Bingeviewing – anders als gedacht

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Serien
9 Emmys für das Fernsehjahr 2015 gingen an Streaminganbieter.

Das neue Fernsehen, es bestimmt sich durch die Länge und narrative Qualität des Formates. Nicht mehr durch den Verbreitungsweg

Netflix und Amazon geben eigene Produktionen in Auftrag. House of Cards war für Netflix in Deutschland der Durchbruch, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Für Amazon war das Transparent.

Eine weitere Serie möchte ich heute hervorheben. Exotische Locations, bekannte Voice Actors, ein Stoff, der schon im Kino erfolgreich war. Die Rede ist natürlich von einer Marveldagascar-Adaption. Madagascar ist ein Zeichentrick-Franchise mit unangepassten Helden. Die Hauptfigur ist ein tanzverrückter, völlig zahmer Löwe, der in der Wildnis Afrikas nicht mehr zurechtkommt, seit er als Kind von dort weggefangen wurde. Seine Freunde sind ignorante bis neurotische Zootiere, die ebenfalls fernab der Zivilisation zwar mit den Reizen des Kontinentes etwas anfangen können, aber Hilfe brauchen – von Pinguinen, die schwer auf der „Ich bin nicht süß“-Bremse stehen.

Die mit Abstand nervtötendste Figur in „Madagascar 1-3“ ist ein überforderter Lemurenkönig namens Julien. Ich rede natürlich von der Netflix Original Production „King Julien“. Und ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr ich diese Serie hasse. Sie ist das Fernsehäquivalent von Angry Birds und Candy Crush: Mini-Krisen mit überraschenden Auflösungen. Wahrscheinlich ist das Storytelling gar nicht so weit entfernt von den zweiten und dritten Staffeln von House of Cards, je mehr ich darüber nachdenke.

King Julien ist ungefähr so rassistisch gezeichnet wie die indischen Figuren, die Kaya Yanar vor gefühlt 20 Jahren populär gemacht hat. Er spricht komisch, will immer nur Party machen – und durch Zufall stolpert er dann doch in eine annehmbare Lösung für sein Volk. Er ist eine Art Dick & Doof mit Fell, im Computer gezeichnet.

Die Tiere aus New York (fish out of water) fehlen diesmal, damit werden nur Motive aus Madagaskar erzählt. Und der Überlebenskampf der ach so dummen Affen ist irgendwann, so nach zwei Folgen, wirklich auserzählt. Ich habe sie jetzt schon zwei mal bingegesehen. Das muss jetzt wirklich reichen.

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