Kolbermoor: der Tag nach dem Jahrhundert-Hochwasser

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So war es: http://www.youtube.com/watch?v=X7DVQx7ZA_k

Heute ist es schon viel besser. Die Mangfall hat vielleicht noch 60 Prozent des Wassers, das sie gestern führte. Heute habe ich mir den Damm zum ersten Mal angeschaut. Gestern wollte ich a) nicht im Weg stehen und war b) mit dem Sichern des eigenen Hauses beschäftigt. Der Wasserstand der Mangfall ist um einen Meter auf vier Meter gesunken.

Die Bundeswehrsoldaten räumen wieder die Sandsäcke weg auf Paletten, zwei Bagger fahren sie auf den Parkplatz am Freibad. Kolbermoor kehrt ganz langsam wieder zur Normalität zurück. Teile der Straßen direkt an der Mangfall werden bereits wieder mit Strom versorgt, einige Häuser sind auch am Montagabend noch ohne Strom. Im Fenster stehen Kerzen, die Menschen stehen auf der Straße, rauchen, wollen die letzten lichten Augenblicke des Abends genießen. Der Strom war für heute Abend versprochen, jetzt heißt es, es könnte Morgen werden.

Zwei Rosenheimer Stadtteile stehen noch großteils unter Wasser, Schwaig und Oberwöhr. Die Notquartiere bleiben geöffnet. Viele finden heute Abend noch mal den Weg raus an den Deich, wo heute alles sehr ruhig scheint. Wo am Wochenende dutzende von Radlern entlangfahren, sind es nur ein paar. Keine Autos fahren vorbei. Dieselgestank hängt in der Luft, er kommt von den Pumpen und Aggregaten, die für ein bisschen Strom sorgen. 15 Zentimeter dicke Rohre, nein, es sind Schläuche, laufen über die Straße. Die Feuerwehr hatte am Morgen Anwohnern davon abgeraten, nach Hilfe zu rufen, wenn der Keller nur ein paar Zentimeter unter Wasser stünde. Hier hat es die meisten schlimmer getroffen, ab der Brückenstraße sieht es flussabwärts nicht gut aus. Die Böschung weist einige Lücken auf, hier wird Treibgut den Damm aufgerissen haben.

Dort ist auch die Stelle, wo es in der Nacht von Sonntag auf Montag hieß, der Damm sei gebrochen. Das Wasser war an der niedrigsten Stelle des Deiches tatsächlich über die Ufer getreten. Der Garten der denkmalgeschützten Gebäude, die zum Teil vor kurzem erst restauriert wurde, steht unter Wasser. Die zweite Brücke über die Mangfall, direkt am alten Friedhof, ist immer noch gesperrt. Selbst Fußgänger werden umgeleitet.

Heute Abend kommen dann die Tränen, so eben lassen sie sich noch unterdrücken. Die Soldaten grüßen freundlich, wir grüßen zurück. Auch ein Danke rufen wir ihnen schnell hinterher. Uns ist nix passiert. Für unseren zweijährigen Sohn ist es eh ein großes Abenteuer gewesen. Hubschrauber über dem Haus, die den Wasserstand kontrollieren. Ein Traktor, der Sandsäcke bringt, muss rückwärts aus der Einfahrt ausparken. Ein gutes Dutzend Einsatzfahrzeuge vom Roten Kreuz auf dem Supermarktparkplatz.

Die Bundeswehrsoldaten rücken weiter, ihr StUffz hat gerade das Weiterrücken befohlen. „Materialaufnahme, nächster Abschnitt.“

Normalität beginnt immer einen Meter nach dem anderen. Es werden tausende Sandsäcke sein, die heute und morgen noch weggeräumt werden müssen.

~

In eigener Sache

An dieser Stelle möchten wir allen Freunden, Verwandten und Kollegen danken, die an uns gedacht haben. Wir wurden überwältigt von eurem Interesse und eurer Anteilnahme. Uns geht es gut, unserem Haus ist nix passiert, ein bisschen musste die Pumpe im Heizungskeller laufen. Bei meiner Frau in der Arbeit sieht es schlimmer aus. Dort haben wir noch kein ganzes Bild, aber die hunderte von Sandsäcken, die wir dort am Sonntag aufgeschichtet haben, haben ihre Arbeit getan. Jetzt hoffen wir auf die Elementarversicherung.

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