Filmkritik „J. Edgar Hoover“

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Film
Es gibt ein Schimpfwort in der Filmindustrie. Die Rede ist von Oscarware. Der Volksmund nennt das Oscar-Anwärter. „J. Edgar Hoover“ von Clint Eastwood fühlt sich danach an. So ernst und wundervoll gestaltet ist alles. Aber anders als bei der toll ausgestatteten Lebenslauf-Groteske Benjamin Button fühlt sich das nicht echt an und es rauscht an einem vorbei. Ok, Rauschen kann man das nicht nennen. Eher so ein Nachtröpfeln als Erzählgeschwindigkeit.

Ich habe keine Ahnung, wann „J. Edgar Hoover“ herauskam, im Jahresverlauf seines Erscheinungsjahres. Aber ich möchte auf Dezember wetten, wann die Oscar-tauglichen Filme in Hollywood auf den Markt geworfen werden.

(Ich habe es inzwischen gegoogelt, es war in den USA:  Der deutsche Starttermin ist für die Oscar-Nominierung irrelevant, aber das wissen Sie alles.)

Dieser Film ist all das, was mit den Filmen, die auf Preise schielen, falsch ist. Machen wir mal eine Liste:

  • Maske, die so auffällig ist, weil sie DiCaprio um Jahrzehnte altern lässt.
  • Die Titelfigur ist ein Arschloch, und eines, das man nicht versteht. Aber anders als bei „Legend“ will ich das auch gar nicht wissen.
  • Die Ausstattung ist makellos. An ihr erkenne ich immer, in welcher Zeit der Film spielt.
  • Filmkörnung: Auch hier gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Epochen.
  • Besetzung: Bis in die kleinste Nebenrolle ist der Film toll besetzt. Auch wenn die Schauspieler nur ein paar Sätze zu sagen haben

Diese Filmkritik ist die erste, die ich geschrieben habe, ohne den ganzen Film gesehen zu haben.

J. Edgar ist die seltsame Namensform der Vornamen von Hoover, den man wirklich ein Muttersöhnchen nennen kann. Bis zum Tod seiner Mutter hat er bei ihr im Haus gewohnt. Und wir kriegen zwar viele Szenen der beiden mit, aber die Beziehung verstehen wir auch nicht. Wir denken uns nur, „Wow!“ – dass sie Dame Judi Dench bekommen haben. Aber auch das ist nur eine Nebenfolge von Besetzung toll.

Der Film lenkt geschickt davon ab, dass er eigentlich streng chronologisch erzählt ist. Bei der Länge des Lebens von Hoover wären auch andere Organisationsformen des Stoffes denkbar gewesen, aber allein FBI-Chef war  Hoover ja mehrere Jahrzehnte. Immer wieder unterbrochen wird der lange, ruhige Erzählfluss zu Flashforwards, in denen Hoover immer neuen Schergen/juniorigen Agenten sein Leben erzählt. Offenbar war das seine Art, sich immer gut aussehende Männer in sein Umfeld zu holen.

Followerpower: Kommt der Film noch mal aus dem Knick? Wir sind beinahe eingeschlafen, und wir fanden drei Filme aus dem Spätwerk von Eastwood wirklich toll: „Mystic River“, „Million Dollar Baby“ und „Gran Torino“.

Wertung: zwei von fünf gefühlten Stunden Laufzeit

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