Mit der Auswahl von Wireframing-Software ist es nicht getan

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Das Internet müsste ein schönerer Ort sein. Natürlich, Bewegungen wie Svbtle und Medium sind ganz stark darin, Schreibplattformen besser aussehen zu lassen. Auch die Google Font Library und Typekit machen die Blogwelt schöner. Typographie ist geradezu Trend geworden. Immer mehr Seiten laufen auf WordPress, wo schon die Default Themes professionell sind. Immer mehr Entwickler entdecken den Charme von Bootstrap für sich, Bootstrap-Theme-Generatoren gibt es wie Sand am Meer.

Und auch da, wo Webseiten oftmals ihren Anfang nehmen, beim Wireframing, hat sich in den letzten Jahren eine Menge ereignet. Natürlich ist es immer noch so, dass man als echter Profi gelten kann, wenn man Axure beherrscht. Die Szene hat sich aber in diverse Clubs aufgeteilt. Die einen sind Fans von Balsamiq, gerade weil das Tool auf Pixelgenauigkeit keinen Wert legt. Für die anderen ist die Comic-Sans-haftigkeit dieser Anwendung ein Problem. Ich bin für meinen Teil seit Jahren froh, das Tool mit der wohl niedrigsten Hürde fürs Prototyping zu besitzen und arbeite immer wieder gern damit, für eine halbe Stunde am Stück jedenfalls. Darüberhinaus wird es viel einfacher, mit der komfortablen Master-Verwaltung mit Axure weiter zu arbeiten.

Die Lernkurve bei Balsamiq ist relativ flach. Einer meiner letzten Blogposts musste als Erinnerung herhalten, wie schnell man mit Balsamiq jetzt Mockups erstellen kann. Leider ist auch das Erzeugen von klickbaren Prototypen damit nicht so leicht. Ich hasse den Begriff Web 2.0, aber das Abbilden von unterschiedlichen Statuszuständen ist mit bildbasierten Programmen immer schwierig. Da gilt das Gleiche, was man auch als Kritik an Photoshop als Vorlagenlieferant äußern kann. Angeblich gibt es Plugins, aber damit habe ich mich nie beschäftigt. Hotgloo und andere haben diese Art der Arbeitsweise nachzubauen versucht.

Und diesen typischen Handschrift-Style wird man bei OmniGraffle mit etwas Aufwand auch hinkriegen, da gibt es die passenden Stencils bei Graffletopia oder Keynotopia. Die Swiggly Lines wie bei XKCD sind einfach cool.

Die Auswahl des eigenen Programms ist wichtig. Sie muss zur Arbeitsweise passen. Als ich vor einigen Jahren in einem größeren Relaunch-Projekt mit dem Wireframing begonnen habe, hatte ich einige Tage Zeit zum Einstieg in eine neue Software. Axure war damals das Mittel der Wahl, mit dem auch Berater auf dem Projekt gearbeitet haben. Es bringt den Vorteil mit sich, dass man sehr gut im Team an den Entwürfen arbeiten kann. Man kann dabei einzelne Seiten auschecken und überarbeiten und dann committen. Der Workflow ist denen von Subversion oder Git gar nicht unähnlich.

So habe ich von einem großen Projekt in München erfahren, bei dem InDesign benutzt wird. Damit wurden dann hunderte von Wireframes in Kapiteln abgelegt. Die Begriffe allein lassen mich erschaudern. Aber wenn der Kunde klassische Deliverables haben will, dann soll er sie haben, mitsamt massiver Dokumentation.

Aber dann beginnt es mit der Kreativität. Und da scheint es meiner Meinung nach zu hapern. Die Zahl der Tools sollte nur einen Bruchteil der kreativen Energie ausmachen, der in diesem Feld steckt. Ich habe zur Recherche der Tools auch schon wieder drei Stunden gebraucht, um diesen Artikel zu beginnen. Nicht die zwei Tage Tool-Auswahl entscheiden am Ende, sondern die 20 oder 30 Tage, die man fürs Konzept und die Wireframes gebraucht hat. Und wie immer: Wenn du noch nicht genau weißt, wohin du willst, beginne mit dem Skizzieren auf Papier. Noch besser Whiteboard. Dann können andere gleich schon mit arbeiten.

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