Filmkritik „Looper“

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Film
Filmkritiken über Zeitreisenfilme wie „Looper“ sind schwierig. Zu leicht ist man in Versuchung, einige der Sprünge durch die Zeit vorwegzunehmen. Spoiler sind kaum zu vermeiden. Bei einem arglosen, sinnlosen und wertlosen Film wie „Jumper“ mag das noch angehen, bei „Primer“ wäre das sträflich. „Interstellar“ habe ich noch nicht gesehen. Der ist einfach zu lang für einen elterlichen Filmabend auf der Couch mit einer schlafverträglichen Zubettgehzeit.

(Warum müssen diese Filme eigentlich alle auf -er oder -ar enden?)

Was in anderen Sci-Fi-Filmen mit Texttafeln erledigt wird, wird in „Looper“ durch ein Voiceover der Hauptfigur gemacht – das Setup. (Ich liebe Expositionen, und vor allem so schnörkellose wie hier.) Joseph Gordon-Levitt spielt den Looper Joe und erklärt, was Looper so tun.

Was ist ein „Looper“?

Looper sind Handlanger von Gangstern der Zukunft. Spät im 21. Jahrhundert werden Zeitreisen möglich. Aber sie werden auch gleich wieder verboten. In gut zu filmenden, leer stehenden Warenhäusern betreiben Gangster die aber wieder. Es ist angeblich unmöglich geworden, jemanden in der Zukunft zu töten, ohne vom Staat dafür belangt zu werden. Aber Gegner kann man immer noch in kühltruhengroße Geräte stecken und 30 Jahre zurück schicken. Dann nimmt sie jemand wie Joe in Empfang, verpasst ihnen eins mit der Schrotflinte und entsorgt die Leiche.

Auch Gangster haben einen Kodex. Der Stumpfheit des Tuns entflieht man mit schnellem Sex, schnellem Geld und leicht verfügbaren Drogen. Das ist in „Goodfellas“ so, in „Gangs of New York“, in „Legend“.

Irgendwann packt dann den Verbrecher das Gewissen, so will das die Moral des Zuschauers. Das Syndikat sieht das kommen, wahrscheinlich gibt es auch dafür RFID-Chips unter der Haut oder etwas Entsprechendes. Und dann wird der Vertrag beendet: Der Looper muss sein zukünftiges Ich umbringen. Auch in der Zukunft ist Auftragskiller also ein Beruf mit einer kurzen Lebenserwartung. Aber sie haben die Rechnung ohne Joe gemacht, also ohne das ältere Ich von Joe, das Bruce Willis spielt.

Zeitreisenfilme sind noch mehr als andere Genres darauf angewiesen, dass man über seinen eigenen Unglauben hinwegspringt („Suspension of disbelief“). Das schafft „Looper“ mühelos, und das liegt auch an der hochkarätigen Besetzung. Gordon-Levitt hat in den Interviews zum Fi,start viel darüber erzählt, wie er sich darauf vorbereitet hat, den großen Willis in jung zu spielen. Wenn sich die beiden Joes begegnen, und das müssen sie, sonst gäbe es nicht die volle Zeitmaschinenpunktzahl, setzen sie sich gegenüber, extreme Close-ups auf die Augen und sie sind dann sehr pragmatisch. Kein Gelaber von den endlosen philosophischen Verwicklungen – die sind kein gutes Kinos. Das hat Autor und Regisseur Rian Johnston ganz richtig erkannt. (Oft geraten diese Erklärszenen ungefähr so filmisch wie das Gekritzel von Russell Crowe auf einer durchsichtigen Wand wie in „A Beautiful Mind“. Man fragt sich die ganze Zeit, wie man das gedreht hat und warum er eine Glastafel in seinem Büro hat. Damit wird die ganze Illusion gesprengt.)

Der Film hat so manche Schwächen, etwa wenn er Emily Blunt, die starke Farmerin als in der Sonne liegendes Sexsymbol mit sexy Schweiß ausstellt. Das muss nicht sein, sie ist auch so das Herz des Films. Oder die Nasenprothese, die Joe jung tragen muss, um mehr so auszusehen wie Joe alt. Die hält davon ab, ihn als Figur ernst zu nehmen – das muss aber nicht sein, wie man an der Nase von Nicole Kidman alias Virginia Woolf in „The Hours“ gesehen hat. Bruce Willis bekommt einen Signature Move mit Maschinenpistolen, das ist augenzwinkernd gemeint, sprengt aber den Rahmen des Films. Wie so oft in Autorenfilmen ist hier nicht noch einmal der Regisseur glättend über das Material gegangen. Manchmal ist das gut so, diese Momente stören in dem ansonsten ansprechenden Film.

TL;DR

Wenn Zukunft und Gegenwart zusammenkommen, entdeckst du ganz neue Seiten an dir, Looper Joe.

4 von 5 Silberbarren.

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