Besuch im Lego House

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Eltern / Lego
Lego House in Billund (Luftaufnahme) Foto: Lego

Was ist eigentlich „Lego House“?

Ein wahnsinnig unterschätzter Song von Ed Sheeran, den er viel zu selten spielt. (Naja, setlist.fm sagt, er habe den bereits 357 Mal live gespielt. Halt leider nicht auf dem tollen Gig in München, auf dem ich war.)

I’m gonna pick up the pieces
And build a Lego house
When things go wrong we can knock it down

Songwriter: Chris Leonard / Ed Sheeran / Jake Gosling
Songtext von Lego House © Sony/ATV Music Publishing LLC, Warner/Chappell Music, Inc

Zwei Bedeutungen hat Lego House, und seit 2017 ist dies eben auch dieses Zentrum direkt in der Innenstadt von Billund, das von oben aussieht wie ein Haufen Legosteine – und von innen auch. Es ist eine Mischung aus Flagship Store und Museum und Spielhalle, und es ist vor allem der wichtigste Markenbotschafter, den Lego noch hat. Denn die Legoländer (also die bekannten Parks) haben die Billunder an eine Private-Equity-Firma verkauft, als der Absatz mit den Klötzchen ins Stocken kam und sich die Firma neu erfinden musste – was ihr dann ja auch gelungen ist.

Die Probleme von Lego sind die von Fanta: Niemand über dem Alter von 13 und unter dem Alter von 30 will gefühlt das Zeug noch haben. Offenkundig bin ich eine Ausnahme, aber die bestätigt die Regel. Und alle fünf bis zehn Jahre spielt eine komplett neue Generation mit den Steinen – oder eben nicht. Vor dem „oder eben nicht“ hat man in Dänemark Angst. Auch wenn man, wie zum Beispiel in Deutschland, der größte Spielwarenhersteller ist.

Von den zehn meistverkauften Spielwarenprodukten in Deutschland stammen allein vier von Lego, drei davon aus der Technic-Linie.

Ein dänisches Architekturbüro hat das „Lego House“, das neue Zentrum der Steine entworfen, und so nennt sich das Besucherzentrum auch: „Home of the Brick“, Heimat des Steins also.

Stein ist in Lego-Sprech der hohe Stein mit den charakteristischen Noppen, egal ob 1×2 Noppen groß oder größer. Jeder Elternfuß kennt die Dinger, vor allem im Dunkeln. Selbst Lego sind die Schmerzen bekannt. Lego Frankreich hat vor einiger Zeit sogar Hausschuhe für diesen Zweck verkauft. [https://www.coolthings.com/brand-station-lego-slippers/]

Wenn man das Oeuvre der Architekten so betrachtet, sieht es aus, als hätten sie mit ihren treppenförmigen Dachkonstruktionen nur jahrelang für diesen einen Auftrag in der Kleinstadtmitte geübt. Siehe Berg-Gebäude in Orestad (https://en.wikipedia.org/wiki/Mountain_Dwellings), 8 Haus in Orestad (https://en.wikipedia.org/wiki/8_House)

Aber dann: Wir üben alle noch Lego bauen – ein Leben lang. Selbst die Adult Fans of Lego, oder AFOLs, wie sich die Erwachsenen, die immer noch ein Herz für Lego haben und ihre eigenen Fantasien bauen, die so genannten MOCs – My Own Creations. Die haben auch einen Bereich, in dem sie den besonderen Bautechniken und den gelungenen Modellideen frönen können. Einige der bekanntesten AFOLs wurden nach ihren Lieblingsmodellen gefragt – und diese werden seitdem hinter Glas ausgestellt. Mit dabei ist auch einer meiner Lieblinge, der Wall-E aus der Lego Ideas-Reihe.

Im „Lego House“ steht das nach eigenen Angaben größte Lego-Modell der Welt, die Lego-Version eines Lebensbaumes. Er ist im zentralen, offenen Treppenhaus der Kulminationspunkt der Blicke, an ihm entlang geht man hoch in dem sehr museumsartigen Gebäude. Museumsartig in der Hinsicht, dass es sich bei den meisten Räumen um einen weißen Kubus handelt. Wenn die Spielsachen mit Noppen nicht wären, könnte man sich in einem Museum für moderne Kunst wähnen. So werden denn auch die drei Dinosaurier in der Kollektion der Meisterstücke präsentiert: raumhoch, gut beleuchtet, und von allen Seiten einzusehen. Übrigens sieht man am späten Nachmittag im Sommer mehr, weil dann die ersten Familien mit ihren Kindern bereits den Heimweg angetreten haben.

Im Schnellrestaurant (früh Tisch reservieren! Gerne mal Wartezeiten von 45 Minuten und mehr) Mini Chef kochen, so verrät die Sitzanweiserin, Lego-Minifiguren selbst. Und weil die nicht lesen können, muss man den Menü-Wunsch aus Lego selbst bauen. Das ist sehr geführt, auch Fünfjährige können das – leider ist das Essen nicht ganz so kinderfreundlich, wie man das sonst aus der Legoland-Welt kennt: Die Pommes sind mit Kräutern statt mit Salz gewürzt. Meine Begleiter haben das nicht angerührt. Statt Nuggets gibt es Hähnchenschenkel – mag nicht jedes Kind. Aber das wird sich auch noch finden. Schließlich arbeitet man erst seit zwei Jahren an der perfekten Umgebung im Lego House.

Da Kinder von heute auch digitale Belustigung erwarten, haben sich die Lego-Macher ein integriertes Besuchskonzept ausgedacht. Die Kreationen, die in den verschiedenen Bau-Ecken entstehen, können fotografiert werden und werden dann automatisch im Account des Besucher-Armbandes gespeichert. Meine Jungs haben das geliebt! Auch das Trickfilmstudio, in dem ein Stop-Motion-Film gedreht werden kann, ist oft stark besucht. All das wird so eng geführt, dass es einem Erwachsenen vielleicht langweilig werden könnte, aber für die Kinder ist damit das Erfolgserlebnis garantiert. Das hat auch etwas Gutes.

Für weniger als 30 Euro Eintritt ist das „Lego House“ nicht nur an regnerischen Tagen eine Alternative zum Legoland, finde ich. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt hin. Und staunen, aus was für einer kleinen Stadt diese Weltmarke mit den vier Buchstaben kommt. Wer noch Zeit hat, kann auch ins dunkle Archiv mit der Firmengeschichte hinabsteigen – das ergibt Fotos für einen weiteren Post.

Hier ein paar Eindrücke, offizielle Presse-Bilder sind das:

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