Filmkritik „Die Schöne und das Biest“ (2017)

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Film

Hach, was ist Emma Watson schön!

Longbottomen ist ja mittlerweile ein Wort – für Jungs aus der Besetzung der Harry-Potter-Filme, die Männer wurden, und was für hübsche.

Alle, die mehr als Platitüden erwarten von diesem Text, sind jetzt hoffentlich weg. Ich fühle mich bei Musicals wie diesem eh etwas seltsam, wenn ich wirklich belastbar die Qualität des Filmes beurteilen soll. Das ist bei Komödien auch ähnlich, da steht und fällt die Wirkung des Films mit der Synchronfassung. Belle (Emma Watson) singt auf Deutsch ganz nett, das Biest hingegen nicht so. 

Vor einigen Wochen bewarb Netflix auf seiner Startseite (die natürlich in den HÖCHSTEN Tönen und BUNTESTEN Farben personalisiert ist) die Zeichentrickversion von „Die Schöne und das Biest“, den ersten aus der Reihe der großen Erfolge von klassischen Disney-Filmen in den neunziger Jahren. Alle Kolleginnen, die auch bei Netflix sind, haben das auch angezeigt bekommen.

Mein Favorit war während dieser Disney-Renaissance in den 90ern übrigens nicht „Der König der Löwen“, sondern „Aladin“ – wohl auch wegen der Stimme von Robin Williams (er sprach den Geist aus der Flasche). Die Lieder kann ich heute noch mitsummen, obwohl ich den Film mindestens ein Jahrzehnt nicht gesehen habe.

Und der alte Film „Die Schöne und das Biest“ ist dramaturgisch erstaunlich ruppig. Einige Längen, einiges ging mir zu schnell. Da ist das Real-Life-Action-Remake in 3D schon etwas ganz Anderes. In einer verlässlichen Geschwindigkeit bewegt sich der Film, wirklich auf handwerklich herausragendem Niveau. Aber irgendwie wollte bei mir der Funke nicht überspringen. Viele Details sind wirklich bezaubernd:

  • Etwa wenn Belle durch den Garten des verwunschenen Schlosses geht und als gelber Fleck in der Ferne verschwindet – da verlässt sich Regisseur Bill Condon („Gods and Monsters“, zwei Twilight-Filme/-Teile) allein auf die Kraft des Bildes. Warum ist das kein inniger Moment? Weil die Continuity gepennt hat: Die Entfernung zwischen der Schönen und dem Biest verändert sich mehrfach in dieser Szene. Das ist kein Jumpcut, sondern Schlamperei, die sich in einem so teuren Film einfach lieblos anfühlt.
  • Im Original-Zeichentrick ist das Highlight die 3D-animierte Tanzszene von Belle und dem Biest – im großen Saal des Schlosses. Da schimmert alles, die Lichtstimmung passt, wie bei einem Krönungsparteitag einer Demokratie. Es ist der Moment, in dem sich der letzte Rest von Spannung zwischen den beiden löst. Die andere Art der Animation in dieser Szene bleibt aber auch eine Art Fremdkörper, weil es so anders aussieht. Im Remake arbeitet die Musik stark auf diese Auflösung hin, aber filmisch wird keine andere Ebene betreten: Alles bleibt glatt und geht seinen Gang.
  • Im Original sind die Figuren Karikaturen, vor allem die Bösen – Gaston und sein Buddy/Mitläufer Le Fou. Erstaunlicherweise gewinnt Gaston ein wenig Charakter. Er ist immer noch ein frauenverachtender Macho, der am liebsten mit seinem Spiegelbild Kinder haben würde, das sei klar gestellt. Aber Luke Evans schafft es, der Figur trotz aller Überzeichnung noch einen menschlichen Charakter zu geben.

Ich freue mich nach dem handwerklich tollen Film jetzt auf das Remake von „Aladin“ und vor allem auf „Untitled Disney Fairy Tale (Live Action)“ (Variety-Bericht zur Filmstartsankündigung). Der kommt 3x 2019 ins Kino, und einmal im Jahr 2020. Mindestens.

Das war Ironie.

Wertung: 3,5 von 5 computeranimierten Haushaltsgegenständen

P.S. 3D ist natürlich auch bei diesem Film absolut überflüssig. Immerhin hatte ich mal ausnahmsweise eine Brille, die ich über meinen großen, bebrillten Kopf bekommen habe – und fast gar nicht beschlug. Im Abspann finden die Macher eine schöne Idee, Schrift gemeinsam mit kleinen Vignetten der Figuren zu kombinierten. Wenn man endlich seine 3D-Brille loswerden will, gibt es hier noch mal was zum Staunen. (Bis dahin war mir vor allem der Star-Wars-Schriftzug aus dem Trailerblock im Kopf geblieben. Und Schiff/Speere/toter Vogel aus dem „Fluch der Karibik“-100-Trailer.)

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