Dagegen!

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Arbeiten
Nach Jahren langen Lamentierens und Leugnens muss ich heute feststellen und auch verkünden, dass ich ein Dagegen-Typ bin. Es ist jetzt nicht so, dass ich das heute erst bemerkt hätte. Andere haben das für mich bemerkt, die mit mir zu tun hatten. Und es scheint eine tief sitzende Veranlagung zu sein, denn sie wird mir im Privaten wie im Beruflichen gespiegelt.

Wie äußert sich dieses Dagegen? Wenn mir jemand einen Vorschlag macht, kann ich den erst mal nicht annehmen. Schlimmer noch: Wenn jemand Kritik äußert, sei sie noch so berechtigt, gehen bei mir erst mal die Scheuklappen runter. Ich werde wütend. Ich weise alles ab.

Ein ehemaliger Chef von mir hat mir das in einem Mentoring-Prozess recht klar benennen können. Er hatte Recht. Seitdem arbeite ich daran. Dadurch, dass ich dieses Prinzip in mir immer wieder erlebe, kann ich es isolieren, benennen und aktiv dagegen anarbeiten. Das führt zu folgendem Verhaltensmuster bei mir: Erst mal nicke ich höflich zu der geäußerten Kritik, dann widerspreche ich heftig innerlich – wovon du wenig mitbekommen wirst. Dann arbeite ich die Kritikpunkte ab und nehme sie für mich an. Im nächsten Gespräch oder Milestone wirst du dann hoffentlich merken, dass ich meine Position geändert habe. Die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation haben mir geholfen, das für mich zu operationalisieren.

Warum habe ich mich lange dagegen gewehrt, diese Einsicht über mich wahrhaben zu wollen? Es ist einfach keine schöne Erkenntnis, feststellen zu müssen, dass man vorhersehbar reagiert. Manipulative Chefs haben das ausnutzen können, um mich zu Höchstleistungen anspornen zu können. Da war mir das am Anfang meiner Karriere noch nicht so bewusst wie heute. Heute läuft der Kontrolljob im Kopf immer mit. Wenn es dir doch mal begegnen sollte in der Kommunikation mit mir: Lass uns darüber reden. Beim ersten Mal sage ich noch Ne/Nein/Du Depp!, beim zweiten Mal bin ich dann offen.

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