Wenn es nur das Setdesign wäre. Aber das war sicher nur das Ergebnis eines Pitches. Den stelle ich mir für „Blacklist“ (RTL, seit 23.1.) ungefähr so:
Das Schweigen der Lämmer als Serie, aber im X-Men-Style.
Wie schlägt sich das also im Setdesign nieder? Nachdem sich der Protagonist Raymond Reddington (James Spader) dem FBI gestellt hat, bringt das ihn in einer hochgeheimen und sicheren, nicht ganz so offiziellen Einrichtung unter. Die hat mehr mit dem Verlies für Magneto aus X-Men zu tun als mit einer herkömmlichen Straftanstalt. Viel Plastik, wenig Metall. Wenn Reddington Besuch bekommt, wird die Zelle von ihm weggefahren. Er selbst bleibt fest gebunden an einem Stuhl dort sitzen. Natürlich in einem makellos sitzenden Anzug. Sogar einen Hut hat er immer dabei. Das ist der X-Men-Teil. Und die Konnotation mit Magneto sorgt noch zusätzlich dafür, dass klar ist: Das hier ist ein Bösewicht.
Die andere Seite des Pitches ist die mit Hannibal. Menschen isst er jetzt nicht gerade, zumindest nicht bis Folge 2. Aber auch ansonsten ist das Setup so, wie wir das vor 20 Jahren mit Dr. Lecter und Clarice Starling sahen. Da haben wir den Mann im besten Alter, also die mittleren Jahre hat er schon hinter sich. Ein bisschen feist, ein bisschen sehr selbstgefällig, er könnte Vater sein, wenn er nur der Typ zum Vatersein wäre. Und das Wunderkind im Dienste des Gesetzes. Self-made Wunderkind mit merkwürdigen Familienverhältnissen, die nicht gleich ganz klar sind. Wie bei Clarice.
Genauso schlau wie der Typ hinter Gittern, nur nicht so skrupellos und auch nicht böse. Immer noch von den eigenen Fähigkeiten überwältigt, sie hat sie nicht wirklich im Griff. Aber ab und zu lässt diese Clarice – bei Blacklist heißt sie Elizabeth Keen – ihre analytischen Fähigketein wie Krallen blitzen. (Auch der Name ist so sprechend. „keen to learn“ ist eine stehende Redewendung und heißt wissbegierig.)
In der Pilotfolge wird noch ihr Love Interest eingeführt. Das ist überhaupt das Schöne an Filmen – da kann man auch mal auf so eine Nebenrolle verzichten. „Das Schweigen der Lämmer“ hat das gemacht. Und wurde mit einem Haufen Oscars belohnt.
Das Publikum hat RTL jetzt für Blacklist belohnt. Die ersten Quoten sind sehr vielversprechend. Mein Festplattenrekorder ist jedenfalls programmiert.