Gescheiterte Startups sind auch alle gleich

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Startups
Oft lese ich Geschichten über das Arbeiten in einem Startup. Manchmal aus der Sicht des Gründers, dann wieder mal aus der Sicht eines Investors. Mal hat das Blogform, dann gibt es ein Buch dazu.

(Das Beste, das ich kenne: The Hard Thing about Hard Things, von Ben Horowitz. (Affiliate-Link))

Heute will ich mal aus eigener Sicht über ein Startup schreiben. Accelerated Learning ist ein Begriff, den ich mal gehört habe über das Arbeiten dort. Bekannter ist der vom „Validated Learning“ aus der Lean-Startup-Schule von Paul Ries.

The unit of progress for Lean Startups is validated learning-a rigorous method for demonstrating progress when one is embedded in the soil of extreme uncertainty.

Am Anfang steht die Idee. Und ob die sich auf dem Markt behaupten kann, kann nur der Markt beantworten. Natürlich brauchte der deutsche Medienmarkt 2008 kein weiteres Frauenportal. Wir haben mit fem.com trotzdem eins gestartet. Mit einem besonderen Clou: Wir haben das Geschäftsmodell von Glam kopiert und noch vor dem deutschen Start des Netzwerks nach Deutschland gebracht. Man nennt das auch das Rocket Internet-Modell der Samwer-Brüder.

(Die machen das inzwischen industriell in unfassbar kurzer Zeit. Im Grunde sagen sie: Die Idee hat sich schon bewiesen in anderen Ländern, jetzt rollen wir die Idee in einem anderen Markt aus. Auch wenn die Börse mittlerweile Zweifel am ewigen Up and Away der Projekte hat.) Glam heißt inzwischen Mode Media und hat das Modell vom Frauensegment auf andere Segmente übertragen.

2011 ist fem Media komplett an den Standort vom Konzern in Unterföhring gezogen, ich bin ausgeschieden und in den Konzern in eine andere Firma gewechselt.

Aus meiner Sicht war fem gescheitert, auch wenn es fem heute noch im Konzern gibt. Und zwar an mehreren Dingen. Das Wichtigste war: Als Publisher musst du dich vertikal integrieren. Du musst die entscheidenden Produktionsmittel selbst besitzen. Das ist etwa die Hoheit über deine Website, auch bei der Werbung. Wenn du das Produkt eines Dritten nur durchschleust, fehlt bei Display-Werbung ein entscheidender Hebel, um hohe TKPs mit Direktbuchungen zu erzielen. Der Adserver muss dir gehören, auch wenn die Technik von DoubleClick kommt.

Das ist auch genau der Punkt, den der AdTech-Leiter der Washington Post, Jarrod Dicker (Ex-HuffPo, Ex- vor kurzem in einem Podcast bei Digiday erwähnte:

but publishers should be willing to build their own (ad) tech where necessary.

That’s what has led to the growth of Red, the Post’s internal product arm behind products like Fuse, ad tech that lets users open ad units and stay within the app, like Facebook Instant Articles. “The benefit is we want to make advertising faster,” he said. “We have a full commitment to make our content faster already. Now we have to figure how to build ads that will make money.”

Und der Vertrieb ist ein weiterer Punkt, an dem man zusätzliche Erlöse erzielen kann. Das hat leider mit den kleinen Kampagnen, die auf eine so kleine Marke wie fem kamen, nicht funktioniert. Zusätzlich: Der Markt war 2008-2010 nicht reif für das Native Advertising, das wir gemacht haben. Sehr kleinteilig waren die Kampagnen, zur Umsetzung brauchte man Entwickler, Projektmanager – da blieb wenig Marge hängen. Buzzfeed hat das Geschäft mit Native auf ein komplett neues Level gehoben. Wer den Buzzfeed-Community-Editor mal gesehen hat, sieht, wie günstig Buzzfeed solche Integrationen verkaufen kann. So ähnlich stelle ich mir auch den echten Editor vor. (Wer mir den mal zeigen will, ist gern willkommen. Dafür komme ich auch nach Berlin oder anderswo hin.)

 

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