gewicht darauf gelegt, dass wir eine markenaffine 404er Seite gestalten. Und fast noch wichtiger: dass die auch zum Relaunch-Tag fertig ist. (Ja, heute macht man so große Relaunches nicht mehr, aber manchmal ist es einfacher, das Team auf das große Projekt zu verpflichten als auf einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung am Produkt.) Glücklicherweise war das ein sehr erfahrenes Team, und die wollten die Seite auch haben. Die Gründe sind nämlich mannigfaltig, warum an den Tagen nach einem Release die Fehlerseite weit mehr Traffic erhält als üblich.

  • Kampagne mit falscher URL ist gestartet
  • Kampagnenparameter werden falsch übergeben
  • Launchpartner hat noch Links aufs Testsystem im Livesystem gelassen
  • URL-Struktur hat sich geändert, und die SEO-Verantwortlichen haben ein paar Seiten übersehen
  • 301er-Server ist überlastet
  • und
  • und 
  • und.
Die gleichen Probleme kann man sich natürlich auch bei Releases einhandeln. Wenn auch meist nur in eng umgrenztem Maßstab. Da hilft es, sich bei der Planung der Releases Gedanken zu machen, was alles kaputt gehen könnte. In eingespielten Teams hat man das in einem Review schnell beisammen.
Die Seite sollte auch regelmäßig gepflegt werden. Einmal im Jahr einfach auf die Seite gehen, passt das noch? Sind die Gesichter, die auf der 404-Fehlerseite für meine Marke stehen, noch für das Unternehmen tätig? Habe ich vielleicht etwas Jahreszeitliches verwendet, was in höheren Zyklen ausgetauscht werden muss? Hier helfen Serientermine im Kalender, oder Aufgaben im Backlog oder der Aufgabenverwaltung weiter.

Absichtserklärung

Wenn ich mal groß bin, werde ich meine Erfahrungen mit Relaunches zusammenfassen. Da könnte ich nämlich ein Buch darüber schreiben. Bisher habe ich es nur zu Konferenzen zum Thema geschafft.

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