Die Zukunft sehen

Schreibe einen Kommentar
Amazon / Arbeiten / Auto
Eine Luftaufnahme der Amazon-Mündung. Foto: ESA/Flickr
Wenn ich eine Einsicht in das habe, wie man mit dem Internet oder mit Software Geld verdienen kann, kann ich sicher sein, dass

a) ein Business-Development-Team bei den Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon daran bereits gedacht hat und den Markt betreten hat (GAFA) SOWIE

b) dass Ben Thompson das bei Stratechery schon vor Jahren die Strategie analysiert, auf den Punkt gebracht hat und bis in die weite Zukunft vorausgedacht hat.

Ben Thompson ist ein Ein-Mann-Blog-/Unternehmensberatung-Unternehmen. Er schreibt über die digitale Veränderung, und zwar fast ausschließlich lange Texte, und zwar aus Taiwan. Vorher war er bei Apple, Microsoft und Automattic. Er kennt also die Techszene.

Exkurs 1: Wie lang sind die Texte von Ben Thompson?

Dafür habe ich den öffentlich zugänglichen Teil seiner Webseite mit Screaming Frog gecrawlt und auf die HTML-Dokumente gefiltert. Anstatt die Wörter mit dem Bleistift zu zählen, verlasse ich mich auf die Statistik in Screaming Frog: Damit habe ich alle Artikel aufgelistet, die einen 200er-Status-Code hatten, eine Jahreszahl in der URL (das sind seine Beiträge) und nicht das Wort Podcast in der Headline. Dann kommt man auf eine Durchschnittslänge von 1248 Wörtern. Das ist sehr, sehr lang, im Internetvergleich. Die meisten der Einträge sind zwischen 900 und 1000 Wörter lang. Vielleicht ist das sein Zielwert?

Kommen wir zu seiner Kolumne, die diese Einsicht b) in mir reifen ließ.

Amazon Go and the Future – Stratechery by Ben Thompson:

Some, certainly, see this as a problem: what about all the cashiers? What about all the truck drivers? What about all of the other jobs that will be displaced by automation?

Das ist eine sozialdemokratische Frage: Was ist denn eigentlich mit den Lastwagenfahrern?

In den USA ist Lastwagenfahrer einer der häufigsten Jobs. Manche sagen, der häufigste in vielen Staaten, aber mit Platz 14 immer noch weit vorne.

Derzeit sind wir noch auf der anderen Seite eines Schweinezyklus (ist es wirklich einer? Thompson würde mich ohne Belege damit nicht durchkommen lassen): Fahrer werden gesucht. Etwa eine halbe Million Kraftfahrer gibt es in Deutschland, und wie wir schon bei der Fernbus-Expansion gelernt haben, gibt es davon zu wenige. Der Job wird schlecht bezahlt, die Mitarbeiter sind oft von der Familie entfernt, der Job ist stressig und gefährlich.

Fahrzeugführung ist der dritthäufigste Job bei Männern (mit Bussen, Taxis etc, nehme ich an.). Abgesehen von Chauffeuren: Wie viele davon brauchen wir noch in zehn, 20 Jahren, wenn selbstfahrende Autos, die wir dann nicht mehr so nennen werden, die Straßen dominieren?

Manchmal denken unsere Politiker ja an die Zukunft. So hat der kommende bayerische Ministerpräsident und Faschingsstreber Markus Söder versprochen, bis 2050 in allen Bussen WLAN zu haben. Hier ist er mal angebracht, ein Hashtag: #WTF

Inzwischen hat die CSU das anders formuliert, wie auch Buzzfeed meldet. Aber im Ernst: Busse brauchen im Jahr 2050 sicher keine Fahrer mehr. Was machen dann diese Busfahrer? Können wir die qualifizieren? Pakete bringen dann auch keine Menschen mehr, sondern Drohnen oder Roboter, denke ich. Was machen dann der DHL- und der Hermes-Mann? Können wir uns mal bitte über diese drohenden Probleme Gedanken machen? Wieder in Bildung, die zukunftssicher investieren? Ja, das ist viel wichtiger als GroKo. Unsexy, und langatmig. Aber zukunftsweisend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert